9. Kapitel

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Marie

Gemeinsam mit Jona Bens Kindergeburtstag feiern. Bei Matt hört es sich so einfach an, wenn er das so sagt. Ein kleines bisschen beruhigt mich das, auf der anderen Seite finde ich es aber auch unverschämt mich so aufzudrängen.

Mir war es heute schon unangenehm, dass er mich vor der Tür beim Zögern erwischt hat. Ich fühle mich so schon erbärmlich genug, da muss ich ja nicht auch noch alle Anderen mit der Nase auf meine Unsicherheit stoßen. Er hat mich angeschaut, als wenn er genau wüsste, was in mir vorgeht. Daraufhin hat er sogar angeboten, sich mit mir aufzuwärmen. Ich muss einen ziemlich bemitleidenswerten Eindruck auf ihn machen, wenn er mir dann sogar zusätzlich noch anbietet auf der Party zu bleiben.

Dabei war unser Gespräch neulich so entspannt. Jetzt fühle ich mich jedoch überhaupt nicht entspannt. Ob ich Jona mehr zutrauen sollte? Aus nachvollziehbaren Gründen fällt es mir schwer loszulassen. Vielleicht würde Jona sehr wohl allein auf den Kindergeburtstag gehen, wenn ich es locker sehen könnte und ihn mehr ermutigen würde. Vielleicht sollte ich mir vornehmen ihn mehr zu unterstützen. Und Matt würde gut auf ihn aufpassen. Da muss ich mir keine Sorgen machen.

Meine Gedanken springen hin und her. Ich spüre Matts Blick auf mir und bin mir nicht sicher, ob er etwas zu mir gesagt hat.

„Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken woanders, hast du etwas gesagt?"

Matt schüttelt den Kopf. „Ich habe nichts gesagt. Wo warst du mit deinen Gedanken?"

Er mustert mich neugierig, dann jedoch sieht er ehrlich zerknirscht aus. „Entschuldige, ich besitze heut nicht gerade viel Taktgefühl. Du wolltest sicher nur in Ruhe trainieren und ich zwinge dir ein Gespräch auf."

„Quatsch, ich unterhalte mich gern mit dir." Schnell beiße ich mir auf die Lippen, das ist mir einfach so entschlüpft.

Matt scheint das allerdings zu freuen, denn ein ehrliches Lächeln überzieht sein Gesicht.

„Ich unterhalte mich auch gern mit dir!", gibt er frei zu.

„Du brauchst dich aber nicht verpflichtet fühlen, mir beim Aufwärmen Gesellschaft zu leisten", spreche ich meinen Gedanken von vorhin aus.

Erstaunt mustert er mich. „Wieso sollte ich mich verpflichtet fühlen?"

Ich merke verlegen, wie ich erneut rot werde. Ich scheine mich heute von einer unangenehmen Situation in die Nächste zu manövrieren. Ich kann ihm schlecht erklären, warum ich nicht in der Lage bin, dass Fitnessstudio einfach zu betreten. Noch jämmerlicher möchte ich mich nun wirklich nicht fühlen.

Da ich nicht antworte geht er einfach darüber hinweg: „Ich hatte vorher eher den Eindruck als wenn ich mich dir aufdränge. Dabei wollte ich nur kurz die Gelegenheit nutzen, dich auf die Geburtstagseinladung anzusprechen. Dir schien unser Aufeinandertreffen unangenehm zu sein. Ich hoffe, das hat nichts mehr mit dem zu tun was ich letzte Woche gesagt habe?" Matt hat auf jeden Fall keine Probleme die Dinge beim Namen zu nennen.

Beschämt streiche ich mir eine nicht existente Haarsträhne hinter die Ohren. „Nein Quatsch, damit hat es nichts zu tun. Und du hast dich mir nicht aufgedrängt, zumindest habe ich das nicht so empfunden. Ich hatte eher den Eindruck, du hast Mitleid mit mir und wärmst dich deswegen mit mir auf."

Ich schaue ihn nicht an, zu peinlich ist es mir das auszusprechen, obwohl Matt bisher echt freundlich zu mir war. Egal was ich gesagt habe.

„Mitleid?", fragt er nach.

Mir bleibt aber auch nichts erspart. „Weil ich vor der Tür stand und nicht reingegangen bin", nuschle ich leise.

„Warum bist du nicht reingegangen?", fragt er ruhig, „du musst es mir natürlich nicht sagen, es scheint dir unangenehm zu sein. Aber ich sehe nichts, womit du dich unwohl fühlen müsstest."

Funkengelb auf TränenblauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt