Prolog: verurteilt

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»ICH WUSSTE NICHT, DASS DIE MINDERJÄHRIG WAREN, VERDAMMT!«

Der Blonde sprang aufgelöst von seinem Stuhl und schlug beide Hände auf den hölzernen Tisch.

»Herr Winterscheidt, würden Sie sich bitte setzen?« Sein Anwalt zerrte bereits an dem Ärmel des blauen Jackets das er trug, als der Richter seine Bitte äußerte und Joko dieser seufzend nachkam.

»So machst du dir nur Feinde, Joachim.«, flüsterte Elyas in sein Ohr, doch Joko reagierte nicht und starrte wutentbrannt auf seine Finger, die er auf der Tischplatte knetete. Er war da doch nur so reingeraten, dachte er sich. Es war doch total ungerecht, dass er hier saß, schrie die Stimme in seinem Kopf. Er wusste doch gar nicht, was er da tat.

»Die Kammer zieht sich nun zur Urteilsberatung zurück.« Mit diesen Worten stand der Richter auf und verschwand gefolgt von den Mitstreitern in einen Raum hinter dem Gerichtsaal. Joko's Atem verschnellerte sich von Sekunde zu Sekunde, seine schweißnassen Hände wischte er an seiner Anzugshose ab und Elyas versuchte mit sanften Druckbewegungen die Anspannung aus seinen Schultern zu massieren. Erfolglos. Es ging um seine Zukunft. Ob er davon kommen würde mit einer kleinen Geldstrafe, oder ob er einen Teil seiner Lebenszeit in einer dunklen, schäbigen Zelle absitzen musste. Der Gedanke trieb dem Blonden Schweißperlen auf die Stirn.

Es waren wenige Minuten, die sich aber wie qualvolle Stunden anfühlten, in denen Joko mit den Gedanken bei seinem Urteil war. Nach einer scheinbaren Ewigkeit betrat die Kammer den Gerichtssaal und alle Beteiligten erhoben sich von ihren Plätzen. Mit einer roten Mappe in der Hand räusperte sich der Richter und schaute ein letztes mal in die Runde, bevor er sprach:

»Im Namen des Volkes verkündige ich folgendes Urteil: Der angeklagte Joachim Winterscheidt ist schuldig des Drogenmissbrauchs und Drogenhandels an Minderjährige § 29 Strafgesetzbuch. Er wird deshalb zu 3 Jahren und 7 Monaten Haft verurteilt.  Bitte setzen Sie sich.«

Stille. Joko schlug die Hände vor dem Kopf zusammen. 3 ½ Jahre Knast. Für ihn unbegreiflich.

»Wir haben hier nach § 30 BtMG Strafmaß von 2-5 Jahren Haft die Entscheidung getroffen, dass 43 Monate Tat und Schuld angemessen sind. Wenn Sie das nicht so sehen, besteht die Möglichkeit innerhalb einer Woche Revision einzulegen. Doch für's erste ist die Hauptverhandlung nun geschlossen.«

Um ihn herum drehte sich alles, dabei saß er immer noch wie fest gewachsen auf seinem Stuhl und starrte in die Leere, währenddessen sich seine Mitmenschen erhoben und geordnet den Saal verließen. Bis auf Elyas. Dieser saß ruhig und gelassen neben ihm, strich ihm besänftigend über den Arm und hatte Mitleid. Ja, er hatte ernsthaftes Mitleid für seinen Klienten. Etwas, was nur sehr selten vorkam, denn nur weil man den Beruf eines Anwalts ausübte, hatte man noch lange kein Verständnis für Taten wie Mord oder Körperverletzung. Joko handelte mit Drogen, etwas, das er sich selbst zuzuschreiben hatte, darüber war sich Elyas im Klaren. Aber Joko wusste nicht, dass er an Minderjährige gedealt hatte. Ohne diesen Punkt wäre Joko wahrscheinlich mit einer Geldstrafe davongekommen.

»Du kannst immernoch Revision einlegen, Joachim.«

»Ach komm schon, wir wissen beide, dass das nichts bringt. Wenn das mein Schicksal ist, muss ich das so hinnehmen.« Das erste mal hatte Joko seinen Blick aus der Starre gelöst und schaute stattdessen seinen Anwalt an, der nervös auf seiner Lippe kaute.

»Tut mir leid, dass wir es nicht geschafft haben«, entschuldigte er sich, doch der Blonde winkte nur ab.

»Nein Elyas, nein. Du kannst da nichts dafür. Wenn es das Urteil ist, ist es das Urteil. 43 Monate sind doch nur ein paar Wimpernschläge.« Den letzten Satz betonte der Blonde ironisch, um die angespannte Situation zu lockern, doch Elyas und auch er selbst wussten beide, wie sehr er unter dieser Tatsache litt. Joko war immer ein lebensfroher Mensch, er genoss das Leben wo er nur konnte. Ja, er konsumierte gelegentlich Drogen und ja, er hatte für einen Freund gedealt, aber es war nie seine Absicht, Minderjährige da mit reinzuziehen. Doch er war unvorsichtig. Das war seine eigene Schuld. Und nun müsse er dafür büßen.

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Liebe Leser!

Das war erstmal nur ein Prolog für diese Geschichte. Die Kapitel werden in Zukunft natürlich deutlich länger. Ich habe mir noch kein/e Uploadtag/e ausgesucht, doch das werde ich noch. Selbstverständlich lasse ich euch diese wissen. Ich hoffe euch hat für's Erste der Prolog gefallen und ihr fiebert mit mir mit. Alle anderen die die Geschichte abbrechen: Danke, dass ihr hier wart und viel Spaß beim Lesen anderer Stories! Und damit - arividerchi! :)

take me out of jail 𓂻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt