Leben und leben lassen

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I.


Die Vögel zwitscherten, das Laub raschelte und jemand pfiff ein Liedchen. Der Weg führte durch einen Wald, nur noch wenige Blätter hingen an den Ästen der Bäume, die Meisten säumten schon den Boden. Sie dämpften das Klipp-Klapp, das die Hufe des Pferdes normalerweise gemacht hätten. Es war grau mit einem weißen Fleck auf der Stirn und an der rechten Schulter, es hatte kluge Augen und ausdauernde Beine. Das Pferd trug einen Sattel und zwei Taschen. Der Reiter war groß, mit grauen Haar und Bart. Er trug einen schwarzen Mantel und auf den Rücken ein Schwert. Und er war der fröhliche Pfeifer. Der Reiter hatte es nicht eilig, im Gegenteil er ließ sogar die Zügel etwas schleifen und beugte sich von Zeit zu Zeit aus dem Sattel um ein besonders schönes, farbenprächtiges Blatt aufzuheben. Er warf es entweder nach wenigen Momenten wieder weg oder packte es in eine Mappe, die er danach wieder in eine offene Tasche steckte. Ein Stück weiter vorne beschrieb der Weg eine Kurve, durch das dichte Gestrüb konnte man nicht sehen wie es danach weiterging. Plötzlich flog unter empörten Zwitschern ein Schwarm Vögel auf, ein Tier musste sie aufgescheucht haben. Langsam ritt der Mann weiter. Als er kurz vor der Kurve war knackte es neben ihm im Unterholz. Seine Hand fuhr zu dem Schwert auf seinem Rücken, aber bevor er es ziehen konnte, rief eine raue Stimme: „Halt! Hände weg von den Waffen! Es sind Pfeile auf dich gerichtet!"

Der Reiter verfluchte im Stillen seine Unachtsamkeit und dachte an den Beutel der ganz unten in der rechten Satteltasche lag.

„Die Hände in die Luft. Nicht umdrehen."

Dieser Satz verriet ihm, dass hinter ihm mindestens einer der Strauchdiebe stand. Es raschelte und dann standen fünf Männer auf der Straße. Zwei hatten einen kurzen Spieß und waren mit Nieten besetzten Lederpanzern gerüstet, der Nächste hatte eine breite Axt und ebenfalls eine Lederrüstung, der Vierte war mit einem dagegen war mit Schwert und Schild bewaffnet und trug ein Kettenhemd, er war scheinbar der Anführer. Der letzte hatte eine Rüstung aus Leder mit Kettenbesatzt und eine Hellebarde. Die Ausrüstung der Banditen war gut gepflegt und man konnte erkennen, dass sie mit ihren Waffen umgehen konnten. Der eine Spießträger packte die Zügel des Pferdes während der Schwertkämpfer einen lauten Pfiff ausstieß. Gleich darauf kamen drei Reiter gefolgt von ebenso vielen Männern zu Fuß. Die drei Pferde trugen schwarze Schabracken auf denen ein weißes Tatzenkreuz aufgenäht war. Die Ritter waren mit Kettenhemd, Arm- und Beinschienen und Wappenrock gepanzert. Ihre Wappenröcke waren schwarz, mit demselben Kreuz auf der Brust wie auf der Rüstung der Pferde darunter lagen ihre Plattenpanzer verborgen. Ihre Waffen wurden ihnen von ihren Knappen getragen. Jeder der Ritter hatte eine Lanze, einen Schild mit Wappen und einem Helm, ihre Schwerter trugen sie am Gürtel.

„Gute Arbeit Renard. Jetzt haben wir ihn." sagte der Erste Reiter mit tiefer Stimme.

Der Schwertkämpfer salutierte.

Der zweite Ritter, ein Mann Ende der 30er mit braunen, schulterlangen Haar und Spitzbart, sagte mit näselnder Ton: „Wenn es der richtige ist!"

„Es ist doch der Richtige oder? Wir wollen doch bloß diesen Fomorer."

Die Stimme des dritten im Bunde klang nervös und erschrocken, er war noch recht jung. Sein braunes Haar war kurz geschnitten und seine Oberlippe und Wangen säumte nur ein leichter Flaum, er konnte noch nicht lange ein Ritter sein.

Der erste Ritter sprach wieder, er war ein Hüne mit wilden, schwarzen Haar und Bart. „Das werden wir gleich herausfinden. Aber er passt auf die Beschreibung und wer sollte sonst in dieser Gegend auf so einer Straße reisen?"

„Du hast recht Géant, aber warum fragen wir ihn nicht einfach?" das war wieder der Zweite.

„Stimmt. Du! Bist du der Fomorer Carne und kommst gerade aus einem Dorf namens Bladaken?" bellte Géant.

Die Flamme in der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt