Kapitel 8

0 0 0
                                    

Wir waren schnell fertig geworden und standen nun in meiner Wohnungstür, um uns zu verabschieden.

„Danke für deine Hilfe.“ Seit dem letzten Gespräch lag zwischen uns eine merkwürdige, unangenehme Distanz. Ich wollte nicht, dass wir uns verabschieden, bevor wir das überwunden hatten.

„Das ist doch kein Problem. Ich helfe dir gern und ich weiß ja, dass du gerade starke Schmerzen hast. Ich möchte dich nach allem, was war, nicht mit deinen Problemen allein lassen.“

„Das ist wirklich lieb von dir. Und auch wenn es für dich selbstverständlich ist, möchte ich trotzdem das du weißt, wie dankbar ich dir für alles bin.“ Ich lächelte ihn schüchtern an und hoffte so sehr, dass zwischen uns alles gut war.

Zu meinem Glück lächelte der Junge von nebenan zurück und strich mir sanft über den Arm, als er antwortete: „Denk doch nicht immer so viel nach. Wir sind jetzt schon seit so vielen Jahren Nachbarn, da unterstützt man sich. Und… außerdem mag ich dich…“

Bei diesen worten wurde mir ganz warm ums Herz und ich konnte nicht anders, als ihn zu umarmen. Der junge zögerte nicht, sondern drückte mich im selben Moment an sich. Mein Kopf lag auf seiner Schulter und ich atmete den angenehmen Geruch seines Parfüms ein. In seinen Armen fühlte ich mich in diesem Moment mehr zuhause, als irgendwo sonst, jemals.

Ich wollte mich nicht von ihm lösen und drückte ihn unterbewusst fester an mich. Aus irgendeinem Grund wollte ich weinen. Ich wollte einfach all das jahrelang unterdrückte in mir bei ihm raus lassen und nie wieder von ihm weg. Er merkte es wohl und fing nun an mir liebevoll den Kopf zu streicheln.

„Es gibt für dich von jetzt an keinen Grund mehr traurig und einsam zu sein. Ich bin für dich da. Ich werde diese erdrückende Last von deiner kleinen Seele nehmen und auf dich aufpassen. Das verspreche ich dir!“

Zaghaft löste ich mich etwas von ihm, sodass ich ihn ansehen konnte.
„Woher…“

„Ich sehe dir schon sehr lange an, dass du jedem etwas vorspielst. Du hast vor Jahren diese Maske aufgesetzt und seitdem einfach nie wieder abgenommen. Ich kann mich noch sehr gut an dieses kleine blonde Mädchen erinnern, dass immer gelacht hat. Sie steckte mich jedes Mal mit ihrer Freude an, wenn ich sie sah…“, sanft strich er mir über die Wange, „Ich vermisse dieses Lachen und auch dieses Mädchen. Ich würde alles dafür geben, dich wieder so glücklich zu sehen. Und das werde ich auch!“

Während dieser kleinen rede, sah er mir die ganze Zeit tief in die Augen. Ich war vollkommen sprachlos. Es war, als würde er mir in die Seele sehen und etwas erkennen, das selbst ich nicht mehr sehen konnte.

„Klopf einfach an die Wand, wenn du mich brauchst. Ich bin dann so schnell es geht bei dir.“

Mit einem sanften Kuss auf meine Stirn, löste er sich von mir und ging zu seiner Tür. Als er sie aufschließen wollte, zögerte er und drehte sich noch einmal zu mir um.

Mit zwei schnellen Schritten, war er wieder bei mir und umarmte mich. Dabei flüsterte er: „Wenn wir uns im Flur oder sonst wo zufällig begegnen, dann sprich mich bitte vorerst nicht an. Ich komme erstmal immer nur auf dich zu. Sollte ich das nicht machen, rede bitte nicht weiter mit mir… Ich weiß, das klingt merkwürdig, doch versprich es mir bitte. Ich werde es dir bald erklären.“

Ich nickte nur und ging etwas verwirrt zurück in meine Wohnung.

>Was hat das bloß zu bedeuten?<

Die von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt