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Ein lautes Piepen hallte durch meinen Verstand, welches mich sofort dazu brachte, meine Augen aufzureißen. Voller Entsetzen starrte ich zur Tür, unfähig, aufzustehen und irgendeine Bewegung zu tun. Ängstlich starrte ich neben mich, kurz unwissend, wo ich mich befand und vorallem, warum. Erinnerungen fluteten plötzlich durch meinen Verstand, als mir langsam bewusst wurde, dass ich mich in dem fremden Haus von Männern befand, die ich nicht einschätzen konnte. Anscheinend hatte ich doch geschlafen; Nicht lange, aber dennoch mussten meine Augen irgendwann spät in der Nacht zugefallen sein, rein aus Erschöpfung meiner nicht enden wollenden Gedanken, welche sich wie Dornen in meinen Kopf gebohrt hatten. Meine Wangen brannten und fühlten sich ungewohnt heiß an, was sehr wahrscheinlich an den Tränen lag. Am vorherigen Tag hatte ich andauernd geweint, weil ich nicht wusste, wie ich sonst mit all den Dingen umgehen sollte.
Ein Zucken durchzog meinen Körper, als ich eine rasche Bewegung des Mannes neben mir wahrnehmen konnte. Das Piepen eines Weckers endete abrupt und zwei verschlafene Augen starrten mich an. Shane, genau, der Mann, der hier im Bett lag, hieß Shane. Ich verspürte einen Hauch von Respekt, als ich daran dachte, wie er mich am vorherigen Tag behandelt hatte. Ich hatte nur gefleht und gewimmert, als er meinen Kopf immer und immer wieder in das Waschbecken gedrückt hatte. Davon kamen vermutlich auch die pochenden Kopfschmerzen. Doch Shane hatte währendessen weder Mitgefühl noch irgendeine andere Emotion außer tiefe Wut und Hass gezeigt, während ich mir meine Seele aus dem Leib geschrien hatte. Ich fühlte noch immer seine rauen Hände auf meinem Körper, erinnerte mich daran, wie er mich immer wieder runtergedrückt und festgehalten hatte, damit ich keine Gelegenheit zum Fliehen hatte. Übelkeit krallte sich in meinen Magen und ließ ihn rebellieren, doch ich zwang mich zur Ruhe, ich würde nicht schwach werden, nicht sofort am Anfang des Tages. Sollte ich Shane am Morgen schon wütend machen, wollte ich nicht wissen, wie der nächste Tag für mich verlaufen würde. Und dennoch... Diese verstörenden Bilder von Gestern raubten mir schier den Verstand. Ich hoffte so sehr, dass ich wenigstens an diesem Tag eine Erklärung für alles bekommen würde. Oder zumindest das Wissen, dass ich bald entlassen werden würde. Ich hatte doch verdammt nochmal nichts getan! Nichts, an was ich mich erinnern konnte, jedenfalls. Ein junges Leben, was noch so viel vor sich hatte, so viel zu erkunden hatte, konnte man doch nicht einfach für immer auslöschen, unwiederbringlich zerstören und damit vielleicht sogar die Herzen der zurückgelassenen Menschen, die darum trauerten. Doch hatte ich überhaupt noch eine Familie oder Freunde, die mich vermissten? Es war nicht nur die jetzige Lage, die solche Gedanken in mir aufkommen ließen, sondern auch die Tatsache, dass Shane gerade in diesem Moment so wirkte, als wäre es das Normalste der Welt, mich hier bei sich zu behalten, auf dem Boden schlafen zu lassen und mich zu quälen. Ich fragte mich, wieso er ausgerechnet mich dazu nahm. Ob es wirklich etwas mit mir zu tun hatte und dieser Shane sich nun an mich rächen wollte? Wusste er vielleicht von Dingen, von denen ich keinen Hauch einer Ahnung besaß?
Angst pulsierte in meinem bebenden Leib, als der Mann mit den dunklen Haaren sich aufrichtete, mir dabei einige nichtssagende Blicke zu warf.
"Morgen, Nathan", sprach er mit einem herabblassenden Unterton, doch ich konnte ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel bemerken, als er aufstand, um sich Klamotten aus seinem Schrank zu holen. Die Sonne strahlte direkt in seine Richtung und ließ mir einen Blick auf seinen entblößten Oberkörper werfen. Muskeln spielten sich darauf ab, allgemein war sein Körper verdammt gut trainiert und doch nicht zu massig. Ob ich mich vor den Tagen, an die ich mich erinnern konnte, in ihn verliebt habe? Es wäre viel zu seltsam. Wieso sollte er mich dann jetzt zu behandeln? Außerdem war er mindestens 10 Jahre älter als ich. Erschrocken weiteten sich meine Augen, als ich eine größere Narbe an seinem Rücken erkennen konnte. So, wie diese Wunde aussah, war sie nichteinmal besonders alt und auch noch nicht komplett verheilt. Doch wer wusste schon, was alles in dem Leben dieses Mannes vorging? Ich entschied mich strikt dazu, meinen Mund zu halten. Ich wandte meinen Blick von ihm ab, als er sich ein einfaches schwarzes Shirt über sich zog und eine kurze, blaue Jeans anzog. Bei jeder weiteren verstrichenen Sekunde drehte sich mein Magen weiter um, vor Angst, was noch auf mich zukommen würde.
"Nathan." Ein Seufzen drang aus seiner Kehle, als er den Schrank vor sich schloss und sich zu mir drehte. Ich bemerkte seinen kühlen Blick und musste schlucken. Er fuhr sich mit seinen rauen Hände durch die leicht verwuschelten Haare und blickte dann wieder zu mir.
"Es ist ein Zeichen von Höflichkeit, mir zu antworten, wenn ich schon so nett zu dir bin.", sprach er mit seiner tiefen, mir bereits vertrauten Stimme.
Nett? Hatte er gerade wirklich zu mir gesagt, dass er nett zu mir wäre? Das glaubte er doch selbst nicht! Ich musste mich ernsthaft zusammenreißen, um ihm keine Antwort zu geben, die ihn noch wütender machen ließ.
"Eh, guten Morgen, Shane.", murmelte ich leise, bemühte mich, in seine stechend grünen Augen zu schauen. Doch ich konnte das leichte Zittern in meiner Stimme kaum unterdrücken, da ich so dermaßen unter Angst stand. Mir war schließlich nun bewusst, zu was er tatsächlich schonmal in der Lage war. Er würde mir vermutlich genau dasselbe wie Gestern antun, ohne mit der Wimper zu zucken.
Es hätte einfach nichts genützt, nach meinem eigenen Wille zu handeln. Zu groß war meine Furcht, dass seine Hände mich erneut packen und in das Badezimmer zerren würden, während ihn mein Flehen nicht interessierte, wie der Schmerz erneut nicht enden mochte... Die Bilder erfüllten meinen Kopf und seine Stimme dröhnte in meinen Ohren, bis ich meinte, nichts anderes mehr wahrnehmen zu können. Ich versuchte, tief ein und aus zu atmen. Doch getrieben von Hunger und Durst, dem Wahn nach Geborgenheit und Sicherheit würde doch selbst die stärkste Seele irgendwann verderben und das Wort erheben, nur um irgendwie diese Dränge zu befriedigen und Ruhe zu finden. Doch diese würde dieses arme Wesen in diesem Haus nicht finden, da war ich mir irgendwie schon sicher. Dieser Mann würde ihr Denken immer weiter zerstören, bis nichts mehr übrigbleiben würde, als eine gebrochene Seele. Ein kaputtes Etwas, welches es bereits aufgegeben hatte, ihren Willen zu bekommen, denn ihr Wille würde ihr nicht mehr gehören, sondern würde ganz allein in den Besitz des Monsters von Mann übergehen...
Ein eisiger Schauer fuhr durch meinen Körper, ehe mein dunkelblauer Blick wieder zurück zu Shane wanderte, der gerade ein Glas Wasser trank, mich dabei keine Sekunde aus den Augen ließ. Es ließ mich unwohl fühlen, doch ich traute mich nicht, etwas zu sagen.
"Wenigstens etwas. Wie geht es dir, Nathan?"
Bei seinen nächsten Worten fragte ich mich sofort, ob diese wirklich ernst gemeint waren. Vorsichtig, als würde ich bei jeder falschen Bewegung zerbrechen, zog ich meine Beine an meinen Körper heran und spielte mehr als nervös mit meinen Händen, fragend, welche Antwort die Beste wäre.
"Ich erwarte Ehrlichkeit", fügte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen hinzu, sah mich fordernd an. Er spielte mit meinem Verstand und das war ihm höchstwahrscheinlich bewusst, ansonsten würde es ihm nicht so viel Spaß machen, mir solche Fragen zu stellen, deren Antworten doch mehr als nur offensichtlich waren. Wenn ich mit "Gut" antworten würde, würde er mir das niemals im Leben abkaufen, doch wenn ich mit "Schlecht" antwortete, wollte ich nicht wissen, was in seinem kranken Verstand dann abgehen würde. Ob er ernsthaft enttäuscht wäre?
"Was denken Sie, wie es mir geht?", fragte ich stattdessen ruhig und blickte dabei auf den Boden, unwissend, wie er reagieren würde.
Ein leises, raues Lachen ertönte sich, verstummte aber sofort wieder. Wieso belustigte er sich bei jeder Kleinigkeit über mich?
"So sehr ich es mir auch für dich wünschen würde, mein Engel", fing er an, "So bin ich mir ziemlich sicher, dass es dir unfassbar dreckig geht. Du weißt gar nicht, wie witzig ich das finde."
Noch immer konnte man seinen belustigten Unterton kaum überhören. Ich holte einen tiefen Atemzug, erhob dann doch gewillt meinen Blick, um in sein grünes Augenpaar zu schauen. Es fiel mir ausgesprochen schwer, Blickkontakt zu ihm zu halten, doch vermutlich war das wieder für ihn so eine Art "Zeichen von Höflichkeit", also bemühte ich mich dazu.
Wie unter Zwang fuhr ich mit meinen Fingern, die sich seltsam kalt anfühlten, den Teppich unter mir entlang. Er war dunkelgrau, genauso wie das Bett neben mir.
Einige Schritte kam der schwarzhaarige Mann auf mich zu, beobachtete dabei jedes Detail meines Körpers, jede einzelne Bewegung. Ich glaubte in dem Moment, dass er sich selbst auf meine Atemzüge konzentrieren würde, so beobachtet und eingeengt fühlte ich mich.
"Wie dem auch so, du solltest duschen gehen. Ich zeige dir das andere Badezimmer", erklärte er und fasste mich ohne jegliche Vorwarnung am Handgelenk, weswegen ich auf etwas wackeligen Beinen aufstand und versuchte, mein Gleichgewicht zu halten. Mein Kreislaufsystem war dadurch, dass ich mich hier kaum bewegte, so ziemlich schlecht. Dunkle Punkte tauchten vor meinen Augen auf und ließen meine Sicht verschwemmen, doch ich bemühte mich zutiefst, einfach mitzugehen.
Meine Kopfschmerzen wurden plötzlich stärker, weswegen ich fest auf meine Lippe biss.
Er drehte sich aufeinmal um.
"Vor mich", befiel er und zerrte mich unsanft vor sich, was mir noch unangenehmer war, weil ich ihn so nicht im Blick behalten konnte.
Die Zimmertür wurde von ihm geöffnet und vor uns konnte ich wie am vorherigen Tag mehrere Gänge, die nach links, rechts und geradeaus führten, erkennen. Es schien endlos. Männliche Stimmen dröhnten in meinen Verstand, diesmal jedoch lauter, deutlicher. Es waren definitiv dieselben Stimmen wie Gestern. Worüber sie sich jedoch genau unterhielten, konnte ich nicht ausmachen, dazu waren sie noch zu undeutlich. Die Hände des Mannes hinter mir ruhten auf meinen Schultern und drückten leicht zu, bewegten mich in die Richtung, in die er mich führen wollte. Ich versuchte währendessen all die Gänge und Türen in meinem Verstand zu behalten und mir jedes kleinste Detail zu merken, doch es ging alles viel zu schnell. Zettel klebten über jeglicher Tür, beschriftet mit einer bestimmten Nummer. Ich konnte mir unter keinster Weise vorstellen, dass dieses Haus ein normales Familienhaus war. Es schien alles so.. Groß, beinah unendlich.
Es dauerte nur einige Sekunden, bis wir stehenblieben und Shane auf die Tür links neben mir deutete.
"Du hast 10 Minuten. Wenn du schreist, zu lange brauchst oder irgendetwas kaputt machst, wirst du bestraft. Verstanden?", drohte er mir. Ich spürte seinen Atem an meinem nackten Nacken und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Er klang ruhig und dennoch so verdammt gefährlich, was mir mehr Angst einjagte, als es sollte. Ich wollte nicht wissen, was für Ideen er alles besaß, mich zu bestrafen, weswegen ich sofort nickte.
"Wo sind Handtücher?", fragte ich stattdessen leise. Nachdem er plötzlich seine Hände von meiner Schulter nahm, zuckte ich aus Panik zusammen, er würde mich nun schlagen oder anders wehtun wollen.
"Ich hole dir welche. Bleib hier.", meinte er und verschwand tatsächlich in einem der anderen Räume, ließ mich alleine. Fahrig tastete ich über die Tür. Sie fühlte sich kühl und glatt an. Ich merkte dabei erst, wie sehr meine Finger zitterten, vor Angst oder vor Kälte. Vermutlich vor Beides. Ich nahm in diesem Moment der gefühlten Einsamkeit nur das Pochen meines Herzens war, die Schmerzen in meinem Kopf, die Kälte, die mich umgab und die Aufregung. Es war jedoch keine positive Aufregung, sondern eher die Unwissenheit, was mit mir hier geschah. Ich ließ meinen Blick durch die Umgebung schweifen und versuchte, irgendeinen vertrauen Geruch oder ein vertrautes Geräusch aufzunehmen, doch es schien alles fremd. Entgegen meiner Hoffnungen war dort kein Bild, kein Gedankenfetzen, nichts, außer der unaushaltbaren Leere, die ich anfing, abgöttisch zu hassen. Das Gefühl, dass mir hier etwas Schreckliches passiert war, ließ mich dagegen nicht los. Bei jeder weiteren Minute, die ich hier verbrachte, wurde das Gefühl stärker. Es drang in meine Knochen und kletterte von meinen Beinen zu meinem Hals hinauf, drückte furchtbar in meiner Kehle. Ob ich bereits vor einer bestimmten Zeit hier war? Aber wieso konnte ich mich dann an nichts erinnern?
Es ergab doch keinen Sinn.
Von hier nun wegzurennen, würde genauso wenig Sinn machen. Ich kannte mich hier, so wie es aussah, kein Stück aus und würde mich selbst bloß in die Leere führen, was mir nicht wirklich weiterhalf. Zwanghaft blinzelte ich etliche Male und kniff mir in den Arm, um vermeintlich aufzuwachen, weil ich die Hoffnungen hatte, dass das alles hier bloß ein böser Alptraum war und ich gleich aufwachen würde. Das wäre das Einzige, was Sinn machen würde. Doch ich spürte echten Schmerz, echte Gefühle und vorallem echte Angst, die man in einem Traum niemals spüren würde, da war ich mir sicher.
Stimmen. Wieder diese Stimmen. Diesmal klang eine davon lauter, deutlicher, vertrauter. Vertrauter! Sie schien mir tatsächlich irgendwie vertrauter. Doch es war definitiv nicht die von Shane. Es war eine, die ich noch nicht von hier kannte, aber sie schien mir trotzdem nicht so fremd wie die anderen Stimmen. Oder bildete ich mir das nur ein, weil ich mir so sehr wünschte, so etwas hier zu haben, wie Vertrauen, Sicherheit?
Eine Flut von Hitze durchnässt meinen Körper, trotz des Zitterns vor Kälte und Angst. Diese Stimme... Sie erinnerte mich an etwas. Ich hörte genau hin, versuchte herauszufinden, von wo genau sie herkam. Irgendetwas schwebte in meinem Kopf, etwas, was mit dieser Stimme zutun haben musste. Konzentrieren, ich musste mich bloß konzentrieren...
Sobald ich mich erinnern würde, würde es mir vielleicht ein Stück Wissen geben. Wenn ich mich erinnerte, konnte ich verstehen, wo ich war und mir selbst etwas Sicherheit geben. Doch ich war benebelt vor Aufregung und Angst, die sich so sehr an mich fesselten, dass ich mich kaum darauf konzentrieren konnte. Ich atmete tief ein und aus und versuchte die Schritte von Shane zu ignorieren, welcher gleich wieder bei mir sein würde. Ich musste mich beruhigen, ich würde es schaffen, ganz bestimmt.
Mein Blut brauste, meine Gedanken brachen abrupt ab. Selbst die Stimme scheint nicht mehr so nah zu sein wie zuvor und die Hoffnung auf mehr Wissen entglitt mir wie ein nasser Fisch, den man versuchte, mit bloßen Händen zu fangen. Genau in dem Moment spürte ich wieder die warme, große Hand auf meiner Schulter, die leicht an mir rüttelte.
"Nathan!" Als seine raue Stimme ganz nah erklang, zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich zu ihm um.
"Oh.. Danke.", murmelte ich verwirrt und nahm ihm die Handtücher ab, ehe ich in das Badezimmer verschwand.
Die Einrichtung war auch hier sehr edel und modern gehalten. Es schien, als hätten diese Männer hier unheimlich viel Geld, um sich das alles zu leisten. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
Ich hatte 10 Minuten Zeit, soweit ich mich wenigstens daran erinnern konnte, was er mir gerade gesagt hatte. Ich seufzte verzweifelt auf. Ich konnte gar nicht richtig denken. Noch immer versuchte ich, mir die vertraute Stimme immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wissend, dass es mir wirklich etwas bringen konnte.
Schnell wanderte mein Blick zu der Türklinke. Ich durfte die Tür zwar anscheinend schließen, doch den Schlüssel hatte er mir weggenommen. Als trat ein paar Schritte vor, um aus dem Fenster zu schauen, welches jedoch schwer verriegelt und, soweit ich wusste, aus sehr dickem Sicherheitsglas bestand. Was für Psychopathen... Einen wirklichen Blick nach draußen konnte ich mir ebenso leider nicht verschaffen, denn die Sicht durch das Glas schien mir viel zu verschwommen. So sehr ich mir auch wünschte, die Scheibe einfach einschlagen zu können, um von hier zu verschwinden, es wäre definitiv unmöglich. Ich sah mich weiter um. Alles an mir zitterte. Alles war so fremdartig. Selbst als ich mein Spiegelbild entdeckte, fragte ich mich für einen Moment, ob es bei der Person dort wirklich um mich handelte. Meine Wangen glühten, meine Augen schienen rötlich und es machten sich etliche, teilweise schon verheilte, Wunden auf meinem Körper bemerkbar, die ich zuvor nichteinmal bemerkt hatte. Meine Lippe war aufgeplatzt und meine Haare wirkten nicht gepflegt. Wie viel Zeit musste ich hier schon verbracht haben, dass ich so kaputt und zerstört aussah? Seltsame, wirre Gedanken hallten durch meinen Verstand. Doch ich durfte jetzt nicht mich mit irgendwelchen Dingen beschäftigen, ich hatte nur wenige Minuten Zeit und sollte duschen gehen. Schnell zog ich meine restliche Kleidung aus, trank jedoch noch mehr als genug aus dem Wasserhahn. Es fühlte sich unfassbar gut an, als das Wasser meinen Hals hinunter floss, als hätte ich tagelang nichts getrunken.
Zögernd trat ich unter die Dusche und ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen. Am liebsten hätte ich es niemals ausgestellt, denn das wärmende Gefühl brauchte ich in meinem Zustand mehr als jemals zuvor.
Während ich mit mit Duschgel eincremte und Shampoo auf meine nassen Haare verteilte, kam ich kaum darüber hinweg, um mir einen Plan auszudenken, von hier weg zu kommen. Vielleicht konnte ich Shane mit irgendeinem Gegenstand aus diesem Badezimmer außer Gefecht setzen.. Es würde schließlich reichen, wenn ich etwas hätte, was etwas schwerer wäre und dann müsste ich nurnoch neben der Tür warten und ihn so überraschen.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als ein lautes Klopfen ertönte. Wenn bloß ein Klopfen in mir solche Angst auslöste, wie sollte ich dann jemals bereit dazu sein, ihn bewusstlos zu schlagen?

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