Die von nebenan

Kapitel 5

Als ich am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wusste ich nicht, wie ich von nun an mit dem Jungen von nebenan umgehen sollte. Sollte ich bei ihm klingeln oder lieber abwarten, bis er sich bei mir meldet? Wenn ich ihm begegne, wie sollte ich mich verhalten?

Diese Frage konnte ich leider nicht schnell genug beantworten, denn als ich an unserem Haus ankam, stand er vor seiner Wohnungstür und zog sich seine Schuhe an.

„Hey, ähm… hast du vielleicht Lust mal was zu unternehmen?“ Er sah etwas verwirrt aus, als ich ihn das fragte.

„Ähm… ja von mir aus. Überleg dir was. Ich klingle dann morgen bei dir, sobald ich Zeit habe.“ Und mit diesen Worten verschwand er aus dem Haus. Ich stand noch einen Moment lang im Hausflur, bis mich das Miauen meiner Katzen in unserer Wohnung aus den Gedanken riss. Ich schloss die Tür auf und sogleich kamen mir die zwei, fröhlich miauend, entgegen.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mir zu überlegen, was man machen könnte. Letztendlich entschied ich mich für Billiard spielen. Als nächstes folgte das Drama um meine Kleidung. Dank meinem Ex hatte ich kaum noch hübsche Sachen, oder zumindest Sachen für Mädchen. Sogar die Kleidung, die ich jetzt gerade trug, war von einem Jungen.

Es dauerte einen Moment, bis mir meine geheime Kiste, ganz hinten im Schrank, einfiel. Sie war mit einem Zahlenschloss verschließbar und alles, was mein Ex nicht sehen durfte, war dort drin verschlossen.

Ich öffnete die Kiste und sah mir all die Dinge darin an. Mein Tagebuch – alte Fotos, von Menschen, Tieren oder Dingen, die mir wichtig waren - ein paar Kleider und andere schöne Outfits – Parfüms und Duschgels, die gut riechen – Zeichnungen – Bücher - Ein Telefonbuch mit allen Nummern, die wichtig waren und eine Spardose, in die ich einen Großteil meines Geldes gesteckt hatte, damit es für meinen Ex immer danach aussah, als hätte ich kein Geld, um zu ihm zu fahren.

Unter den Sachen war auch mein Lieblingsoutfit, welches ich so lange nicht tragen konnte. Zu meinem Glück war es perfekt für unser Vorhaben geeignet.