2 - Friede währt nicht ewig?

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Eine warme Brise weht über die weite, fast schon leere Ebene, dessen Graslandschaft nur manchmal von einzelnen Löchern unterbrochen wird. Verursacht von den hiesigen Wildschweinen, so erzählt man es sich jedenfalls hier im kleinen Dorf. Nur um eine unbequeme Wahrheit auf dieser Insel geheim zu halten...

Mit einem dankbaren Lächeln verabschiedet sie sich vom Händler, der ihr die gewünschte Ware gerade noch in den geflochtenen Korb füllte, den sie auf dem Rücken trägt. Es herrscht mal wieder Markttag im Dorf, was zur Folge hat, dass überall die verschiedensten Stände stehen. Eine friedliche Atmosphäre herrscht, die erst durch ein aufgeregtes Rufen, nicht unweit von ihr entfernt, durchbrochen wird. Überrascht sieht sie in dessen Richtung, Panik blitzt in ihren Augen auf, Erinnerungen werden wieder wach. Die Finger in die Träger des Korbes gekrallt, beißt sie sich auf die Unterlippe, als der rufende Bewohner endlich in Sicht kommt. ,,Sie sind da! Sie sind endlich angekommen!" Immer wieder, unaufhaltsam, wiederholt er sein Rufen und erstaunte, aber auch glückliche Gesichter wenden sich dem Rufenden zu.

Sie sind da ...? Wen meint er mit "Sie"?

Ihre Gedanken überschlagen sich, als sie unwohl einmal schluckt und sich langsam, angespannt von der Szene abwendet. Wer auch immer es ist... Ich muss weg vom Marktplatz! Die teils fragenden Blicke der Bewohner, die ihr kurz verwirrt hinterher sehen, als sie mit schnellen, angespannten Schritten in die andere Richtung verschwindet, ignoriert sie gekonnt.
Während sie somit dem Weg aus dem Dorf raus folgt, folgen mehrere dem Bewohner mit nach unten zum Hafen.
Erst als nach einiger Zeit, des angespannten schnellen Schrittes, das Haus in Sicht kommt, verringert sie ihr Tempo, wobei ein erleichtertes Lächeln über ihre Lippen huscht. Deutlich entspannter schultert sie noch einmal vorsichtig den geflochtenen Korb auf ihrem Rücken, während sie über den ebenen Weg zum Haus geht. Umso näher sie kommt, umso mehr merkt man auch, wie groß tatsächlich das Haus in Wahrheit ist. Es ist keine kleine Blockhütte, aber auch nicht so riesig wie die große Halle von Berk. Und trotzdem groß genug, um dort sogar eine Großfamilie unterkriegen zu können.

Oder Drachen.

Denn kaum hat sie den ersten Schritt auf das Grundstück getan, wird sie schon im nächsten Moment von einem über 200 Kiloschweren blauen Drachen förmlich umgerannt und festgehalten zugleich. Selbst nach hinten und vorne schwankend, versucht sie mit rudernden Armen wieder Halt zu finden, während der blaue Drache sie entschuldigend grinsend nach vorne zieht. Empört stemmt sie den Arm in die Seite, während er am anderen ungehalten Richtung Haus zieht, obwohl sie versucht zu protestieren: ,,Schocker! Jetzt warte doch mal! Solang war ich doch gar nicht weg!"
Grummelnd sieht der angesprochene Leuchtende Fluch zu ihr, lässt dabei seine Reiterin los: ,,Du hast gut reden ..."
,,Ja", erwidert diese versöhnlich und reicht ihm einen ordentlichen Fisch, ,,und daher habe ich dir auch extra diesen Fisch besorgt. Kein Ersatz für deine Lieblingsalgen, aber-"
Doch da ist der Drache schon schneller und verschlingt freudig den Fisch, während sie schmunzelnd die Tür öffnet. Mit einem gut gelaunten „Bin zurück!", gefolgt von einem genauso gut gelaunten Leuchtenden Fluch, verschwindet sie durch den Vorraum ins Wohnzimmer, wo sie schon vom nächsten geschuppten Drachen empfangen wird.

Dieser drückt seine rotgeschuppte Schnauze gegen ihre Schulter, während sein langer Schweif, geprägt von vielen Stacheln und Zacken, vorsichtig hin und her schweift.
,,Hey Großer, warum die fröhliche Begrüßung?", sie lacht, während sie seine schuppige Haut streichelt und er sie Richtung kleine Küche stupst.
,,Narvik wartet schon auf dich", erwidert dieser mit tiefer brummender Stimme. Kopfschüttelnd betritt sie die offene Küche und stellt dort den Korb auf einem Holzstuhl ab. Die Küche selbst besteht gerade mal aus einer Küchenzeile, einem Schrank und einem eingebauten Abzug. Für mehr, abgesehen von dem Stuhl, ist hier drin auch kein Platz mehr wirklich.
,,Die Drachen konnten deine Rückkehr ja wirklich nicht abwarten", Narvik selbst schmunzelt, als er sich zu ihr dreht und mit dem auspacken der Ware hilft, was sie dann gemeinsam einräumen. ,,Aber du hättest Schocker wirklich mal sehen sollen. Er war diesmal ungewöhnlich nervöser als sonst. Naja, erzähl doch mal, was gibt es Neues aus dem Dorf?"

Kurz entfährt Violene ein Seufzen und aus dem Augenwinkel sieht sie unsicher zu Narvik, bevor sie ein Nicken versucht: ,,Wo du das so sagst, ergibt sein Verhalten irgendwie Sinn. Heute sind Schiffe angelegt, wahrscheinlich waren es schlussendlich wirklich nur irgendwelche Händler und die Bewohner haben sich auch über deren Ankunft gefreut, aber ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache." Verständnisvoll legt er ihr seine Hand auf die Schulter, reicht ihr dazu einen mit Suppe gefüllten Teller und deutet Richtung Wohnzimmer: ,,Lass uns erstmal was essen und dann gucken wir. Ich glaube kaum, dass die nach all der Zeit immer noch auf der Suche nach dir sind. Und selbst wenn, diese Insel ist sicher! Da werden seine Männer noch am wenigsten draufkommen. Die Dorfbewohner wissen auch nichts von den Drachen und selbst wenn, würden sie bei uns noch am wenigsten draufkommen."
Mit diesen Worten schiebt er sie sanft vor sich zum Wohnzimmertisch, in der anderen Hand einen zweiten Teller Gemüsesuppe. Hungrig sehen die beiden Drachen zu ihren Reitern, beide an der Feuerstelle nebeneinander zusammengerollt liegend. Doch als Antwort landet nur ein Fisch auf Schockers Schnauze, wobei sein Kumpel lachen muss. ,,Ey! Was sollte das?!", grummelt der blaue Drache beleidigt und sieht schmollend zu den beiden jungen Reitern. Der nur etwas ältere Trampler lässt sich seine Chance dabei nicht zweimal vergehen und hat sich im nächsten Moment schon den Fisch geschnappt und mit großem Appetit verschlungen.

,,Ihr wisst doch, dass ihr bis heute Nacht noch warten müsst, bevor ihr richtig raus könnt, um zu fressen. Tagsüber ist es einfach zu gefährlich. Was ist, wenn die Dorfbewohner euch sehen? Oder diese Händler, die heute hier angereist sind?!", das anfängliche Schmunzeln von Violene wandelt sich dabei schnell in Besorgnis um. Kurzerhand steht Schocker auf und kommt zu ihr, ihre Hand anstupsend, aufmunternd. Narvik schließt sich mit einem Grinsen an, reicht ihr den kleinen Brotkorb dabei: ,,Schocker hat recht. Die Drachen wissen doch, wofür sie immer so lange hier drinnen sind, und du solltest mal etwas mehr die Anspannung fallen lassen. Nimm dir ein Stück Brot und lass uns essen." Sich geschlagen gebend erwidert Violene dann doch das Grinsen, nimmt sich ein Stück Brot und die beiden fangen an, gemeinsam zu essen. Schocker selbst wiederum sieht stolz zu seinem Freund, geht zu ihm zurück und rollt sich neben ihm zusammen.

Nur das Schicksal hat andere Pläne.

Während die Drachen es kaum abwarten können, endlich nach draußen zu dürfen, kümmert Violene sich um den Abwasch. Narvik hat sich an den Tisch verzogen und studiert eindringlich seine Karten. Plötzlich heben die Drachen knurrend die Köpfe, sehen misstrauisch warnend Richtung Tür, worauf selbst die Reiter skeptisch werden. Es ist nicht das erste Mal, das einer oder beide sich misstrauisch verhalten haben, aber diesmal übertreffen die beiden sich selbst förmlich dabei. Langsam kommt Violene zu Narvik, in der Hand einen Teller, den sie gerade abtrocknen wollte: ,,Das gefällt mir nicht..." Der Schwarzhaarige nickt und steht selbst auf, nur um zur Tür zu schleichen und zu lauschen, sollte sich jemand davor aufhalten. Kaum ist er sich sicher, dass sich niemand vor der Tür aufhält, öffnet er diese leise. Tatsächlich ist vor der Tür niemand, nur ein leichter Wind, der über die dunklen Ebenen weht, aber einen beißenden Geruch mit sich bringt. Augenblicklich fletschen die beiden Drachen noch mehr die Zähne, weshalb Violene ihm alarmiert folgt.
,,Rauch... das riecht nach Feuer. Sieh mal!"

Erschrocken wirbeln die beiden Richtung Dorf herum, über dem sich schon längst eine dunkle Wolke gebildet hat und einzig allein die hungrig um sich greifenden Flammen erhellen diese und die – sofern es noch existiert – Reste des Dorfes. Stimmen und Gebrüll werden laut, beginnt der Wind zu ihnen rüberzutragen. Narvik ist der Erste der beiden, der sich wieder fasst: ,,Wir müssen weg hier! Hol die Drachen und komm dann zu mir, zur Tür!" Mit diesen Worten schickt er sie zurück ins Haus, als sie den Kopf schüttelt und versucht es zu realisieren. Durch ein kurzes Handzeichen deutet sie den Drachen, ihr nach draußen zu folgen. Sie selbst greift schnell noch nach den Karten von ihm und rennt dann mit den Drachen einmal ums Haus herum. Kaum angekommen drückt er ihr schon Schockers Sattel mit den dazugehörigen Satteltaschen in die Hand. In diesem Moment sehen beide sich in die Augen, versucht sie zu erkennen, welche Emotionen sich in seinen dunklen Augen zu verbergen scheinen.
Nur lässt sich in diesem Moment nichts darin erkennen, hat er sich in der nächsten Sekunde schon darauf konzentriert, seinem Drachen den Sattel aufzuschnallen. Mit schnellen Griffen tut sie es ihm gleich, verstaut seine Karten dabei in ihre Satteltasche und schwingt sich in diesen. Noch einmal verschwindet Narvik daraufhin hinter der Tür, verstaut diesmal lederne Kleidungsstücke in seiner und in ihrer Satteltasche. ,,Dies wirst du mehr als brauchen können, da draußen. Los jetzt!", will er ihr noch mit schnellen Worten erklären, obwohl es schon zu spät dafür ist. Tiefe Stimmen werden lauter, vernarbte und aggressive Gesichter werden erkennbar im Schein der Fackeln und könnten genauso gut einem ihrer Alpträume entsprungen sein, welche sie öfters in letzter Zeit heimsuchten.

Noch einmal haben die beiden Blickkontakt, schwingt er sich in den Sattel seines Drachen, ehe er mit einem ,,Heyja!" die Drachen losfliegen lässt. Ihnen vertrauend gibt sie Schocker ein stummes Zeichen den beiden zu folgen, während sie höher steigen und so schreiende Männer und das Chaos der Zerstörung hinter sich lassen. Erst oben angekommen, wo der Trampler auf die beiden wartet, empfängt sie eine angenehme Stille. Hier lassen sie einige Momente verstreichen, versuchen durchzuatmen und zu realisieren, was da unten nun alles passiert ist.
Schweigend bleibt dabei auch ihr Blick auf dem rot-orangenen Lebewesen hängen, welches nicht an Kraft zu verlieren scheint und lechzend sich windet. Sie lässt ihren Blick weiter schweifen und am Hafen hängen, welcher für Schiffe ausnahmslos der einzige Anlegepunkt ist. Anstatt wie erwartet von heute Morgen angekündigt dort nur einige Handelsschiffe zu sehen, scheint fast eine ganze Armada sich dort breitgemacht zu haben und die Insel für sich zu beanspruchen. ,,Das muss ich mir ansehen, Narvik. Ich muss einfach wissen, ob es wirklich sie sind!", bittend sieht sie zu ihm, versucht den nur einige Jahre älteren Jungen dabei in der Dunkelheit der Nacht zu erkennen, welcher ihrem Blick gefolgt ist.

Er atmet aus, ruhig, um sich für folgendes zu wappnen: ,,Nur kurz. Kein Angriff, kein in Gefahr bringen, kein provozieren. Wir fliegen am hintersten Schiff vorbei, um das Segel zu erkennen und verschwinden dann wieder. Kompromisslos." Zu seiner Verwunderung nickt Violene nur schweigend, versucht erst gar nicht ihn zu überzeugen oder mit ihm darüber zu diskutieren. Denn daran kann er sich noch sehr gut erinnern, kaum dass er angefangen hat sie bei ihm gesund zu pflegen. Wenn möglich, erspart er sich die unzähligen Diskussionen und ihren Dickkopf gerne immer wieder. Nun also einen Plan gefasst, steuern die beiden lautlos das hinterste Schiff dieser Armada an. Leise bildet sich eine Gischt auf dem Wasser dabei, durch den entstehenden Flugwind. Immer mehr nähern sie sich dabei einem der hinteren Schiffe, darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Schiffe scheinen verlassen und auch die beiden Reiter teilen die Ansicht, dass die meisten von denen wohl auf dem Festland sind. Aber doch herrscht unter den Drachen starke Unstimmigkeit und Nervosität, umso näher sie sich dem Holz der Schiffe nähern. Sie versuchen, auf ungefährer Augenhöhe dabei zu fliegen, mit einer großen Portion Abstand, um nicht in Gefahr zu geraten.

So langsam schält sich das Segel in ihr Sichtfeld, kommt näher und auch der Wind nimmt immer weiter zu. Er wird unruhiger und zerrender, beginnt auch an dem Segel zu reißen. Kaum fliegen sie an dem Segel vorbei, zerreißt im selben Moment ein Blitz die dunkle Wolkendecke über der Insel und taucht dabei nicht nur die Insel in helles gleißendes Licht. Für einen Moment werden die gezackten Umrisse eines schwarzen Drachens sichtbar, der auf dem Segel – passend zu seinem gezackten Körper und Flügeln – von einer Art Blitzen umgeben scheint.
Plötzlich erhöht der Trampler sein Tempo und Schocker folgt ihm, ohne zu zögern, während Violene ihren Blick von diesem Segel nicht abwenden kann. Denn irgendwie hat es etwas Faszinierendes an sich.
Als wären Narvik und sein Drache die Strecke schon hundertmal geflogen, dreht dieser automatisch nach rechts ab, nachdem sie die Armada umwunden haben und fliegen so ein letztes Mal an der Insel vorbei. Doch das letzte, was sie von dieser Insel noch jemals mitnehmen sollten, ist ein widerhallendes lautstarkes Lachen aus voller Kehle, was einem mehr oder minder stark durch Mark und Bein geht.

Diesmal aber werfen beide keinen Blick mehr zurück, sehen direkt gerade aus in die große weite Welt.
Lange vergeht der Flug schweigend, hat der Regen angefangen, über ihnen niederzuprasseln und erschwert den Drachen immer mehr oben zu bleiben, aber auch nicht zu weit oben, aufgrund der Blitze. Der Junge seufzt, streicht sich die nassen schwarzen Haare aus dem Gesicht und sieht aus dem Augenwinkel zu den beiden: ,,Wir müssen eine Rast machen! Die Drachen halten das lange nicht mehr aus und wir werden auch nur krank, wenn wir uns nicht bald aufwärmen, dank der nassen Klamotten."
,,Du hast recht!", ruft sie zu ihm rüber und beginnt unter sich Ausschau zu halten, nach irgendeinem Festland welches auch nur ansatzweise danach aussehen möge. Hauptsache landen.

Und sie haben Glück. Besser gesagt, ihre Drachen haben den richtigen Riecher und steuern, ohne die beiden mit einem Wort vorzuwarnen, Festland unter sich an. Dies ist jedenfalls die Hoffnung der beiden Reiter, als sie das bemerken. Ihnen vertrauend, halten sie sich fest und passen auf nicht aus den Sätteln zu fallen. Ohne große Reaktion landen die Drachen und der Trampler schleicht voran, Schocker dicht neben sich. Unter ihnen befindet sich fester Steinboden, welcher bei genauerem Hinschauen erkennbar wird, als der Regen auch schon aufgehört hat. Verwundert sieht Violene auf und muss erleichtert feststellen, dass sie in einer Höhle angekommen sind. ,,Endlich...", kurz reibt sie sich über die Arme, um so das übrige Regenwasser von sich wischen zu können, bevor sie dankbar ihren Drachen krault und dem Trampler zunickt, ,,Ihr seid der Hammer!" Gemeinsam steigen die beiden ab und sehen sich etwas weiter hinten in der Höhle um, wobei sie schnell schon über trockenes Holz stolpern. Ohne große Worte zu verlieren, sammeln sie das zusammen und legen es auf einen gestapelten Haufen. Mit einem Pfeifen ruft Narvik die beiden Drachen dazu und deutet seinem das Holz zu entzünden. Mit einer kurzen Stichflamme ist dies dann auch tatsächlich getan und ein kleines Feuer beginnt auf das restliche Holz überzugreifen.
,,Das sollte immerhin zum Aufwärmen reichen. Ruh dich aus, ich übernehme die erste Wache und weck dich dann. Wir haben morgen noch einiges vor uns, an Flugstrecke."
,,Haben wir denn überhaupt ein Ziel? Und vor allem, wer waren die jetzt? Gerade der Typ mit dieser komischen Lache...", dabei starrt sie ins Feuer und verfällt wieder ins Schweigen, bevor sie sich an Schocker lehnt, der beschützend einen Flügel um sie legt.

***********

Die Nacht verging viel zu schnell und Narvik bestand darauf, gleich bei Sonnenaufgang weiterzufliegen. Die restliche Strecke wäre zu weit, als dass sie sich eine noch größere Pause erlauben könnten. So kommt es, dass beide wieder im Sattel sitzen und diesmal, bei definitiv besserem Wetter mit Sonnenschein – wieder hoch über dem Meer fliegen. Erst nach längerer Flugzeit entscheidet Violene sich, die Stille doch noch einmal zu unterbrechen. Dass die Drachen mit der Zeit unruhiger und nervöser werden, wird beiden diesmal nicht wirklich bewusst. ,,Narvik? Sag mal, wann sagst du mir endlich, wohin wir überhaupt fliegen?", bittend sieht sie dabei zu ihm rüber.

Kaum merklich fährt er sich durch die Haare und seufzt, bevor er unmerklich den Kopf schüttelt: ,,Das... hat eine größere Geschichte hinter sich und es dauert noch ziemlich lange, bis wir überhaupt in die Nähe kommen. Dadurch, dass sie immer wieder ihre Position ändern..." Obwohl er den letzten Teil eh schon bewusst murmelte, damit sie ja nicht noch mehr nachfragt, tun die Drachen mit ihrem plötzlichen Knurren den Rest. Überrascht sieht Violene von ihm zu ihrem Drachen und krault ihn beruhigend, obwohl sie Narvik eben noch was fragen wollte. Erst jetzt realisieren beide, warum die Drachen anfingen zu knurren und sich so bockig verhalten.
Denn unter ihnen haben sich mehrere Schiffe versammelt, welche definitiv nicht auf Fischfang aus sind. Spätestens die massiven Käfige und Ketten lassen keine Zweifel mehr übrig, dass man sich als Drache von denen definitiv fernhalten sollte. Im selben Moment brüllt der Trampler auf, ein Pfeil hat ihn an der Flanke gestreift und bringt ihn ins Taumeln. Erst widerwillig begibt dieser sich dann auf einen Befehl hin in Sinkflug, bevor Schocker ihm schon hinterherfliegt. ,,Das ist lebensmüde, Narvik!", will sie ihm noch hinterherrufen, aber so eine Ernsthaftigkeit hat sie selten in seinem Blick gesehen. Dann geben wir euch eben Rückendeckung...

Seufzend fliegt sie ihm nach, deutet dabei auf die Gegner, die die beiden bei ihrem offensiven Angriff übersehen. Gezielt attackiert der Trampler währenddessen die Schiffe am Holz, unterhalb der Wassergrenze, um so ans Hauptschiff dieser Truppe zu kommen. Erschrocken beobachtet sie, wie ein Netz ausgeworfen wird und die beiden unweigerlich darauf zu steuern. Abrupt reißt sie Schocker am Sattel herum und lässt ihn hochfliegen, wobei Narvik nicht ablässt. Geschockt muss Violene dabei mit ansehen wie der Trampler erneut getroffen wird – diesmal bleibt der Pfeil in seinem Bein stecken – und die beiden unaufhaltsam sich im Netz verfangen. Kaum ist dies passiert widmen die meisten Männer ihre Aufmerksamkeit wieder der Drachenreiterin am Himmel zu und visieren sie an. ,,Hau ab! Flieg immer weiter nach Os-", zu mehr kommt Narvik nicht mehr, als die beiden von den Männern gepackt werden.
Nur widerwillig wendet sie den Blick ab, bevor Schocker die Entscheidung für sie übernimmt und sich mit schnellen Schlägen abwendet. Angespannt krallt sie ihre Finger in den Sattel und nickt ihm zu, sich zu beeilen, als ein erneuter Pfeilsturm beginnt. Diesmal auf die beiden gerichtet. Hastig klopft sie Schocker an den Hals, um ihn wortlos zu einem höheren Tempo anzutreiben. Kaum haben sie sich nur wenige Meter von denen entfernt, brüllt diesmal Schocker auf. Erschrocken sieht sie an ihm herab und entdeckt in seinem Flügel den Pfeil steckend. ,,Mist... Schocker, du musst jetzt durchhalten und stark bleiben! Bis zur nächsten Insel, ja Großer?", verzweifelt versucht sie ihm Mut zuzusprechen, während ihr selbst nicht danach zumute ist. Doch Schocker nickt mit zusammengebissenen Zähnen und kämpft sich weiter, mit langsam schwächer werdenden Flügelschlägen. Hauptsache die Schiffe hinter sich werden weit zurückgelassen.

Es kommt, wie es kommen muss. Schocker schafft es nicht, sich weiterhin oben zu halten und gemeinsam stürzen sie ab. In nicht allzu weiter Ferne kommt eine Insel in Sicht, die ihr irgendwie nur allzu gut bekannt vorkommt. Aber das letzte, was sie noch mitbekommt, ist wie sie beide tief im Wasser eintauchen und alles um sie herum schwarz wird.





Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅




Die Wächterin (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt