𝐈𝐈𝐈; 𝐭𝐡𝐫𝐞𝐞

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Jani Jalma

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Kritisch schaue ich mein Spiegelbild an. Meine von der Sonne gebräunte Haut schreit nur so: Schaut alle her, ich war im Sommer und sonst auch im Urlaub und konnte mich super in die Sonne legen, entspannen und mich bräunen.

Aber nicht nur das zeigen sie. Sie schreien – wie mein Name auch – ebenso: Seht mich an; ich habe bis vor kurzem auf den Hawaiianischen Inseln gelebt, und konnte mich somit immer sehr gut bräunen; was ihr ja anscheinend nicht machen konntet.

Aber auch das hat so seine Nachteile. Mein Blick fällt nun auf die kleinen schwarzen Punkte auf meinem Bauch und den Schultern. Ich glaube alles hat so seine Nachteile. Nur haben diese Nachteile manchmal auch eine Wirkung mit sich zu tragen, die aber nur manche Personen ertragen müssen.

Leicht fasse ich an die schwarzen Stellen und eine Träne kullert mir über die Wange. Ein dicker Kloß entsteht in meinem Inneren, aber ich möchte auch auf etwas einschlagen, weil sich nun auch Wut in mir aufstaut.

Es hat mir so viel genommen. Meine Mutter. Meine Tante. Meine Oma. Meinen Bruder. Ja, selbst meine kleine Schwester. Aber mich wird es nicht bekommen. Ich habe es zwar, aber das heißt nicht, dass ich mein ganzes Leben danach richten werde. Es soll sich nach meinem Leben richten und nicht umgekehrt.

Ein Klingeln ertönt und sofort nehme ich mein Handy zur Hand und schalte den Alarm, der mir zeigt, dass ich mich auf den Weg zu meinem Hörsaal machen sollte, aus.

Schnell ziehe ich mir ein hochgeschnittenes Shirt an, das all meine schwarzen Flecken verdecken sollte und hole mir zur Sicherheit noch eine lange, beige Weste heraus, falls es doch noch kälter werden sollte und auch um meine schwarzen Flecken ein weiteres Mal zu verdecken.

Danach verlasse ich mit einem »Aloha!« an meinen Vater gerichtet, der mit einem schwarzen Kaffee über dem Esstisch gebeugt sitzt und das Kreuzworträtsel versucht zu lösen, unsere kleine Wohnung in London. Er tut mir leid. Er hat seine Frau und zwei seiner Kinder an der gleichen Krankheit verloren. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch die Hoffnung aufgibt; mich nicht auch zu verlieren. Dabei brauche ich nur einen OP-Termin. Sie müssen nur diesen blöden schwarzen Hautkrebs entfernen, bevor er anfängt auf meine Organe zu streuen. Aber dafür bräuchten wir zuerst einmal einen Termin. Und diese OP-Termine sind zu Zeit leider sehr begrenzt. Ich hoffe nur, dass es bald sein wird. Aber nicht für mich und meine Gesundheit, sondern für die sowieso schon geschadete Psyche meines Vaters. Verflucht seist du, du verdammter schwarzer Hautkrebs!

Mit einem Seufzer lasse ich mich in der vorletzten Reihe des Hörsaals, die bisher nur von einem Jungen und einem Mädchen besetzt ist, nieder und ziehe die Ärmel meiner Weste über meine Hände, um komplett sicherzugehen, dass man keine schwarzen Flecken an mir sieht.

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broken souls | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt