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psy•cho•path
'siko,paTH/

A person with an antisocial personality disorder, manifested in aggressive, perverted, criminal, or amoral behavior without empathy or remorse.

Die Luft war klirr und kalt. Das fahle Licht, welches von dem Mondschein auszumachen war, der hell am Himmel schien, drang durch die dunklen Äste, die einen silbrigen Schimmer bekamen. Es kroch langsam an den Stämmen hinab und zerfloss am Boden wie ein einziger Schatten. Seltsame Stille, die den gesamten Wald in ihren mächtigen Klauen hielt, wurde durch ein Knarren unterbrochen. Und obwohl das leise Geräusch, welches nur undeutlich auszumachen war, nur leicht in einer kaum wahrnehmbaren Brise schwankte, richtete es alle Aufmerksamkeit auf sich. Mitten in der Umgebung gab es jedoch noch ein weiteres Geräusch, das voller Angst und Panik ertönte; Ein lauter Schrei, der die Verzweiflung in sich trug und schier endlos durch die unendliche Dunkelheit jagte, wie ein Beutetier, auf das sich im nächsten Moment ihre Jäger stürzen würden. Der Klang dieser unbekannten Stimme war zuerst das einzige Zeichen von Leben, dass es in diesem scheinbar niemals enden wollenden Gefängnis aus Finsternis und Hoffnungslosigkeit gab. Der Ort, um den es sich handelte, wirkte verlassen und uneben. Doch lange würde dieser Funken von Lebenshauch nicht halten, in einem Gebiet wie diesem war es praktisch unmöglich, zu überleben. An einem Gebiet wie diesem brach Verstand und Wille. Inmitten dieses Wahnsinns regte sich jedoch eine Gestalt, von der Schritte auszumachen waren, lauter denn je. Näher. Sie kamen mir näher. Mit jedem Atemzug verschnellerten sich meine Schritte. Meine Augen waren weit aufgerissen; Auf der Suche nach etwas, was sich von der trostlosen Umgebung unterscheiden würde. Meine Atmung beschleunigte sich bei jeder einzelnen Bewegung. Die Angst pulsierte in meinen Ohren. Hinter mir konnte ich immer wieder Schritte wahrnehmen, undeutliche Stimmen ertönten sich und ließen mich jedes Mal zusammenzucken. Kurz verharrte mein Körper an Ort und Stelle, als ein lauter Schuss den Wald durchschnitt. Sofort rannten unzählige Tiere in ihren Bau, als würden sie von ihrem Feind gejagt werden. Was war das? Warum musste so etwas mir passieren? Erschöpft lehnte ich mich gegen einen Baum und presste meine Hand auf meinen Mund, um keinen Laut von mir zu geben. Durch die Panik atmete ich schwer und die ersten Tränen wanderten über meine Wange. Sie suchten mich. Sie waren hinter mir. Entgegen meiner Erwartungen, herrschte einen Moment lang Stille. Ich konnte nur mein rasendes Herz spüren und die kurze, unnatürliche Stille. Wieso hörten sie auf, zu laufen? War es vorbei? Suchten sie mich nicht mehr? Nicht einmal leise Stimmen konnte ich in der trockenen Luft wahrnehmen. Einige Sekunden lang blieb ich wie eingefroren stehen. Doch ich durfte nicht stehen bleiben. Nicht in dieser Situation! Ohne zu wissen, wohin mein Weg mich führen würde, zwang ich mich dazu, zu laufen. Jede Bewegung fühlte sich falsch an. Das Gefühl, noch immer beobachtet zu werden, ließ einfach nicht nach. Das einzige, worauf ich hoffte, war die Gesellschaft friedlicher Menschen, die mir helfen würden; ganz gleich, aus welchem Grund sie hier wanderten. Ich wollte endlich die Nähe und Sicherheit spüren, nach der ich mich sehnte. Ich hatte solche Angst. Wie Efeu rankte sich dieses Gefühl um meine Kehle. Nervös schluckte ich, versuchte keinen auffälligen Ton zu machen. Mein einziger Wunsch war, irgendwie dieser Furcht zu entkommen, ganz egal wie. Angetrieben von einer eiskalten Panik, die wie ein Jäger in meinem Brustkorb saß und nur auf den kleinsten Fehler wartete, um mich in ihren pechschwarzen Schlund zu ziehen. Ein furchtbar eisiger Schauer durchfuhr meinen Körper, zitternd stellte ich mir vor, wie diese Männer aus der unberechenbaren Dunkelheit erschienen, ihre Hände meinen windenden Körper umfassten und mit zu sich trugen. In den Ort, den ich so sehr fürchtete. Ich würde alles tun, um nicht erneut dorthin zu kommen. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, als ich erneut Schritte wahrnahm, sie plötzlich wie aus dem nichts kamen. Stellte ich mir das nur vor und machte mir mein Verstand einen Streich, oder wird meine Vorstellung wahr werden? Bemüht, keinen einzigen Ton von mir zu geben, schloss ich meine Augen und betete innerlich, dass ich mir das nur eingebildet hatte. Noch immer verstand ich nicht, was ich getan hatte, um an solch einen Ort zu geraten. Ich hatte es nicht verdient, hier zu sein und das durchmachen zu müssen! Wieso durfte ich nicht einmal frei sein? Wenigstens für einen einzigen Moment ohne in ständiger Angst und Furcht zu leben. Mein Magen krümmte sich zusammen, als die Schritte lauter wurden. Kam jemand auf mich zu? Ich hatte meine Arme an meinen Kopf gepresst und die Augen immernoch fest geschlossen, ich wollte das alles nicht wahrhaben. Ich hatte doch alles versucht. Alles. Alles, was ich getan hatte, war, den anderen zu verdeutlichen, dass sie nicht auf die Manipulation dieser Arschlöcher reinfallen durften. Welche Person mit einem gesunden Menschenverstand würde sich auch in seinen Entführer verlieben, der sie bloß ausgenutzt und missbraucht hat? Niemand, der ganz bei Sinnen ist, dachte ich und unterdrückte ein ängstliches Schluchzen. Mein Herz hörte nicht auf, zu rasen und die Panik stieg bei jedem weiteren Schritt an. Ich biss meine Zähne zusammen, um das fürchterliche Weinen zu unterdrücken, und stellte mir dabei den wütenden Gesichtsausdruck meines Entführers vor. Diesmal würde er keine Gnade zeigen. Ich musste zugeben, ich hatte diesen Mann unterschätzt und genau das war mir zum Verhängnis geworden. Wenn ich nur damals achtsamer gehandelt hätte, würde ich jetzt nicht zitternd hier sitzen; auf mein trauriges Schicksal warten. Wenn ich nur an diesem einen verdammten Tag aufmerksamer wäre, hätte ich selbst ein normales Leben führen können. Meine Eltern würden sicher stolz auf mich sein. Nichts lieber hätte ich getan, als meine Mum vor diesem Ereignis in den Arm genommen zu haben. Ich bereute es so sehr, es nicht getan zu haben. Aber was hatte ich bekommen? Hände an meiner Kehle, die mich jeden Moment ohne mit der Wimper zu zucken umbringen konnten. Messer und Klingen an meiner dünnen Haut, vor denen ich mich bis heute fürchtete. Ohne meinen Gedanken ein Ende zu geben, nach welchem die finstere Gegend verlangte, spannte sich jedes meiner Körperteile an. Heißer Atem strich an meinem Nacken. "Sieh an, wen haben wir denn da? Du weißt doch, dass ich dich finden werde. Immer" Bei dem Klang der eigenartig ruhigen, aber umso gefährlichen Stimme, erstarrte ich sofort. Ich wollte schreien, flüchten, mich umdrehen, alles aber nicht das, was ich tat. Mein Körper erstarrte wie Eis. Ganz dicht hinter mir konnte ich ihn ausmachen. Der Mann, weswegen ich hier war. Der Mann, der mich um jeden Preis wollte und geschworen hatte, mich zu finden. Immer. Rasch konnte ich spüren, wie sich eine kalte Hand auf meine nackte Schulter legte. Meine Augen waren noch immer fest verschlossen und ich hatte nicht vor, diese zu öffnen. Verdammt, ich wollte nicht wahrhaben, was gerade geschah. Auch wenn ich diese Berührungen gewohnt war, konnte ich nicht anders, als anfangen zu schluchzen. Es gab etwas an diesem Mann, was mir einen Schauer durch den Rücken jagte und ich wagte es nichteinmal, in seine zynische Miene zu schauen. Ich traute mich nicht, auch nur ein Wort an ihn zu richten, ehe ich dazu aufgefordert wurde. Seine rauen Finger glitten unter mein Kinn und mit einer ruckartigen Bewegung drückte er mein Kinn in seine Augen. "Darling, ich habe dir doch beigebracht, mir in die Augen zu schauen, wenn ich mit dir rede", flüßterte er bedrohlich und auch wenn ich nun wirklich keine Zeit hatte, um seine Anforderung zu ignorieren, konnte ich ihn nicht anschauen. Meine Angst war in dem Moment größer als alles andere. Selbst als mein Verstand. Ehe ich etwas von mir geben konnte, kuffte ein gewaltiger Schlag gegen meine Wange. Es brannte fürchterlich, doch ich wollte ihn um keinen Preis die Freude geben, Schmerzen zu zeigen. Er liebte es, wenn ich Schmerzen zeigte. Unwillig öffneten sich meine Augen und ich sah direkt in das Gesicht meines Entführers. Shane Sullivan. Der Name brannte jedes Mal wie Feuer in meinem Kopf. Ich hatte ihn bereits schon einmal gehört, als ich noch klein war, wirklich klein. Schon damals konnte ich durch ein Gespräch, welches ich heimlich gelauscht hatte, erfahren, dass der Name dieses Mannes für mehr Angst und Schrecken gesorgt hatte als ich es mir jemals vorstellen konnte. Natürlich hatte er kriminelle Hintergründe und ich wollte schon als Kind nicht verstehen, wieso man so war wie er. Dass ausgerechnet ich an diesen Shane geriet, hätte ich mir niemals im Leben vorstellen können. Der Name eines Mannes, der es gewagt hatte, unendlich Blut fließen zu lassen, ohne sich um die Folgen seines grausigen Handelns zu scheren. Als hätte Shane von meinem Gesicht genau ablesen können, wie viel Panik ich vor ihm hatte, zierte sich ein Grinsen auf seine Lippen. Kein freundliches Grinsen, sondern eine gefährliche Maske, die mich unheimlich abschreckte. "Ich weiß, wie viel Angst du vor mir hast, mein Engel. Du brauchst es nicht immer zu verstecken. Es macht mich so an, weißt du?"
Verunsichert zuckte ich zurück und legte meine Beine an meine Brust an, als würden diese mir Schutz geben können. "Wie... Wie hast du...?"
Amüsiert legte Shane seinen Kopf schief und starrte mich mit seinem leeren Blick an. "Du kannst vielleicht dein Weinen unterdrücken, aber dein Zittern lässt es mir zu, die kleinsten Bewegungen des Waldes wahrzunehmen. Wenn du wirklich vor mir flüchten möchtest, solltest du lernen, es zu kontrollieren, Schatz", hauchte er mir zu, während er sich durch seine schwarzen Haare fuhr, die ihm leicht über die Augen fielen. Sein Aussehen war unwiderstehlich, doch meine Angst siegte. "Nun komm nach Hause. Die anderen vermissen dich schon"

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