1 - Prolog

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 Erst eine Woche ist vergangen, seit dem Kampf auf Berk. Aber für sie fühlt es sich an wie Monate, qualvolle Monate. Kaum ist sie mit den Drachen von dort verschwunden, hat sie sich gleich für den nächsten gewaltigen Fehler entschieden. Die anderen Drachen verließen sie vorher in ihre Freiheit und so kam es das sie fast allein, da Schocker bei ihr blieb, zurück zu dem Mann gekehrt ist, der sie gefangen genommen hatte. Vielleicht mit dem Ziel ihre Fragen zu klären. Doch woher soll sie sich jetzt noch daran erinnern können? Kaum sind die beiden auf dem Marktplatz gelandet haben die Männer sie überrumpelt. Augenblicklich haben 2 von denen sie grob an ihren Armen gepackt, sie heruntergezerrt und eisern festgehalten. Egal, was sie versuchte, jeder Schlag und jeder Tritt landeten im Nichts und sorgten nur dafür das die beiden ihr die Arme auf den Rücken verdrehten. Aber auch Schocker haben sie nicht vergessen. Der Leuchtende Fluch wollte sich auf die Männer stürzen, aber als ein anderer drohend ein Schwert zog und es an ihren Hals drückte ließ er es bleiben und musste tatenlos zulassen wie er fixiert und gefesselt wurde. Sie erinnert sich noch wie sie von ihrem Freund getrennt wurde und einen langen, ihr schon allzu bekannten, Gang geschleift wurde. Nachdem nur noch einer sie wegbrachte hat sie erneut versucht sich zu befreien was ihr eine schallende Backpfeife einbrachte und dafür sorgte, dass ein erstickter schmerzerfüllter Aufschrei von den kalten leeren Wänden widerhallte.

Nun sitzt sie hier. Alleine. Gefangen. In einer kleinen modrigen kalten Zelle. Nur die Fackeln im Gang, etwas weiter entfernt von ihrer Zelle, spenden etwas dämmriges Licht zur Orientierung. Ansonsten ist es dunkel. Stockdunkel. Die Flammen der Fackel werfen mit jedem noch so bedeutungslosen Luftzug wilde Schatten an die Wände und auf den Boden des Gesteins.

Zitternd und zusammengekauert befindet sie sich weiter hinten in ihrer Zelle. Egal was sie versucht, das unkontrollierte Zittern bleibt. Ihr Atem geht stoßweise und unregelmäßig. Ihre Augen haben einen trüben Blick. Dort, wo ihre Kleidung ihre Haut nicht bedeckt oder nicht mehr bedecken kann, zieren zahlreiche Wunden und Narben ihre Haut. Getrocknetes Blut klebt an ihrer Haut, ihrer Kleidung, auf dem steinigen Boden. Jeder Muskel, jeder Nerv, jede noch so kleine Faser ihres Körpers schmerzt unerträglich. Jede noch so kleine Bewegung kostet ihr unendliche Kraft. Ihre Kleidung an sich ist an einigen Stellen stark zerrissen und gibt den Blick auf weitere Wunden frei.

Jedes noch so kleine Geräusch, das sie meint wahrzunehmen, lässt sie zusammenzucken. Jedes Geräusch lässt sie zusammenfahren. Wecken Erinnerungen der vergangenen Taten, die ihr widerfahren sind. Sie selbst hat schon längst jegliches Zeitgefühl verloren. Das Einzige, was sie nur noch kennt, sind Sie.

Sie, mit gehässigen und hämischen Blicken. Sie, wie sie ihre Zelle betreten, auf sie zukommen und sie packen. Sie, wie sie zuschlagen, emotionslos. Und dann kam Er. Dank dem schlechten Licht weiß sie nicht, ob es Grodan war oder ein anderer Mann. Aber sie weiß noch ganz genau was Er tat. Mit einer Peitsche in der Rechten schlug er auf sie ein. Solange bis sie nichts mehr sagte, sich nicht mehr rührte. Wenn Sie ihr Fragen stellten, antwortete sie nicht. Was ihr nur noch mehr Schmerzen einbrachte. Doch irgendwann, was weiß sie wie lange das schon so ist, spürte sie nichts mehr. Nur noch ihre Tränen, die stumm auf den Boden tropften.

Dafür erinnert sie sich. An jeden Schlag. Jede Narbe. Jede Wunde, die man ihr zufügte. An die Blicke ihrer Peiniger. An ihre Worte, Drohungen und Taten. Ein Schaudern durchfährt ihren Körper schmerzvoll. Erneut tropfen stumm einige Tränen auf den kalten Boden. Waschen ihr dabei verkrustetes Blut und Dreck aus ihrem Gesicht und zeigen, wie es ihr innerlich geht. Wage kann sie sich noch an ihren Freund erinnern, an ihren Drachen. Aber all das, was jemals davor passierte, all das, was sie davor erlebte verschwindet immer mehr aus ihrem Leben. Mit ihrer Vergangenheit, die sie immer noch nicht kennt.

Schritte beginnen von den Wänden widerzuhallen. Leise feine zögerliche Schritte. Ihr Körper zittert noch stärker, die Angst Sie kommen macht sich wieder in ihr breit. Doch etwas lässt eine kleine Hoffnung in ihr aufflammen. Diese Schritte ähneln in keiner weise denen ihrer Peiniger. Vorsichtig wagt sie es, ihren Blick zu heben und den Gang, vor ihrer Zelle, zu beobachten.

Die Schritte verlangsamen sich wieder und ein langgezogener schmaler Schatten wird teils in den Gang, teils in ihre Zelle geworfen. Ihr rasselnder Atem ist nun wieder das einzige Geräusch, das die erdrückende Stille unterbricht. Auch wenn etwas in ihr meint "Alles ist gut" sorgt ein Instinkt in ihr dafür das sie sich mit aufgerissenen Augen gegen die Wand hinter sich drückt. Mit der Hoffnung es würde sich jederzeit ein Loch in der Wand öffnen und ihr einen Ausweg aus diesem Horror ermöglichen.

Ein kurzes leises Murmeln ertönt, bevor ein weiterer Schritt getätigt wird und eine zierliche menschliche Gestalt, im Gegensatz zu ihnen, steht nun vor der Zellentür, dass einzige was die Unbekannte von ihr noch trennt.

,,W-wer ... bist d-du...?"

Leise, mit brüchiger Stimme versucht sie, seit langem überhaupt wieder, etwas zu sagen. Doch auch das Sprechen schmerzt mit jedem Buchstaben immer mehr und sie lässt es sogleich wieder.
Stattdessen hebt die besagte Gestalt fast schon eindringlich die Hand, um ihr zu zeigen, das Schweigen gerade sinnvoller wäre und behält dabei den Zeigefinger kurz vor ihrem Mund. Bestimmt und hastig sieht die Gestalt sich daraufhin im Gang um, bevor sie etwas zu suchen scheint. Erst als das Klicken vom rostigen Metall, dem alten Zellenschloss, zu hören ist, schleicht sich ein triumphierendes Lächeln auf deren Lippen und das junge Mädchen hebt überrascht den Kopf.
Mit aufblitzender Unsicherheit in ihren Augen beobachtet sie eindringlich die Gestalt, wie diese behutsam lautlos die Tür öffnet und auf sie zugeht.

Erster Schritt.

                               Nur noch wenige Meter trennen die beiden voneinander.

Zweiter Schritt.

                                Die Gestalt kommt näher.

Dritter Schritt.

                                Der letzte Meter, der die beiden voneinander trennt.
                                Angst krallt sich in ihre Haut, in ihre Knochen und behält das junge Mädchen fest in seinem Griff. Panisch und hilflos zugleich kneift sie die Augen zusammen, in der Hoffnung die Gestalt würde dadurch verschwinden.

Letzter Schritt.

Ganz sacht, ganz fein nimmt sie den ruhigen und doch angespannten Atem der Gestalt vor sich wahr. Fast schon wie in Zeitlupe bewegt diese ihre Lippen, als eine Stimme ertönt. Ihre Stimme. Eine sanfte, beruhigende Stimme: ,,Hab keine Angst. Ich hole dich hier raus."

Es waren 8 einfache Worte.
8 Worte, die ihre gesamte Situation verändern sollten.
Bis Sie kamen.

Laut






Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Die Wächterin (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt