Funkengelb auf Tränenblau

13. Kapitel

Marie

Nach dem Mittagessen packe ich den Rucksack mit einem kleinen Picknick in den Anhänger und Jona dazu. Er mault zwar, weil er selbst fahren möchte. Aber die Strecke mit dem Fahrrad ist für ihn zu weit, außerdem muss er gleich noch genug laufen. Ich besänftige ihn mit einem Hörspiel, welches er während der Fahrt hören darf. Das hat den Vorteil, dass ich die Tour trotz des warmen Wetters genießen kann.

Da ich früh genug losgefahren bin, komme ich recht entspannt am Tierpark an. Kaum ist Jona ausgestiegen flitzt er Yvonne entgegen, die grad vom Parkplatz kommt. Sie wirbelt ihn einmal in der Runde und trägt ihn dann zurück zu mir.

„Was ist in deinem Rucksack, Yvi?", fragt er gleich, denn er weiß genau, Yvonne hat immer ein paar Süßigkeiten dabei.

„Wir schauen nachher mal gemeinsam, ok? Du bist doch sicher noch ganz satt vom Mittagessen, oder?"

Jona schüttelt energisch den Kopf, woraufhin sie einen Schokoladenriegel aus ihrer Tasche zaubert.

„Ach, schau mal was ich gefunden habe. Den solltest du lieber schnell essen, bevor es schmilzt!", sagt sie bierernst.

Jona jubelt und ich verdrehe die Augen. Yvonne stupst mich mit dem Ellenbogen an und zieht mich dann lachend in einer Umarmung.

„Ach komm, schau nicht so grimmig. Wie ich dich kenne, hast du lauter gesundes Zeug dabei. Einer muss doch das Kind verderben, Micki!" Für Yvonne bin ich immer noch Micki, wie früher. Sie meinte damals das klänge cooler als Marie.

Ich drücke sie fest an mich, denn ich habe sie wirklich vermisst in letzter Zeit. „Schön, dass du heute angerufen hast. Ein Treffen mit dir ist heute genau das Richtige!"

Sie nickt wissend. „Du weißt, ich hätte euch auch abholen können! Ich fahre wirklich vorsichtig!"

Das sagt sie jedes Mal und wie jedes Mal senke ich den Kopf und zucke mit den Schultern.

„Ich bin einfach noch nicht soweit", sage ich leise.

„Ich weiß, aber irgendwann bist du es bestimmt wieder!" Ihre Hand streicht kurz über meinen Rücken.

Bevor die Stimmung kippt, schnappen wir uns erstmal Jona und machen uns auf den Weg zum Eingang. Natürlich kaufen wir auch eine Futtertüte, denn die ist für Jona das absolute Highlight.

Zum Glück liegt ein Großteil des Parks im Wald, so dass wir wir die meiste Zeit im Schatten sind.

Yvonne erzählt von ihrer Tour mit Marek heute und was sie in letzter Zeit unternommen haben. Ich bin ihr dankbar, dass sie das Thema gewechselt hat. Beide sind sportlich unheimlich aktiv, wandern, klettern und fahren Mountainbike. Was Marek angeht packt sie mich nicht in Watte. Sie erzählt von ihrer Beziehung, weil es einfach zu ihr dazu gehört. Ja, manchmal verspüre ich einen leichten Stich. Ich vermisse meinen Partner. Aber Yvonne und ich kennen uns schon so lange, es wäre schade, wenn sie versuchen würde diesen wichtigen Teil ihres Lebens auszuklammern.

„Und wie war dein Morgen auf dem Spielplatz?", fragt sie mich.

Ich schaue sie misstrauisch an. Sie hebt entschuldigend die Hände.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich heute morgen nicht angreifen. Dass du auf deine Eltern Rücksicht nimmst finde ich gut. Ich denke zwar sie sehen das nicht so eng, aber du hast schon recht, ihnen ein wenig Freiraum zu lassen ist nett von dir. Ich glaube ich könnte einfach nicht so selbstlos sein. Deine Eltern wissen das sicherlich zu schätzen. Bei Christian war das anders und das hat mich geärgert."