𝐈𝐈; 𝐭𝐰𝐨

83 20 22
                                    

┌────── •✧✧• ──────┐

Lennox Will Floy

└────── •✧✧• ──────┘

Mein Blick gleitet zu meinen Fingerspitzen, von denen die rote Flüssigkeit tropft. »Nein! Nein! Das tut mir so sehr leid! Das weißt du, oder? Ich wollte nie, dass es so weit kommt!«, brülle ich zuerst, bis ich mit Tränen in den Augen auf den Boden sacke und die letzten Sätze nur noch flüstere.

»Ist das Blut?«, vernehme ich eine sanfte Stimme hinter mir.

»Nein?«, entgegne ich und widme mich wieder Alyssa - dem Mädchen, das gerade vor mir auf dem Boden liegt. Leblos.

»Du weißt schon, dass das keine Frage ist, die du mit einer Gegenfrage beantworten kannst, oder?«, spricht die sanfte Stimme erneut. Diesmal jedoch mit einem leichten Nachdruck.

»Ja und? Was willst du hören? Soll ich jetzt erzählen, was hier vorgefallen ist? Denn glaub mir, das weiß ich nicht. Wirklich nicht. Das Einzige, das ich weiß ist, dass das Blut - also ja, es ist Blut - meiner Schwester an meinen Händen klebt, weil ich nicht schnell genug da war!«, sage ich nun etwas energischer und drehe mich zu der Person um.

Erstaunt halte ich inne. Das Mädchen, das da steht ist niemand anderes, als Kaylee - meine beste Freundin - die mich nun leicht mitleidig anschaut. Tränen steigen mir erneut in die Augen und fließen nun meine Wangen hinunter. Sofort kommt Kaylee zu mir und kniet sich neben mich, während sie einen Arm um mich schlingt und beruhigende Geräusche macht. »Es ist nicht deine Schuld, Lenny! Das war nie so und wird auch nie so sein, okay?«, spricht sie beruhigend und auch glaubhaft aus, doch ich will ihr einfach nicht glauben. Ich kann ihr nicht glauben.

»Nein, Kay! Es ist meine Schuld. Und es wird auch für immer meine Schuld bleiben. Ich habe ihr versprochen, immer auf sie aufzupassen und sie zu beschützen, aber ich konnte sie nicht beschützen. Ich war zu spät, Kay! Und jetzt ist sie tot! Sie ist tot; Meinetwegen!«

Meine Sicht verschwimmt leicht, als sich die Bilder wieder einmal in meinem Kopf abspielen, und schnell wische ich mir über die Augen, um die Tränen zu verdrängen, die sich erneut ihren Weg in meine Augen und dann über meine Wangen bahnen wollen. Es ist jetzt schon zwei Jahre her; und doch fühlt es sich immer noch so an, als ob es gestern gewesen wäre. Die Schuldgefühle plagen mich weiterhin und das werden sie auch immer machen. So lange, bis ich denjenigen gefunden habe, der dafür verantwortlich war.

Bevor ich mich schließlich neben Kay auf den Platz setzte, den sie mir extra in der vorletzten Reihe des Hörsaals freigehalten hat, schlucke ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet habe herunter und lächle sie an. »Hey Kay! Danke fürs Platzfreihalten!«

Sie schenkt mir auch ein leichtes Lächeln und ein leichtes Brummen und widmet sich dann wieder ihrem Block vor ihr. Aber das ist okay für mich. Wir reden sowieso vor Unterrichtsbeginn kaum miteinander.

Schnell hole ich auch meinen Block heraus und lege meine Hände flach auf ihn. Sofort fällt mein Blick wieder auf meine Fingerspitzen, mit denen ich jetzt leicht auf den Block trommle und der Kloß, den ich kurz zuvor erst heruntergeschluckt habe, bahnt sich wieder seinen Weg nach oben.

༺♡༻❀༺♡༻

broken souls | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt