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Es ist lächerlich,
so fühlt sich die Situation an,
als wir einander zunicken,
vorne am Altar,
genau dort,
wo sich tausende Paare um den Hals fallen, überglücklich,
bevor sie mit dem magischen Kuss das besiegeln,
über das sich alle Angehörigen freuen.

Das ist hier wohl ebenfalls so,
denn sie wollen immerhin,
dass wir einander wollen,
wir müssen uns begehren,
sollen eine Familie gründen,
aber wie,
wenn er eine Andere liebt
und auch ich an ihm nichts finden kann,
das mich überhaupt glücklich macht?

Mutter,
sag,
willst du nicht,
dass deine Tochter glücklich ist?
Willst du nicht,
dass ich den Mann liebe,
dessen Nachnamen ich tragen soll?

Vater,
hast du alles wirklich nur für das Geschäft gemacht,
bin ich der Preis,
den man zahlen muss,
den du gerne zahlst,
um noch mehr Einfluss zu bekommen?

Wir reichen uns die Hände,
wie Geschäftspartner,
bevor wir einander die Ringe anstecken sollen,
meine Hände zittern,
während bittere Tränen meine Sicht verschleiern,
als ich sehe,
dass sie ihm genommen haben,
was ihm alles bedeutet hat,
denn nur der helle Streifen an seinem Ringfinger zeugt davon,
dass der Platz,
den unsere Allianz nun einnimmt,
bereits besetzt war.

Noch vor Wochen hätte mich seine Rückkehr vielleicht erfreut,
denn auch wenn es etwas gab,
das uns stets von einander distanziert hat, als wäre es eine böse Vorahnung,
wir sind immer auf einander zurückgekommen,
wenn es mal eng wurde,
weil man uns früh daran gewöhnen wollte,
dass wir nur den Anderen ansehen sollen,
doch nicht im Traum hätte ich erwartet,
dass all die Taten nur einem Ziel untergeordnet werden können.

Wie können Eltern ihren Kindern soetwas antun,
denn auch wenn wir beide volljährig sind, wurden unsere Meinungen von allen abgelehnt
und abgetan,
ganz als wären wir Kleinkinder,
die gerade erst das Sprechen erlernt haben und nicht wissen,
was sie wollen.

RomeoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt