Kapitel 17

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„Wird Tchort die Kinder also töten, wenn wir nicht tun, was wir wollen?“, fragte Bruce, um alles zu verstehen.
„Nein.“, sagte ich leise, aber die anderen hörten es. „Was meinst du?“ Es war Loki, der die Frage stellte und ich konnte nicht anders als ihn anzusehen. Ich spürte Tränen in meinem Augen, als ich seinen Blick aufging und schaute schnell wieder auf den Boden vor mir. „Die Armee, die ich führen soll, wird die der Kinder sein. Sie werden die einzigen sein, die überleben. Er sagt, sie sollen sowohl die Zukunft als auch die Vergangenheit beeinflussen.“, sagte ich tonlos. Wieso konnte ich immer noch nicht mit dieser Verbindung umgehen? Jedes Mal, wenn er in meinen Gedanken war, war ich danach ganz anders. „Wie - er hat gesagt?“, fragte Natasha. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich war in meinen Gedanken versunken und nahm ihre Stimme nur von ganz gern wahr. „Er ist manchmal in meinem Kopf...“, erklärte ich abwesend. Wieder war es Still um mich herum und das machte mich verrückt. Ich konnte es nicht ertragen ständig unter den Blick der anderen zu stehen. Ruckartig stand ich auf und ging zu dem Aufzug, der mich endlich hier raus bringen sollte. „Ich brauche frische Luft. Ich bin bald wieder zurück.“, murmelte ich. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die beiden Prinzen sich erhoben, aber es war schon zu spät, da die Tür bereits wieder zuging.
Es tat gut wieder draußen zu sein. Zwar war es etwas kühl, aber ich würde nicht wieder umkehren. Jetzt war ich einmal der Stille entflohen, da konnte ich nicht direkt wieder zurückgehen. Ich verschränkt die Arme vor der Brust und stampft die Straße entlang. Hier waren alle so mit sich selbst beschäftigt, dass sie mich gar nicht beachteten. Das mochte ich. Ich folgte der Straße immer weiter, bis ich endlich das Gefühl hatte meine Gedanken in allen Ecken der Stadt verstreut zu haben. Dann machte ich wieder Kehrt und ging zurück zum Avengers-Tower. Ich hatte mir den Weg nicht merken müssen, denn das hohe Gebäude hätte ich wohl überall erkannt.
Des leise Ping ertönte und schon stand ich wieder im Wohnbereich. Die anderen waren über den ganzen Raum verstreut. Zwar sahen alle kurz zu mir, sprachen dann aber stockend weiter. Vielleicht hatten sie gemerkt, dass es nicht gerade schön war ständig gemustert zu werden. Ich sah Loki und Thor an der Treppe stehen, sie hatten mich noch nicht bemerkt. Ich stand etwas überfordert im Raum, als mir wieder die Treppe nach unten einfiel. Ich hatte noch nicht gesehen, was dort war und meine Neugierde zwang mich förmlich nachzusehen. Ich machte ein paar Schritte darauf zu doch jemand hielt mich auf.
„Oh nein hübsche Lady, das ist mein privater Arbeitsplatz.“, sagte Tony tadelnd und drehte mich zu sich herum. Ich hob eine Braue. „Und was genau ist an deiner Arbeit privat?“, fragte ich. Er grinste ungeniert. „Das wirst du wohl nicht erfahren.“ Ich verdrehte die Augen. „Und womit vertreibst du sonst so deine Freizeit? Irgendwie müsst ihr alle ja den Tag umkriegen.“, stellte ich fest. „Nun grundsätzlich mit Training oder Meetings, aber wenn du möchtest kann ich dir auch ein Buch holen.“, erklärte er. Und ich nickte dankbar. Ein Buch war jetzt genau das richtige.
Er brachte mir ein Buch und ich setzte mich zusammen mit einer Decke auf das Sofa. Dann blendete ich alles um mich herum aus und tauchte völlig in die Geschichte ein. Erst als es draußen schon dunkel wurde und die Lichter drinnen angingen, hob ich wieder meinen Blick. Wanda machte gerade etwas zu essen und auch die anderen schienen darauf zu warten, dass es endlich fertig sein würde. Ich gesellte mich zu ihr und roch an der Suppe, die sie gemacht hatte. „Ein Gericht aus meiner Heimat.“, erklärte sie. Nur dieser Satz ließ sie in ihren Gedanken versinken und ich entschied nicht weiter darauf einzugehen. Mir war schon nach kurzer Zeit bewusst geworden, dass diese Leute zwar ein Team bilden, aber dennoch einiges voreinander verschweigen. Ich setzte mich zu den anderen an den Tisch und wartete, dass Wanda die Suppe zu uns rüber brachte.
„Ich denke wir sollten uns in nächster Zeit vielleicht wieder auf etwas anderes konzentrieren. Hydra zum Beispiel.“, sagte Bucky neben mir einfach so. Ich hatte keinen Ahnung wovon er sprach, aber die anderen stimmten ihm zu. „Haben wir denn ein Ziel?“, warf Steve ein. „Du weißt doch Cap, wenn es nach Tony geht ist der beste Plan keinen Plan zu haben.“, entgegnete Natasha. „Ich weiß, wo sich eine Basis von Hydra befindet. Das sollte Plan genug sein.“, stellte Tony fest. Steve verdrehte die Augen, zuckte aber schließlich mit den Schultern. „Einen Versuch ist es wert. Wann sollen wir los?“ Warte was? Sie wollten wirklich jetzt einfach losziehen und irgendwelche Leute angreifen? Das war absolut verrückt und nichts, wobei ich irgendwie helfen könnte. „Wir sollten uns vielleicht doch noch ein wenig Zeit für die Planung lassen. Also in zwei Tagen vielleicht.“ Clint sah fragend in die Runde und die anderen nickten. „Ich werde nicht mitkommen, oder?“, fragte ich vorsichtig. „Nein. Das ist zu gefährlich.“, sagte Thor sofort und auch ein einzelner Blick zu Loki verriet mit, dass er derselben Meinung war. „Gut.“, entgegnete ich schlicht. Dann widmete ich mich wieder meiner Suppe.
Nach dem Essen ging ich sofort auf mein Zimmer und zog mir Lokis Pullover, der noch immer in meinem Zimmer lag, zum Schlafen an. Danach hob ich die Decke hoch und kuschelte mich in das Bett. Ich war froh nicht auf diese Mission mit zu müssen, denn ich hatte keine Ahnung von dem was sie alle dort taten. Trotz des Gedankens, dass ich in Sicherheit sein würde, konnte ich nicht einschlafen. Ich drehte mich immer wieder von links nach rechts. Bis es plötzlich an meiner Tür klopfte. Ich setzte mich auf, fuhr mir einmal schnell durch meine Haare. „Komm rein.“, rief ich dann und ein großer Mann trat ein. Loki trug nur eine Jogginghose, sein Oberkörper war frei und im schwachen Licht zeichneten sich fein definierte Muskeln darauf ab. Als ich meinen Blick von seinem Oberkörper losreißen konnte, sah ich ihn fragend an, während ich aufstand. „Du meidest mich.“, sagte er rau. Meine Augen wurden groß, diesen Eindruck hatte ich nicht vermitteln wollen. „Ich-ich-das wollte ich nicht. Ich wusste nur nicht...“, murmelte ich und brach mitten im Satz ab. Ich kam mit dämlich vor. Doch nun legte sich ein schmunzeln auf seine geschwungenen Lippen und er trat einen Schritt auf mich zu. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht automatisch nach hinten zu gehen. „Was weißt du nicht?“, fragte er herausfordernd. Es war dieser seltsame Unterton, der mich an die vergangene Nacht erinnerte. Ich musste mich konzentrieren, um ihm nicht einfach wieder um den Hals zu fallen. „Ich wusste nicht, was das zwischen uns war.“, sagte ich leise. Er legte den Kopf schief. „Inwiefern?“
„Ob das, was zwischen uns geschehen ist irgendwas bedeutet, oder... “ „...ob du nur eine von viele bist?“, beendete er meinen Satz. Ich nickte kaum merklich. Ich bermerkte wie sein Brustkorb sich hob, als er tief durchatmete. Er legte eine Hand an meine Wange und streifte mit dem Daumen sanft über meine Unterlippe. „Bei dir ist es anders. Du bist anders... Ich empfinde etwas für dich und das ist nicht bloß Lust.“ Seine Stimme war rau und verletzlich. Fast so als wüsste er nicht, ob ich seine Gefühle tatsächlich erwiderte. Und in der Tat war ich kurz sprachlos. Der Gott, der allem und jedem seine Gefühle verbarg, hatte mir gesagt, dass er etwas für mich empfinde. Er konnte sich nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutete. Da ich ganz offensichtlich meine Sprache verloren hatte, überwand ich einfach die letzten paar Zentimeter zwischen unseren Gesichtern und drückte meine Lippen sanft auf seine. Das war ihm Antwort genug. Er legte seine Hände auf meine Taille und zog mich näher zu sich. Das nahm auch ich als Erlaubnis mit meine Händen über seinen Oberkörper zu fahren, was seine Muskeln leicht verkrampfen ließ. Schwer atmend löste er sich von mir und sah mir tief in die Augen. Genussvoll leckte ich mir über die Lippen, während sich mein Herzschlag langsam wieder beruhigte.
„Ich sollte..“, begann er, aber ich legte ihm einen Finger auf die Lippen, wodurch er sofort verstummte. „Du solltest bleiben.“, sagte ich bestimmt, was ihm ein Grinsen entlockte. Wir legten uns in mein Bett und ich kuschelte mich an seinen aufgeheizten Körper. Seine Hand strich sanft über meine Haar und er gab mir einen Kuss auf die Stirn. Müde, aber zufrieden schloss ich die Augen. Wer hätte gedacht, dass ich jemals so neben dem Gott des Schabernacks einschlafen würde.

Loki Laufeyson - GoddessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt