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Maybe its time to put your dress away

or leave it out

Maybe it's time I give you space

Sie waren in Nialls Zimmer, da Addys Zimmer schon weitgehend leer geräumt wurde, damit Saro das für das kommende Jahr beziehen konnte und ihre Sachen  schon überall im Wohnzimmer herumstanden. Deshalb hatten Louis und Niall beschlossen eine Abschiedsfeier für sie in ihrer Wohnung zu feiern. Als Niall Addys Zimmer das letzte Mal gesehen hatte, sah es ungewohnt leer aus. Niall war so an all die Sachen gewöhnt, die in Addys Zimmer standen, dass ihm jetzt sogar der komische Kobold fehlte, der auf ihrem Nachttisch gestanden hatte. Ein Geschenk von ihrer Tante, als sie klein war.

Bis vor einigen Minuten war das Wohnzimmer voll mit Leuten gewesen, die Addy verabschieden wollten. Sogar Harry war vorbei gekommen. Doch jetzt waren sie ganz allein in dem Apartment. Louis hatte kurzfristig beschlossen, dass er diese Nacht bei Zayn schlafen würde. Offiziell, weil dieser so betrunken war. Doch es wusste sowieso jeder, dass er dort schlief, um Niall und Addy Privatsphäre zu geben.

Zu sagen, dass Niall und Addy das Gespräch, was mit ihnen passieren würde, hinausgezögert hatten, war eine Untertreibung. Vielleicht, weil beide wussten, worauf das hinaus laufen würde und keiner von beiden es übers Herz bringen würde.

Niall würde Addy morgen früh zum Flughafen fahren mit Liams Auto, das er sich extra dafür ausgeliehen hatte.

„Hilfst du mir?", Addys Stimme klang schwer in seinen Ohren. Sie wusste, was passieren würde. Ihr Rücken war zu ihm gedreht, während sie vor seinem Kleiderschrank stand. Er sollte das Gänseblümchenkleid öffnen.

„Ja", Nialls Finger waren kalt gegen die heiße Haut ihres Rücken. Er spürte die Gänsehaut, die sich unter ihm bildete.

„Sorry", murmelte er. Den ganzen Abend über waren alle so glücklich gewesen, hatte Addy so viel Glück und Spaß gewünscht, dass es hart gewesen war, nicht daran zu denken, was nun passieren musste.

Er schob das weiße Kleid, das so wunderschön an ihr aussah wie beim ersten Mal, als er es gesehen hatte, von ihren Schultern und trotz, dass es so dunkel war, konnte er den Kontrast, den der helle Stoff gegen ihre dunkle Haut bildete, erkennen. So oft schon hatte er Addy das Kleid ausgezogen. Doch nie war er sich dabei so unsicher vorgekommen wie in diesem Moment.

Seine Finger zitterten wie die eines Sechszehnjährigen, der gerade das erste Mal ein Mädchen auszog.

„Verdammt!", murmelte er, als der Reisverschluss herausbrach und beinahe hätte er Lachen müssen, so ironisch war die Situation.

Das Kleid war neu gewesen, als sie sich das erste Mal geküsst hatten. Und nun bei ihrem letzten gemeinsamen Abend ging es kaputt. Fast, als wäre ihre Beziehung nie dafür gemacht gewesen länger zu halten, als dieses Kleid.

„Ist schon ok", Addy hatte sich zu ihm umgedreht und hielt das Kleid gerade noch so über ihre Brüste.

Er konnte die Tränen in ihren Augen sehen. Doch auch das traurige Lächeln auf ihren Lippen und gerade musste er sich so sehr zurückhalten nicht selbst laut zu schluchzen. Nie hätte er gedacht, dass er und Addy in irgendwas ein letztes Mal haben würden.

„Du kannst mich anrufen, wenn du mich brauchst. Wir können das zusammen machen", Addys Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Sie beide wussten wie dumm das klang. Eine Trennung, die keiner von beiden wollte, zusammen durchzustehen.

Doch der Gedanke daran, war das einzige, das Niall diesen Abend überleben ließ.

„Also ist es das jetzt wirklich?", sie hatten eine Fernbeziehung überhaupt nicht besprechen müssen. Das hätte sie beide nur miserabel in unterschiedlichen Orten auf der Welt gelassen, bevor sie sich schließlich doch trennten.

Niall wollte, dass Addy das Jahr in Spanien genoss. In vollen Zügen.

„Ich-", Addy stockte, ihre Hand im Stoff des Kleides verkrampfte sich.

„Kann ich dich noch küssen? Bis morgen?"

„Ja." Niall nahm ihr Gesicht in seine Hände, wie er es schon tausend Mal getan hatte und küsste sie, wie er es schon tausend Mal getan hatte. Und doch war es jedes Mal, wie beim ersten Mal. Als wären sie das einzige auf der ganzen Welt, das jemals zählte. Alles andere, was es gab, war unwichtig. Kein einziger Gedanke schoss in seinen Kuss.

Und manchmal, wenn er nachts neben Addy gelegen hatte, so ineinander verstrickt, dass er nicht wusste wo er anfing und wo sie aufhörte, glaubte er es lag daran, dass er nicht einen wirklichen Gedanken an Harry verschwendet hatte in ihrer Anfangszeit.

Dass er lediglich aufgepasst hatte, dass sie in der Öffentlichkeit nicht zu sehr wie ein Pärchen wirkten, falls jemand sie gesehen haben könnte.

Addy ließ das Kleid los und ihre Finger fanden den Weg zu seinen Hemdknöpfen wie von allein. Es hatte dumme Schmetterlinge drauf und war das erste Geschenk gewesen, das Addy ihm jemals gegeben hatte.

Kurz löste Niall sich von ihr, um ihre Beine um seine Hüften zu schlingen. Doch er hielt inne: „Jetzt?"

Es kam ihm komisch vor mit ihr zu schlafen, wenn sie sich morgen nicht einmal mehr küssen würden. Wenn sie im Inbegriff waren sich zu trennen. Auch wenn alles in ihm danach schrie.

„Ja." Ihre Hände vergruben sich in seinen Haaren und ihre Stimme war schon jetzt nicht mehr als ein lustvoller Hauch. Addy zog seinen Kopf wieder so nah zu sich, dass kein Blatt zwischen sie passen würde.

Niall verlor sich selbst vollkommen im Kuss. In ihr.

Er wollte ihr zeigen, wie sehr er sie liebte, während seine Finger über ihren Körper fuhren, ihr ein Stöhnen entlockte, wenn er genau die richtigen Stellen traf.

„Ich liebe dich", mit einer flinken Handbewegung öffnete Addy ihren BH, während Niall sich von ihrem Mund zu ihrem Nacken küsste. Am liebsten wollte er jede Stelle ihres Körpers schmecken, unter seinen Lippen fühlen.

Er wollte vollkommen ihrs sein.

Ihr von ganzem Herzen vertrauen. Sie lieben, wie er geglaubt hatte, dass er das sein ganzes Leben tun würde.

Niall wusste nicht, ob er den nächsten Morgen überlebt hätte, wenn seine Freunde nicht vor Liams Wagen am Flughafen gewartet hätten. Sogar Harry war mit gekommen. Er hatte zwar nicht wie die Anderen vor dem Auto gewartet, sondern in dem daneben geparkten Wagen von Zayn gesessen. Doch er war mit zu ihrem Lieblingscafé gekommen und hatte Nialls Bagel bezahlt.

Nachdem er sie vor dem Security Bereich hatte gehen lassen, wusste er nicht mehr wie Atmen funktionierte. Niall kam sich vor wie ein Zombie.

Er weinte nicht. Er war einfach taub.

Nicht einmal, dass er gegen ein paar Leute lief, die sich daraufhin lauthals beschwerten, als er auf dem Weg zum Auto war, bekam er mit. Niall wusste nicht, was er erwartet hatte. Gar nichts wahrscheinlich.

Sich auszumalen, wie er sich fühlen würde, wenn er sie gehen lassen musste, tat zu weh. Sogar als er an diesem Morgen schweigend neben ihr im Auto gesessen hatte, hatte er es erfolgreich geschafft, keinen dieser Gedanken in seinen Kopf zu lassen.

Niall bekam nicht mit, wie Liam ihn in seine Arme zog, als er nach Ewigkeiten beim Wagen ankam. Er spürte die Arme nicht, die ihn umschlossen, sondern nur die Kälte, die der Januar mit sich brachte. Doch sie war anders, als käme sie von innen. Dort, wo es sonst immer warm war.

Niall glaubte fast, dass Addy all die Wärme mit sich genommen hatte ins zimmerwarme Spanien und ihn allein mit all der Kälte in England zurückgelassen hatte. 

Ein Kleid aus Gänseblümchen // n. h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt