Kapitel 11

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Die drei machte währrenddem laufen eine Whatsapp Gruppe mit dem, von Justus vorgeschlagenen, Namen "Klo-Homies". "Aber wir müssen das Geheim halten!", Justus hielt geheimnisvoll den Finger vor den Mund. "Wieso das?", Taylor sah ihn skeptisch an. "Naja, ist doch spannender wenn wir so tun als ob keiner davon Wissen darf!" Bei Justus' Bushaltestelle trennten sie sich von ihm. "Denkt daran! Nicht mal eure Katzen dürfen was davon Wissen!", rief er ihnen hinter her. Taylor war den Rest des Weges stiller als sonst.


"Was ist los? Bist aufgeregt, wegen heute Abend?" , Karo boxte ihn in die Seite und kicherte. Er lächelte sie schief an. "Ja, schon." Karo hakte sich bei ihm ein. "Ach, Tay-Tay es gibt gerade mal eine 25% Chance dass irgendjemand überhaupt kommt. Wir sollten jetzt schon mal für die Zukunft planen." Taylor sah grinsend in die Wolken. "Also ich würde eine Hochzeit am Meer vorschlagen, drei Kinder - Penelope, John und -" "Eh, du denkst ein bisschen zu weit in die Zukunft." "Und Michael. Man kann nie zu weit in die Zukunft denken. Wen laden wir alles zur Taufe ein? Also Justus schließ ich mal definitiv aus. Der kriegt bei solchen Sachen sofort Heulkrämpfe." "Was heißt hier wir? Das ist doch deine Entscheidung." Er sah sie verwundert an. "Also ich bin dafür dass beide Elternteile gleich viel Mitrede recht haben." Karo blieb stehen und fing an Taylor in die Seite zu zwicken. Er versuchte sie zurück zu zwicken, doch Karo wurde von Pilo fast täglich mit so was attackiert, dass sie immer ausweichen konnte und Taylor so gut wie keine Chance hatte. Lachend hielt er ihre Hände fest, damit sie nichts mehr machen konnte. "Ist ja gut. Schreiben wir später in der Gruppe darüber, vielleicht weiß Justus ja etwas."


Zuhause half Pilo und ihre Mutter ihr beim Packen. Die beiden taten so, als würde Karo nach China ziehen und nicht nur eine Nacht in der Schule übernachten. Vor allem Karo's Mutter. Sie nahm jedes Kleidungsstück nach dem anderen in die Hand, seufzte und packte es ein, als ob sie vermutete dass Karo es verlieren würde (was ganz schön unberechtigt war, da Karo "gerade mal" 3-4 mal Sachen in der Schule verloren hatte). Um 18:00 Uhr lief Karo dann, in Jogginghose und Pulli, los. Auf dem Weg telefonierte sie noch mit Aaron und erzählte ihm alles. Aaron erzählte, dass er und seine Herzensdame "Brianna" immer noch zusammen waren und sich die Lage zwischen ihnen verbessert hatte. Über Karo musste er allerdings noch ein paar Details ausspucken, doch nun hatte sich die Eifersucht gelegt. Als sie ankam, warteten schon fast alle vor dem Schulgebäude. Karo stellte sich zu den Mädchen die sich alle besonnen an lächelten und gewissenhaft in die Runde blickten. Ein paar Jungen rückten ein Stück zur Seite, da es schon öfters zu Auseinandersetzungen zwischen den Jungen und Mädchen kam.


Anfangs wurden, wie immer, Brett- und Würfelspiele gespielt. Danach sahen sie mitgebrachte Filme an und aßen Abendessen, aber als es ganz dunkel wurde, schlugen ein paar Jungen vor, Gruselgeschichten zu erzählen. Sie machten das Licht aus und stellten ein paar Kerzen in die Mitte. Bis auf die Mitte des Kreises und die Gesichter der anderen sah man nichts. Es waren die üblichen Lagerfeuer Geschichten, wie der Mörder unter Bett der die Hand ableckte oder die Puppe die immer eine Zahl sagte. Doch immer wenn derjenige, der die Geschichte erzählte, eine Kunstpause einlegte, passierte etwas unerwartetes. Ein Stuhl lief aus dem nichts um oder eine Tür fiel zu um einen Gruseleffekt zu kreieren. Es wirkte auch bei den meisten. Elina (Karo hatte beschlossen sie nicht mehr Gerichti zu nennen, da sie eigentlich nett war), zum Beispiel, klammerte sich verzweifelt an Marvin (den diese Handlung wohl leicht nervös machte) und wimmerte in seinen Pulli. Die Geschichten erschreckten Karo nicht, aber die Stimmung mit der sie die Geschichte erzählten, war teilweise wirklich beeindruckend. Um kurz vor zehn wurden die Mädchen dann in die Bibliothek zum schlafen geschickt. "Okay, Mädels.", flüsterte Zoey, als sie den Gang entlang liefen. Mrs Huber ist in zehn Minuten weg gepennt, meine Schwester hatte die letztes Jahr als Klassenlehrerin. Bei den Jungs passt nur der Hausmeister auf, aber der verschwindet so bald die Lehrer schlafen bekanntlich ja eh." Sie vergruben sich alle in ihren Schlafsäcken und machten keinen Mucks mehr. Mrs Huber schlief wie Prophezeit in wenigen Minuten ein. Die Mädchen schlichen sich in den Gang und begannen das Spiel. Susie musste anfangen. "Ach man, hoffentlich nichts was ich geschrieben hab.", grummelte sie und griff in den Beutel mit den Zetteln den ihre Nachbarin ihr vor hielt. "Mach einen Lehrer deiner Wahl nach.", las sie vor. Sie stand auf und trampelte wütend auf ein Mädchen zu. "Wie weit hast du eigentlich deine Uniform auf? Bist du eine Nutte oder was? Keiner will deine Teile sehen!", rief sie. Das Mädchen spielte sofort mit, wich erschrocken zurück und stotterte: "A-aber man sieht doch gar-" "Willst du jetzt etwa diskutieren? So was lenkt meine Jungs ab! Mach es zu oder es gibt nen Eintrag!" Die Runde fing an zu lachen. "Das war Mrs Gullo.", Susie grinste und verbeugte sich kurz. Sie mussten der Reihe nach Zettel ziehen, die Aufgaben waren alle origineller als die, die man von Partys kannte. Karo musste Freestyle-Rappen und dazu Beatboxen. Um kurz vor halb 12 wurden die meisten müde, also gingen sie zurück zur Bibliothek.


Als Karo ganz sicher war, dass alle schliefen oder zumindest abgelenkt mit tuscheln oder auf dem Handy rum spielen und nichts mehr groß mitbekamen, lief sie zum Klo und starrte gebannt auf die Tür. Es war ungefähr 0:35 Uhr. Man hörte im Schulgebäude immer wieder Geräusche, wie zum Beispiel ein leises Kratzen oder das Knarzen von Treppen. Plötzlich klopfte es laut am Fenster gegenüber von ihr. Karo war bereit beide Beine in die Hände zu nehmen und zu flüchten, als sie sah wer vor dem Fenster stand. Taylor und Justus winkten ihr aufgeregt zu und zeigten auf die Klotür und nickten heftig. Karo sah sie verwirrt an und versuchte ihnen telepathisch mit zu teilen, dass sie keinen Schimmer hatte, was sie sagen wollten. Als sie eine Tür knarren hörte, dämmerte es ihr. Die beiden hatten gesehen, dass jemand ins Klo gelaufen war. Karo nahm all ihren Mut zusammen und stieß die Tür auf. "Hallo?" , rief sie. Jemand hielt hörbar die Luft an. "Was machen sie da?" Karo schritt auf die Kabine zu, aus der Socken hervor lugten und blieb davor stehen. Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen und ein Mädchen rannte in Windeseile an ihr vorbei. "He!" Karo lief hinterher und sah am Fenster, dass Justus und Taylor los jagten. Karo rannte zum Eingang, wo das Blonde Mädchen gerade unschlüssig davor stand. Sie wollte in Richtung Stadt rennen, doch Taylor schnitt ihr den Weg ab und funkelte sie an. Als sie sich auf dem Absatz umdrehte und sich entschloss doch lieber zum Altersheim zu rennen, stand Justus schon bereit und rief: "Haalt!" Stolpernd machte sie halt und suchte nach anderen Fluchtwegen. Mal wieder mit ihrem Vorbild James Bond in Gedanken, nutze Karo diese Gelegenheit und schmiss sich mit einem Kampfes ruf, mit dem Mädchen zu Boden. Ächzend schnappte diese nach Luft und sah hoch. Taylor stand vor ihnen und sah das Mädchen böse an. "Da haben wir dich! Wieso schreibst du meinen-" "Valerie?!", riefen Justus und Karo gleichzeitig. Valerie war ein unscheinbares Mädchen in Karo's Klasse, mit der sie noch nie geredet hatte. "Ihr kennt sie?", skeptisch sah Taylor zwischen Karo, Justus und Valerie her. "Sie ist in meiner Klasse.", erklärte Karo. "Meine Kindergartenfreundin.", murmelte Justus. Ungläubig beugte sich er zu ihr runter. "Du bist wieder in der Stadt? Wieso hast du dich nicht gemeldet?" Valerie warf Karo mit Schwung von sich herunter und rappelte sich hoch. "Ich war die ganze Zeit in der Stadt, Dummkopf. Du warst doch in Australien, nicht ich.", fuhr sie ihn an. "Oh." Schuldbewusst sah Justus zu Boden. "Regelt das wann anders, wichtiger ist, dass du meine Handynummer an Klotüren schreibst!" Verwirrt sah Valerie Taylor an. "Diese Problemnummer? Das war nicht ich! Aber ich hab sie auch gesehen und wollte sie ausprobieren. Aber in der einen Pause stand sie da und schon in der nächsten war da nur noch ein schwarzer Fleck..." Taylor sah Karo an. "Du hast mich davor bewahrt, dass noch eine verrückte anruft, danke dafür!" "Keine Ursache..He! Moment-" "Ach du hast sie verwischt? Komisch, dass war aber an dem Tag an dem du krank warst..." Valerie sah Karo verwirrt an. Justus schrie auf und alle fuhren verschreckt zu ihm herum. "Was ist?" Justus schluckte heftig und flüsterte: "Ich glaube etwas sehr Paranormales geht hier vor!" Taylor ignorierte Justus Einwand und wendete sich wieder an Valerie. "Warum warst du dann mitten in der Nacht hier?" Valerie kratzte sich am Kopf. "Naja, es kann doch wirklich sein dass es etwas Paranormales war und ich dachte mir - Hey! Mitternacht und Vollmond..." Währrend Justus zustimmend nickte, sah Taylor sie fassungslos an. "Also warst du es nicht... Entschuldige, jetzt hab ich dir ganz umsonst mehrere Rippen gebrochen.", erniedrigt klopfte Karo Staub von ihrem Schlafanzug.






Das Mädchen, der Junge und das 'Stille Örtchen'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt