Kapitel 12

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Ich saß im Unterricht und langweilte mich zu Tode. Frau Fray hatte beschlossen eine Theoriestunde zu machen, weil wir jetzt noch eine Schwierigkeitsstufe höher gingen und sie meinte, dass wir dazu erst einmal die Theorie können müssten. Im Gegensatz zu ihr, hielt ich das für kompletten Schwachsinn, weil man in keinem anderen Fach mehr praktisch üben konnte als theoretisch, also hatte ich schon am Anfang der Stunde abgeschaltet und malte kleine Bildchen auf meinen Heftrand

,,Louis, kannst du mir die Antwort auf diese Frage geben?", fragte Frau Fray. Erschrocken zuckte mein Kopf in die Höhe. Ich blickte von ihr zur Tafel, damit die mir vielleicht eine Auskunft darüber geben konnte, was wir gerade gemacht haben, aber außer viel zu viele Pfeile und einzelne Stichwörter, aus denen ich im Nachhinein niemals schlau werden würde, stand dort nichts hilfreiches.

,,Nein, ich kann ihnen auf diese Frage leider keine Antwort geben", meinte ich dann mit einem breiten, charismatischen Lächeln, das im Normalfall nie seine Wirkung verfehlte.

,,Und warum nicht?" Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sie mich schon unterbrach und sie sich selbst beantwortete. ,,Weil du die ganze Zeit nur damit beschäftigt bist, deine Kunstwerke in dein Heft zu zeichnen, statt aufzupassen und etwas zu lernen!"

Sie schien richtig sauer zu sein und weil Hopfen und Malz jetzt ohnehin schon verloren waren, entschied ich mich dazu, frech zu werden. ,,Immerhin habe ich meine Zeichenkünste verbessert. Dafür war der Unterricht zumindest gut."

Ein paar Schüler kicherten, bevor ihnen einfiel, dass sie mich ja eigentlich nicht leiden konnten und schlagartig wieder aufhörten. ,,Bis morgen schreibst du mir einen fünf seitigen Aufsatz über das Kontrollieren deiner Energie, wenn die Feuerkugel sich nicht mehr in deiner Hand befindet."

Nach außen hin nickte ich einfach, insgeheim jedoch, plante ich schon die Bilder, die ich in diesen Aufsatz würde integrieren können um Frau Fray richtig auf die Palme zu bringen.

,,War das wirklich nötig?", wollte Liam entnervt wissen als ich ihm von dem Aufsatz erzählte. ,,Ja!", antwortete ich bestimmt und ohne jeden Zweifel. ,,Aber wir wollten doch eigentlich weiter üben. ,,Können wir ja auch. Den Aufsatz schreibe ich heute Abend."

Skeptisch sah Liam mich an, seufzte dann und nickte. ,,Dann mal los." Die ersten paar Minuten unseres Weges schwieg er beharrlich. Was er damit aussagen wollte, wusste ich zwar nicht so genau, vielleicht, dass er sauer auf mich war oder enttäuscht, wegen des Aufsatzes, obwohl das ja eigentlich nur meine Sache war, aber schon nach fünf Minuten hielt er das nicht mehr aus und erzählte mir alles über den Film, den er sich letztens zusammen mit Zayn und Niall angeguckt hatte, während ich mit Harry auf dem Turm saß und über Gott und die Welt gequatscht hatten.

Eigentlich hatte ich versuchen wollen, Harrys Nähe zu suchen, um zu sehen, wie er darauf reagierte, aber da hatte ich vergessen, dass der Körperkontakt in unserer Gruppe nicht gerade rar gesät war und er überhaupt nichts merkwürdiges darin gefunden hatte, als ich meinen Kopf in seinen Schoß gelegt und angefangen hatte, mit seiner Hand zu spielen.

,,...naja, auf jeden Fall wäre es mein allergrößter Albtraum, wenn alle Mensch und ich meine wirklich alle Menschen um mich herum sterben würden und ich so der einzige Überlebende wäre oder das zumindest glauben würde. Überall wo ich hinkommen würde, würde ich lauter Leichen sehen, die schon im Verwesungsprozess sind und furchtbar stinken. Das wäre so furchtbar."

Ich hatte nicht wirklich aufgepasst, worum es in dem Film ging, aber alleine schon, dass scheinbar überdurchschnittlich viele Leichen darin vorkamen, überzeugte mich davon, dass es nicht wirklich erstrebenswert war ihn wirklich zu gucken.

Noch eine Weile erzählte Liam mir den Inhalt des Films ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass ich ihn vielleicht auch nochmal gucken wollte. Wollte ich zwar nicht, aber die Chance bestand immerhin trotzdem. Nach den Leichen schien es allerdings auch nicht besser zu werden.

Ein Bund der Elemente | eine One Direction FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt