"Niemals!", schrie James. "Entweder diese Frau oder wir!", entgegnete Violett. "Gib uns den Augenblick, als du sie kennen gelernt hast und dir wird nichts passieren.", pflichtete Leon ihr bei. "Vergesst es!" "Nun gut." Violett lächelte triumphierend. "Du hast es nicht anders gewollt, James." James richtete sich selbstbewusst auf und schloss die Augen. Er wusste was nun passieren würde. Violett und Leon würden ihn bannen. In eine Uhr.
Siebzehn Jahre später...
6.00 Uhr morgens. Ein furchtbares Modell eines sogenannten Weckers gab seinen Senf zum heutigen Tag ab. Ich schreckte hoch. Faszinierend. Montag morgen. Die absolut grauenvollste Kombination von Wochentag und Tageszeit schlechthin. "Amber, mach endlich deinen Wecker aus und steh auf!", tönte die Stimme meiner großen Schwester aus der Küche. Da ich bei dem nervigen Getute sowieso nicht hätte weiter schlummern können, stand ich auf und schaltete den Wecker aus. Wenn man wach war betrachtet, war es eigentlich ein schöner Wecker.Er war rot und eines dieser alten Modelle mit dem richtigen Zifferblatt und den typischen Weckerklingeln, die man so kennt. Ich hatte ihn von meiner Oma zu meinem siebzehnten Geburtstag vor zwei Monaten geschenkt bekommen. "Amber, es ist sehr wichtig, dass du auf diese Uhr aufpasst. Sie darf unter gar keinen Umständen in die falschen Hände gelangen. Gib sie niemals, egal was passiert, einem jungen Mann mit dunkelbraunen Haaren, braunen Augen und einem Lederarmband mit einer goldenen Schlange. Du erkennst ihn sicherlich, wenn du ihn siehst." Ich war ziemlich verwirrt, was ihre Rede über den Wecker anging. Wer würde schon einen roten, altmodischen Wecker haben wollen? Vielleicht ein überzeugter Uhrensammler? Allerdings hörte sich Omas Beschreibung dieses Kerls nicht nach einem Sammler an, der auf Uhren steht. Von den Worten, die meine Großmutter wählte, her, würde ich eher auf einen Typen in ungefähr meinem Alter tippen. Aber was wollte der mit einem Wecker? Da meine Oma vor einem Monat gestorben war, sie immer auf meine Schwester Elaine und mich aufgepasst hatte, während Mama mal wieder nicht da war und ich sie sehr gemocht hatte, brachte ich es trotzdem nicht übers Herz, ihre Warnung einfach so in den Wind zu schlagen.
In Gedanken versunken, zog ich mir eine dunkelblaue Jeans und ein graues, langärmliges T-Shirt mit roten Rosen darauf an. Dann lief ich ins Bad, putzte mir die Zähne und kämmte mir meine rot-braunen Haare. Schnell hastete ich wieder zurück in mein Zimmer. Dort schnappte ich mir meinen schwarzen Rucksack und wollte ihn gerade wieder schließen, nachdem ich meine Schulsachen eingepackt hatte, da fiel mein Blick wieder auf den Wecker. Ich biss mir auf die Unterlippe. Elaine hätte wahrscheinlich nur die Augen verdreht, wenn sie gesehen hätte, wie ich den Wecker in eine Stofftasche wickelte und anschließend behutsam ganz unten in meinem Rucksack verstaute. Nachdem ich mein Federmäppchen wieder auf den Wecker gepackt hatte, sprintete ich schnell die Holztreppe hinunter in die Küche. Hinter der Kücheninsel stand bereits Elaine und machte Pfannkuchen. "Pfannkuchen? Seit wann machst du die zum Frühstück?" Sie zuckte mit den Achseln. "Ich hatte heute Hunger auf Pfannkuchen." "Aha. Ist gut. Wie geht's Mama?" "Gut, sie hatte nur heut morgen wenig Zeit. Irgendeine Konferenz. Sie meldet sich im Laufe der Woche nochmal, wenn sie weniger Stress hat."
Nachdem meine Eltern sich vor 17 Jahren getrennt hatten, hat sich Mama sehr auf ihren Job konzentriert. Erstens um sich abzulenken und zweitens um meiner Schwester und mir trotzdem ein schönes Leben auch ohne Vater zu ermöglichen. Das hat auch eigentlich ganz gut funktioniert, denn sie ist letztendlich sogar die Chefin eines großen Architekturunternehmens geworden, die Filialen und Aufträge auf der ganzen Welt hat. Gerade lebte meine Mama für noch ungefähr einen Monat in Kalifornien, denn sie musste noch viele Dinge mit dem aktuellen Auftraggeber klären, der dort lebte.
Hungrig nahm ich mir die Erdbeermarmelade aus dem Kühlschrank und schnappte mir einen bereits fertigen Pfannkuchen. "Schmeckt's?", fragte Elaine lachend. Ich nickte eifrig. "Dann ist ja gut." Elaine war nur zwei Jahre älter als ich, aber sie war viel reifer als ich. Viel selbstständiger. Viel erfahrener. Aber nun ja, vermutlich musste eine von uns die erwachsenere sein, denn sonst könnte uns unsere Mama ja schlecht für drei Monate allein zuhause lassen. Elaine hatte bereits einen Mofaführerschein und kümmerte sich wahnsinnig gut um mich. Und das, obwohl sie ja selbst erst in der zwölften Klasse war.
Sie warf einen Blick auf die weiße Küchenuhr. 7.20 Uhr. "Amber, du solltest dich langsam fertig machen, wir müssen los." Ich nickte und stand auf. Nachdem ich mir meine Chucks a la "Hanni & Nanni" angezogen hatte, von denen meine beste Freundin Avery das zweite Paar besaß, zog ich mir meine gefütterte Strickjacke an und ging zusammen mit Elaine aus dem Haus. Elaine holte sich ihr Mofa aus der Garage und ich mir mein Fahrrad. "Amber? Alles in Ordnung?", fragte Elaine. Ich schüttelte mich, um das kribbelnde Gefühl in meinen Fingerspitzen loszuwerden, das mich plötzlich überfallen hatte. "Jaja, alles gut.", sagte ich wie in Trance und lächelte gezwungen. Sie sah mich misstrauisch an. "Wirklich, alles in Ordnung. Fahr schon mal los, ich warte noch kurz auf Avery. Sie müsste gleich kommen." "Ich glaub, ich warte noch kurz, bis sie da ist." "Nein, nein, du hast doch heute eine wichtige Klausur. Fahr vor, mir geht's gut. Ehrlich." Elaine hob prüfend ihr rechte Augenbraue, fuhr dann aber trotzdem nach kurzem Zögern los. Kaum dass sie um die Ecke gebogen war, raste ein braunhaariger Typ mit einem Longboard durch das Neubaugebiet direkt auf mich zu.
DU LIEST GERADE
Verbotene Augenblicke
Fantasia*pausiert* Was wäre, wenn deine Vergangenheit aus Lügen bestehen würde? Wenn deine Existenz in einer verbotenen Liebe ihren Ursprung gefunden hätte? Wenn du nach 17 Jahren erfahren würdest, dass es deine Familie -so wie sie ist- gar nicht geben dür...