13 - Was sind deine Absichten?

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Ein Paradies für Drachen. Von alt zu jung und sogar Babys.
Aus dem Staunen nicht mehr rauskommend, gehen beide gemeinsam den kleinen Pfad entlang.
Plötzlich ist ein tiefes, lautes Brüllen zu hören.
Im nächsten Moment taucht in der Mitte der Insel ein riesiger weißer Drache auf, mit großen langen Stoßzähnen und riesigen Stacheln, die von seinem Kopf abgehen. Erneut brüllt der riesige Drache, worauf der Lärm der anderen Drachen auf einen Schlag verstummt. Und jeder Drache sich augenblicklich verbeugt. Auch ihr treuer Freund Schocker.
Von Ehrfurcht gepackt und mit großer Faszination schafft Violene es nicht, den Blick von dem riesigen Drachen abzuwenden, dem alle anderen auf einen Schlag gehorchen. Zögernd tut sie es den anderen Drachen gleich, mit einer Verbeugung auf die Knie gehend.

Was Violene dabei nicht bemerkt, ist eine vermummte Gestalt, die sie und das Geschehen aus der Ferne beobachtet.

Den Kopf senkend, sieht der große Drache nun direkt zu Violene runter, schnaubend. „Wer bist du einfacher Mensch, dass du es wagst, hier zu sein?"
„(DS) Mein Name ist Violene", antwortet sie leise, vorsichtig aufsehend, „ein paar wilde Drachen haben meinen Freund und mich hierher gebracht."
Für einen Moment herrscht Stille.

„Du sprichst unsere Sprache?"
„Ja, seitdem ich ein kleines Kind bin", wird Violenes Stimme dann fester, wobei sie mehr aufsieht.
Die Augen mehr verengend, brummt der riesige Drache etwas, bevor sein Atem leichten Eis um sie herum entstehen lässt. „Ein Mensch soll also unsere Sprache sprechen. Was ist dein Anliegen, das du hier bist?"
„(DS)Wir sind auf der Flucht. Auf der Flucht vor feindseligen Menschen, die den Krieg mehr schätzen als den Frieden", sicherer geworden richtet Violene sich wieder auf, das Eis um sich mustern.
Unwohl beobachtet Schocker das Gespräch zwischen den beiden, im Notfall eingreifen wollen.
„Halte dich zurück, Drache", gibt der Große Überwilde kurz den Befehl, was Violene mehr beobachtet. Er kann... Drachen befehligen? „Was bist du?"
Kurzerhand richtet der Drache sich etwas mehr auf, drohender: „Ich bin der Alpha dieses Nestes. Und du bist in meinem Revier, Mensch. Aber etwas an dir ist... anders. Deine Art der Menschen ist mir schon einmal vor langer Zeit untergekommen. Vor langer Zeit begegnete mir ein Mensch wie du, der unsere Sprache beherrschte. Und es wagte, Mitglieder meines Schwarms zu... kontrollieren. Du besitzt dieselben Fähigkeiten."
Obwohl der Überwilde mit seiner Stimme leise bleibt, bleibt der drohende Unterton nicht unbemerkt. „Nicht jeder Mensch ist schlecht, aber sind deine Absichten wirklich redlich?"

Trotz der herrschenden Stille hat Violene das Gefühl, das es im nächsten Moment noch stiller wird.

„Der törichte Mensch damals musste seine Lektion schnell lernen. Er hat es lernen müssen, dass man sich mit dem Alpha nicht anlegt." Kleine Stacheln neben seinen Augen beginnen unmerklich zu vibrieren, kaum verengen sich seine Pupillen.
Unsicher bemerkt Violene seine Reaktion, als sich plötzlich stechende Kopfschmerzen in ihrem Kopf breitmachen. Erst anfänglich, dann immer stärker werdend. Das Gesicht verziehend muss sie sich an den Eisspeeren neben sich abstützen, die Augen zusammenkneifend.
„Willst du den Drachen schaden?!", donnert die Stimme des Alphas in ihrem Kopf, neben den Schmerzen, wobei er ruhig weitermacht ihr seinen Willen aufzuzwingen. Sie zu kontrollieren.
„Er bezeichnete sich selbst als Wächter", fährt der Überwilde mit spöttischer Stimme fort, „Stamm der Wächter soll seine Herkunft gewesen sein. Die Herkunft deinesgleichen!"
Mit zusammengekratztem Mut versucht Violene ihre Stimme wiederzufinden: „(DS) Hör auf... Bitte..."

Und doch macht der Drache weiter, sie beobachtend, ernster.
„(DS) Hör auf!", entfährt es Violene dann, lauter, fester, „Stop!"

Innerhalb von Millisekunden bricht die anfängliche Kontrolle ab und der Überwilde atmet leicht aus. Kleine Eisgebilde bilden sich zu ihren Füßen, als Violene im nächsten Moment von Schocker gestützt wird. „Du darfst jederzeit kommen. Dein Geist ist nicht so schwach wie der deines Vorgängers."
Im selben Moment, wo der Alpha fertig geredet hat, wendet er sich ab und verschwindet wieder in dem See unter sich.
Ein reges Treiben unterbricht die restliche Stille und Leben kehrt zurück ins Nest, zurück zu den Drachen. Der Neuen keine Beachtung mehr schenkend.

„Das war... wow", murmelt Violene leise, sich ihrem Drachen zu wendend.
Grummelnd stupst Schocker sie an, seine Reiterin erleichtert ansehend: „Du weißt, das hätte anders ausgehen können..."
„(DS) Aber wir leben noch."

„Wer bist du?"
Als wäre das eben noch nicht genug an Aufregung gewesen, blockiert eine vermummte Gestalt den kleinen Trampelweg, den die beiden eben gekommen sind. Aber diese Gestalt ist nicht alleine. Neben ihr sitzt ein skeptischer Drache, ein Sturmbrecher.
„Oh, ähm... Schocker, beruhige dich!", beruhigend legt Violene Schocker eine Hand auf die Schnauze, bevor sie sich der vermummten Person wieder zuwendet. „Mein Name ist Violene und der Leuchtende Fluch heißt Schocker. Wir sind seit längerer Zeit auf der Flucht vor... feindseligen Wikingern und würden uns gerne hier ausruhen können."
„Der Große Überwilde hat dich akzeptiert, du scheinst kein schlechter Mensch zu sein", man hört die Nachdenklichkeit in der weiblichen Stimme, als diese ihren Helm abnimmt und eine braunhaarige Frau zum Vorschein kommt. „Mein Name ist Valka und der Drache neben mir ist mein Freund Wolkenspringer. Kommt mit, ich zeige euch einen Platz zum Ausruhen."
Mit einem erleichterten Lächeln nickt die Angesprochene und folgen dann den beiden zurück in das Gänge- und Höhlensystem.

„Woher kommst du, Violene?"
„Aus dem Inselreich, etwas südlich von hier vermutlich. Was machst du eigentlich hier?"
„Wolkenspringer hat mich vor vielen Jahren hierhergebracht. Seitdem kümmern wir uns um verletzte Drachen und befreien auch gefangen genommene." In einer etwas größeren Höhle angekommen zeigt Valka den beiden eine Ecke, wo sie sich ausruhen können. „Wenn ihr euch etwas mehr erholt habt, würde ich dir gerne etwas zeigen. Aber vorher, erzähle mir doch noch ein bisschen von euren Erlebnissen."

So setzen sich die beiden zusammen und mehrere Tage gehen still ins Land.
Mit dem Vorteil der Erholung und der Ruhe im Nest, für beide.

Eines frühen Morgens dann kommt Valka zu Violene. „Seid ihr fit genug für eine längere Reise? Es gibt da etwas, das solltest du wissen."
Entschlossen nickt die Angesprochene, überprüft noch einmal ihre Rüstung, worauf dann die beiden Valka und Wolkenspringer hoch in den Himmel folgen. Lange bleiben sie über den Wolken, bis Valka das Zeichen gibt und sie vorsichtig durch die Wolken tiefer fliegen. „Es gibt Wikinger, die... jagen Drachen nicht nur."
„Was meinst du damit, Valka? Ich hätte ehrlich gehofft, das drachenhassende Wikinger das größte Problem sind, welches man hier haben kann..."
„Nein, es gibt einen Mann, der... ist schlimmer als all diese zusammen. Für ihn sind die Drachen Waffen."

Behutsam landen Wolkenspringer und Schocker auf einer Klippe, die ins Meer ragt.
„Er ist grausamer als die Berserker, von denen du mir erzählt hast." Von der Klippe aus haben sie einen guten Blick über das Meer und zu einer großen Bucht, wo sich nur im Ansatz dahinter eine Art Festung erahnen lässt. Flotte um Flotte reiht sich vor dieser Bucht auf, gepanzert und mit vielen Käfigen und Waffen.
„Was ist das alles...?" Unwohl betrachtet Violene die Flotten und den Bruchteil dieser Armee, dessen wirkliche Größe sich nur erahnen lässt.
Nur teils können die beiden Frauen einen Blick auf gepanzerte Drachen erhaschen.
Aber noch interessanter ist das aufgewühlte Meer vor den Schiffen, obwohl es weiter vorne eigentlich ruhig ist. Was auch immer da vor den Schiffen lauert, unbedingt kennenlernen will es keine von den beiden.
„Wie heißt dieser Wikinger?"

Zurück im sicheren Nest angekommen atmet Violene erleichtert auf. „Ich hoffe sehr, dass er schon bald gestoppt werden kann, bevor er noch mächtiger wird", murmelt die junge Reiterin, besorgt zu ihrem Freund sehend.
„Wichtig ist, das die Drachen bei den anderen Wikingern Zuflucht finden können. Wie dieses Nest hier. Setze deine Reise fort, diese Welt ist groß. Wer weiß, was du noch alles da draußen finden wirst. Vielleicht sogar den Schlüssel, mit dem wir den Drachen Frieden schenken können."








Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Die Wächterin (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt