"Könnt ihr etwa einen Aufsteiger?!" rief Tanaka.
"Aufsteiger?" fragten beide gleichzeitig.
"Na wie sowas, das ihr grade gemacht habt. Ein sehr schneller Angriff." erklärte der Glazkopf.
Der Schwarz- und der Orangehaarige sahen sich kurz an, bevor sie die Köpfe schüttelten.
"Wir haben gerade einfach einen Ball über das Nett geschleudert! So kawusch! Keine Ahnung, was das war." meinte Hinata.
Ein Pfiff zeigte, dass es weiter ging und die Oberschüler gingen auf ihre Plätze. Doch die nächsten Male, in denen Kageyama dem Kleineren einen Ball zuspielte, traf dieser den Ball nicht nocheinmal. Entweder war der Ball zu hoch oder zu schnell oder Shoyo schlug zu früh zu, nur um den Ball danach in das Gesicht zu bekommen. Das frustrierte beide und die kleine Freude war wieder aus den Augen des Teenagers gewichen. Was war das gewesen? Als er seine Hand angesehen hatte, hatte sein Herz begonnen zu flattern und er freute sich tatsächlich. Woran das wohl lag? Und ob dieses diesmal halbwegs echte Lächeln, überhaupt bemerktbar gewesen war.
Vielleicht dachten die anderen, es wäre nur ein weiteres dieser Fakelächeln. Doch es war echt gewesen! Zum Teil jedenfalls. Denn er fürchtete sich davor, anderen Menschen zu vertrauen. Er wollte nicht verletzt werden. Nicht wieder. Das würden sein Körper und seine Seele nicht verkraften, sie würden daran nur noch mehr kaputt gehen und irgendwann würde er diese Last nicht mehr tragen können.
Was dann passieren würde, wusste warscheinlich jeder. Den Gedanken daran hatte der Orangehaarige schon oft gehabt. Das einzige, was ihr davon abhielt, war seine Familie. Natsu würde es sicher nicht verkraften, ihren Bruder zu verlieren. Vorallem, wenn es kein normaler Tod war.
Selbstmordversuche hatte er noch keine hinter sich. Doch trotzdem, stellte er es sich befreiend vor. Wenn schon ein einziger Schnitt einen für fünf Minuten alles vergessen lässt, wie wäre es beim Tod. Würde man für immer frei sein? Man wäre weit weg von all seinen Ängsten und Sorgen. Das einzige Problem: Man konnte nie wieder zurück kehren. Vielleicht würde seine Seele eines Tages wieder geboren werden. Vielleicht würde sie in diesem Körper dann ein besseres Leben führen. Oder sie kommt in die Hölle. Vielleicht kommen alle selbstgetöteten Seelen in die Hölle, da sie zu beschmutzt für den Himmel waren. Vielleicht..... Doch mit Sicherheit konnte das niemand sagen.
"Pass doch auf, Idiot!" schnauzte der Schwarzhaarigen ihn an.
"Der Ball ist einfach zu schnell!"
Er war zu schlecht.....
"Du bist doch schnell! Dann kannst du auch einen schnellen Ball kriegen!"
"Na und? Ich dachte, du bist der Zuspielkönig! Wieso kannst du mir dann nicht einen ganz einfach Ball zuspielen?!"
Er war zu schwach....
"Du versuchst du ja noch nicht mal ihn zu bekommen!"
"Tu ich wohl!"
Er war ekelhaft.....
"Leute! Hört auf damit!" ging Tanaka schließlich zwischen ihre Streitereien.
"Okay! Ich mach dir einen Vorschlag! Du springst dorthin, wo die Abwehr eine Lücke hat und springst einfach so hoch wie du kannst. Sieh den Ball nicht an! Den Rest erledige ich."
Hinata nickte.
"Denkt ihr wirklich, das klappt?"
"Wir probieren es einfach!"
Kageyama macht den Rest..... Er war nur ein Werkzeug...
Seufzend stellte er sich bereit und wartete auf den Ball. Und er kam. Tanaka nahm ihn an und spielte ihn auf die Position des Zuspielers. Dann rannte Shoyo los. Mit den Armen holte er Schwung und sprang ab. Seine Füße hingen in der Luft und er fühlte sich..... leicht. Woran lag das wohl? An der neuen Sprothalle? Der neuen Schule? Dem neuen Team? An Kageyama? Seine Hand traf den Ball, welcher blitzschnell auf die andere Seite zischte und auf dem Boden aufschlug. Als Hinatas Füße wieder den Boden berührten, fiel er nach hinten und landete auf seinem Hintern.
"Es hat geklappt...." murmelte Tanaka.
"Tzz!" machte Tsukkishima nur.
"Hinata.....hatte gerade seine Augen geschlossen..." stellte Daichi da fest.
Geschockt sahen Kageyama, Tanaka und Tsukkishima ihren Kapitän an.
"Heeeeh?!"
"Ja! Zwischen dem Absprung und dem Schlag, hatte er durchgehen die Augen geschlossen. Er hat nichts gesehen, als Kageyama ihm den Ball auf den Punkt genau in die Hand gespielt hat."
"Wie jetzt?!" fragte der Brillenträger immernoch fassungslos.
"Wieso... Wieso hattest du die Augen geschlossen?!" wand der Zuspieler sich nun an den Mittelblocker.
"Na ja.... Du hast gesagt, ich soll den Ball nicht ansehen. Und wenn ich die Augen offen habe, verfolge ich den Ball automatisch....." erklärte Hinata und stand auf.
Lüge..... Wieso hatte er das getan? Er wusste es selber nicht..... Er hatte keine Erklärung dafür. Wieso wollte er es dann unbedingt erklären? Er hatte sich leicht und geborgen gefühlt. Fremde Gefühle für ihn..... Etwas, das er seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte. Etwas, dass einen schnell dazu bringt, mehr davon zu wollen. Eine Droge..... Was war nur los mit ihm??
"Aber...aber.... Ach, vergiss es!"
-
"Hinata!"
Der Teenager hielt an, als er eine Stimme hinter sich hörte. Kageyama blieb neben ihm stehen und hielt ihm seine Sportschuhe hin.
"Die hast du vergessen." erklärte er.
Hinata nickte und packte sie in seine Sporttasche.
"Dankeschön."
"Gerne......ähm....Musst du in die Richtung? Da muss ich auch lang. Wenn du willst, können wir ja ein Stück zusammen gehen."
Stumm nickte der Kleinere und schob sein Fahrrad neben sich her, während der Schwarzhaarige auch neben ihm lief.
"Sag mal.... Wie ist es eigentlich so in Tokio?" versuchte Tobio ein Gespräch anzufangen.
"Gut." war die einzige Antwort.
"Es muss ja wirklich eine riesen Umstellung sein, von der Hauptstadt hierher zu ziehen...." probierte er es einfach weiter.
"Ein bisschen...."
"Musst du auch Freunde dort zurück lassen?"
Sofort verfestigte sich der Griff des Orangehaarige um den Lenker seines Fahrrads.
"J-ja...... Izumi und Koshi waren meine...besten Freunde..." meinte er.
Die Anwesenheit und vorallem die Fragen des Zuspielers, machten Shoyo nervös. Wieso tat er das? Wieso wollte er soetwas wissen? Tat er es aus Mitleid? Wieso?!
"I-ich muss hier lang....." meinte er und lächelte den Schwarzhaarigen an.
Dieser nickte.
"Dann bis morgen!"
"B-bis morgen!"
-
"Hallo Shoyo! Na? Wie war der erste Schultag?" begrüßte ihn seind Mutter.
"Brüderchen!"
Natsu umarmte ihn. Ihr großer Bruder lächelte und umarmte sie auch kurz. Dabei pochte sein Herz bis zum Hals und er versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, um so wenig Reibung wie möglich zwischen ihnen beiden zu erzeugen.
"Ich gehe mal kurz in mein Zimmer!"
Dort angekommen, ließ er sich an der Badtür des angrenzenden Bades hinunter rutschen und begann zu weinen. Dann sprang er unter die Dusche, um das Gefühl dreckig zu sein los zu werden. Seine Finger fuhren zitternd über den entzündeten Schnitt, während weiter Tränen über seine Wangen liefen. Eklig....Wertlos.....Dreckig....
Einfach unnütz....
Fortsetzung folgt
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Vertrau mir! |Kagehina|
FanfictionShoyo Hinata(15) zieht mit seiner Familie von Tokio in ein kleines, verschlafenes Dörfchen in Kanto. Er ist ein fröhlicher und aufgeweckter Junge, doch hinter seiner Fassade sieht es ganz anders aus. Und plötzlich droht diese Mauer einzureißen. Tobi...