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Wir haben uns nicht in dem Alter kennenlernt,
in dem sich alle kennenlernen,
die von da ab zusammenkleben,
weil sie sich unsterblich in einander verliebt haben
und deshalb beschließen,
zu heiraten.

Diese Leute waren alle schon so alt,
dass sie auch gute Seiten hatten,
in die man sich überhaupt verlieben konnte, bei uns war das grundlegend anders,
denn ich trug noch Windeln
und er fand Mädchen grundsätzlich doof.

Vielleicht wurde es für uns auch so schwer,
Gefühle neben tiefer Abneigung für einander zu entwickeln,
weil jeder erwartet hat,
dass sich da etwas zwischen uns entwickelt, das uns vereinen
und aneinander binden soll,
weil es allen Beteiligten so perfekt in den Kram passen würde.

Wer hätte es nicht gerne gesehen,
dass der charmante Sohn des einflussreichen Anwalts,
die hübsche Tochter der Unternehmersfamilie heiratet,
weil sie doch ein so schönes Paar
und eine unbestechliche Allianz bilden würden?

Das Problem dabei besteht darin,
dass er überhaupt nicht charamant ist,
jedenfalls nicht mir gegenüber,
und ich will gar nicht hübsch sein,
nicht für ihn
und nicht für meine Eltern.

Aber jeder Protest meinerseits wurde großzügig überhört,
ganz wie es seinem erging,
denn auch ihm geht es nicht anders, immerhin gab er einer anderen Frau bereits sein Wort,
sein Herz
und seinen Ringfinger,
den nun ich willenlos erobern muss,
weil unsere Eltern so wollen.

Viel zu früh stehen wir am Altar,
zwei tottraurige Seelen,
ich in dem weißen Kleid,
das viel zu viel Glitzer funkeln lässt,
dabei mag ich schlichte Eleganz
und er in einem Anzug,
ganz wie man ihn auf Beerdigungen trägt.

Der letzte Glockenschlag verkündet das Ende der Frist,
die wir erbittet haben,
als wir noch klein waren
und insgeheim hatte ich damals gehofft,
dass er einen Weg findet,
wie wir dem Ganzen entkommen können, aber er hat versagt,
ganz wie ich,
endgültig.

RomeoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt