8. Kapitel

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Matt

Am nächsten Morgen erzähle ich Ben von Charlies und meiner Idee. Ich erlaube ihm drei Kinder einzuladen. Wenn ich die Zahl von vornherein limitiere, artet das Ganze vielleicht nicht zu sehr aus, hoffe ich.

Er hört sich alles mit großen Augen an und ich kann sehen, wie sehr ihm der Gedanke an einen Kindergeburtstag gefällt. Ich erzähle ihm ein bisschen, wie so eine Kinderfeier aussieht, denn er selbst war noch bei keinem Kindergeburtstag eingeladen. In England hatten wir nur wenig Kontakt zu anderen Kindern, da wir uns ausschließlich bei Ollie aufgehalten haben. Nur mit den Kindern einiger Gäste hatte Ben zwischendurch zu tun. Da hat sich so eine Gelegenheit also gar nicht ergeben.

Über die Frage, wen er einladen möchte denkt er ernsthaft nach.

„Jona möchte ich einladen."

Seinen Namen als Erstes zu hören wundert mich nicht.

„Gibt es sonst noch jemanden, der dabei sein soll außer Jona?"

Er denkt kurz nach bevor er antwortet: „Max und Felix!", und nach einem kurzen Zögern, „und Jule!"

„Das sind dann aber schon vier", gebe ich zu bedenken, „und was ist mit Elias?"

„Elias haut immer, das finde ich blöd." Dazu hat er eine klare Meinung.

„Aber Jule willst du dabei haben, obwohl sie dich neulich küssen wollte", frage ich vorsichtig nach.

Ben kichert. Ich schaue ihn abwartend an, doch er sagt nichts weiter dazu.

„Also Jule soll auf jeden Fall dabei sein?"

Ben nickt. „Und Jona und Max und Felix!", bekräftigt er nochmal.

„Aber das ist einer zu viel", versuche ich noch einmal die Zahl zu drücken.

„Aber Daddy, das sind alles meine Freunde!"

Mit diesem Argument hat sich jegliche weitere Diskussion erledigt. Ich sollte wohl froh sein, er hat nur vier Kinder genannt und nicht noch mehr. Vielleicht können sowieso nicht alle so kurzfristig, denke ich und schicke Charlie schnell eine Nachricht mit Bens Entscheidung und den Namen der Kinder. Ihre Antwort lässt nicht lange auf sich warten und enthält eine Menge Smilies von denen ich nicht einmal wusste, dass sie in meinem Smartphone existieren. Außerdem schreibt sie mir, sie plane die Einladungen heute Abend vorbeizubringen. Wie sie das so schnell schaffen will ist mir ein Rätsel, aber sie weiß schon was sie tut. Sie meint ich müsse die schon morgen früh in die Fächer im Kindergarten legen, damit alle Bescheid wissen.

Sollte ich welche von den Eltern heute Morgen oder heute Nachmittag sehen, kann ich sie ja auch schonmal vorwarnen. Max Vater sehe ich morgens immer und Felix Mutter manchmal auch am Nachmittag.

Mit diesem Plan im Kopf bringe ich Ben in den Kindergarten, wo ich tatsächlich schon mit Max Vater sprechen kann. Max ist begeistert und so haben wir bereits die erste Zusage, was mich für Ben freut.

Als ich mittags nach der Arbeit zu Berat fahre, sehe ich vom Fahrradständer aus schon Marie vor der Tür stehen. Während der ganzen Zeit, in der ich mein Fahrrad anschließe und meine Sachen nehme, steht sie wie festgewurzelt vor der Tür. Dort wurde sie beim letzten Mal von mir umgerannt, als ich sie in der Eile übersehen habe. Was sie da wohl macht? Ich frage mich, warum sie da steht, anstatt hineinzugehen.

Ich nähere mich und komme neben ihr zum Stehen. Es dauert einen kurzen Moment, bevor sie mich wahrnimmt. Sie schaut zu mir hoch und als sie mich erkennt färben sich ihre Wangen rot.

Funkengelb auf TränenblauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt