Den Tag vor der Prüfung verbrachte ich hauptsächlich in der Bibliothek und las mich durch die verschiedensten Jugendbücher, die sie so zu bieten hatte, um mich abzulenken. Irgendwann hatte sich Harry stumm zu mir gesetzt, mich in seine Arme gezogen und dann selbst auch angefangen zu lesen, was mir eine seltsame Art von Trost bereitet hatte.
Dieser Trost hatte sich dann aber spätestens am nächsten Tag wieder verflüchtigt und einer furchtbaren Angst Platz gemacht, dass die Lehrer jetzt endgültig merken würden, wie unfähig ich war.
Liam legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Das wird schon", versuchte er mir Mut zu machen, auch wenn ich die Zweifel in seinem Gesicht sehen konnte. Er glaubte selbst nicht dran, dass ich es schaffen würde. Es war höchst ungewöhnlich, wenn man selbst nach einer so langen Zeit des Trainings keinen Erfolg hatte und er machte sich genauso Sorgen, wie ich auch.
Weil es vielleicht das letzte Mal sein würde, drehte ich mich zu ihm und schlang meine Arme fest um seinen Körper. ,,Danke, dass du immer für mich da warst." Ich spürte, wie eine Träne auf meinen Nacken fiel und als Liam antwortete klang seine Stimme merkwürdig heiser. ,,Ich werde immer für dich da sein, Louis." ,,Danke" Liam drückte mich nochmal fest an sich, bevor er sich langsam von mir löste und in meine Augen schaute.
,,Ich glaube an dich, Louis. Ich weiß, dass du das schaffen kannst." Matt lächelte ich ihn an, weil ich mir im Gegensatz zu ihm kaum noch Hoffnungen zu machen wagte. ,,Das ehrt dich."
Die Klingel ertönte und war das Zeichen, dass wir uns alle im Speisesaal einfinden mussten. Ich gab ein gequältes Geräusch von mir, während meine Angst ins Unermessliche stieg. Das ganze hier, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
Vor der Tür warteten schon Harry, Niall und Zayn, die ähnlich betrübte Gesichter zur Schau stellten, wie Liam und ich. Nach der Reihe nahmen sie mich in den Arm, aber es fühlte sich nicht wie eine Bestärkung, sondern wie ein Abschied an.
Am Anfang hatte ich geschworen, mir keine Freunde zu suchen, damit ich sie wegen den dauernden Umzügen meines Vaters nicht verlassen und mich selbst damit unglücklich machen musste. Jetzt hatte ich doch Freunde gefunden, die mich genauso akzeptierten wie ich war, mit oder ohne Element, und die musste ich verlassen, weil ich kein Elementarier war. Etwas von dem ich bis vor dreieinhalb Monaten nicht einmal wusste, dass sie überhaupt existierten.
Heiße Tränen brannten hinter meinen Augenlidern und als Harry mich als letztes in eine warme Umarmung schloss, brach der Damm und sie fielen auf seine Haut. Beruhigend strich Harry mir über den Rücken und durch die Haare. ,,Das ist kein Abschied, Lou", flüsterte er mir ins Ohr. ,,Es fühlt sich aber wie einer an", gab ich leise zurück und meine Stimme brach am Ende des Satzes.
Harry schob mich ein wenig von sich und sah mich mit seinen unglaublich schönen, grünen Augen an. ,,Louis, in dir steckt viel mehr, als du vielleicht glaubst. Du musst nur in dich rein hören und alles rauslassen, was da ist, dann wirst du das schaffen. Da glaube ich ganz fest dran." Um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen tippte er mit seinem Finger sanft auf meine linke Brust, genau da, wo das Herz saß. ,,Du musst nur an dich selber glauben."
Es tat gut zu wissen, wie sehr er an mich glaubte, auch wenn ich es nicht tat. ,,Du kriegst das hin, okay?" Ich nickte leicht und Harry legte mir einen Arm um die Schulter. ,,Dann lasst es uns rocken", sagte er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, das die anderen mehr oder weniger strahlend erwiderten.
Im Speisesaal waren die Tische verschwunden, stattdessen waren vier Bereiche auf den Boden gemalt. Feuer, Wasser, Luft und Erde.
Gemeinsam gingen wir durch den Raum. Liam drückte kurz meine Hand, lächelte mir ermutigend zu und stellte sich schließlich in den Bereich für Erde. Er schien in keinster Weise nervös zu sein, aber wenn ich so talentiert und begabt wäre wie er, würde ich mir vermutlich auch keine Sorgen machen.
DU LIEST GERADE
Ein Bund der Elemente | eine One Direction Fanfiction
Hayran KurguSieben Internate in drei Jahren, das ist Louis Leben. Aber an dem neuen Internat scheint irgendetwas anders zu sein und das ist nicht nur Louis' neuer Mitbewohner, der ihn die ganze Zeit vollquatscht, obwohl Louis ihm ständig die kalte Schulter zeig...