12. Kapitel📚

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Als ich an diesem Tag zu Bett gehe, kann ich einfach nicht einschlafen. Die ganze Zeit über gehen mir die Ereignisse des Tages nicht mehr aus dem Kopf. Zuerst Tyran, der mir von einem Vulparivampir erzählt, der an der Grenze herumstreift und dann die Begebenheit im Wald. Ist es Eliyas Kopf gewesen, den ich gesehen habe? Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher. Oder habe ich es mir nur eingebildet? Aber was ist mit dem Lachen? Das hat Tyran schließlich auch gehört und ich hätte schwören können, dass es Eliyas hämisches Lachen gewesen ist. Andererseits habe ich ihn nur einmal für ein paar flüchtige Minuten gesehen, wie soll ich da seine Stimme zweifelsfrei wiedererkennen können? Und jetzt habe ich nicht nur Mylan, sondern auch noch Tyran versprochen, mich der Grenze nicht mehr zu nähern. Wenn ich es dennoch tue, bekomme ich wirklich große Schwierigkeiten. Aber reicht das aus, um mich davon abzuhalten ...?

Ich nehme mir fest vor, meinen Brüdern eine gute Schwester zu sein und auf ihren Rat zu hören.

Die ganze Woche über streife ich unruhig im Wald umher. Ich halte mich jedoch an meinen Vorsatz und nähere mich kein einziges Mal der Grenze. An einem Morgen, als ich gerade durch das Burgtor hinaustreten will, geschieht das Unvermeidbare. Samyr hat gesehen, dass ich auf dem Weg in den Wald bin, und rennt mir hinterher. „Aylaaaa! Warte doch Ayla!"

Während ich stehen bleibe, suche ich fieberhaft nach einer Ausrede, warum ich heute nicht mit Samyr in den Wald gehen kann. Inzwischen hat er mich eingeholt.

„Hat Mylan endlich deinen Hausarrest aufgehoben und du darfst wieder jagen gehen?", fragt er hocherfreut.

„Nein, jagen darf ich weiterhin noch nicht, bloß ein bisschen im Wald spazieren. Ziemlich langweilig."

„Na dann kannst du doch sicher etwas Gesellschaft brauchen?"

„Ach nein, du brauchst nicht extra mitkommen, ist wirklich öde, einfach nur herumzulaufen. Geh lieber mit den anderen auf die Jagd, das ist tausendmal spannender, als neben mir her zu trotten."

Meine Rede scheint keinen großen Eindruck auf ihn zu machen.

„Ach was, so langweilig ist das nun auch wieder nicht. Und schließlich kommt es immer auch auf die Gesellschaft an, in der man sich befindet."

Er grinst. Innerlich seufze ich auf. Was kann ich denn da noch groß dagegen einwenden? Also stimme ich Samyrs Vorschlag zu und wir machen uns gemeinsam auf den Weg in den Wald. Die ganze Zeit über plappert er munter vor sich hin und erzählt mir belangloses Zeug. Ich gebe zwischendurch ein desinteressiertes „Mhm" oder „Aha" von mir und beobachte aufmerksam die Umgebung. Falls irgendwo zwischen den Büschen wieder ein Kopf oder sonst ein Körperteil auftaucht, will ich es auf keinen Fall verpassen. Plötzlich höre ich das Wort Vulpari fallen.

„Was hast du gerade gesagt?", hake ich nach.

„Na dieser Vulpari, der die ganze Zeit an der Grenze herumlungert. Deine Brüder haben dir sicher auch schon von ihm erzählt. War das eigentlich der Grund, warum sie dich dazu verdonnert haben, in der Burg zu bleiben?"

Natürlich, Samyr ist ja auch ein Wächtervampir, daher weiß er über den Vulpari Bescheid.

„Ja so ist es", sage ich schnell, „sie wollten nicht, dass ich mich unnötig in Gefahr begebe. Du kennst ja meine Brüder, ein bisschen übervorsichtig, wenn es um ihre kleine Schwester geht."

Samyr sieht mich streng an. „Ich finde, sie haben ganz recht. Es ist momentan nicht sicher für eine Satarifrau alleine im Wald. Du solltest öfter jemanden bei dir haben. Du kannst mich jederzeit fragen, ich komme immer gern mit."

Auf einmal hören wir einen seltsam schrillen Schrei. Es klingt markerschütternd und scheint ganz aus der Nähe zu kommen. Samyr sieht mich eindringlich an und sagt: „Kehr sofort wieder um und geh zurück zur Burg, Ayla. Wer weiß, was das war. Ich muss nachschauen, vielleicht ist jemand in Gefahr oder gar verletzt. Geh bitte schnurstracks zurück, okay?"

Ich nicke widerwillig. Brav drehe ich mich um und tue so, als ob ich zurück zur Burg gehe. Samyr stürmt in die Richtung davon, aus der das komische Kreischen gekommen ist. Kaum ist er außer Sichtweite, schlage ich einen anderen Weg ein. Ich kann einfach nicht anders, ich muss wissen, was das gewesen ist. Ich hätte nämlich schwören können ... Auf einmal steht er vor mir. Wie aus dem Nichts steht Eliya vor mir an einen Baumstamm gelehnt. Über seinem Kopf ist in das Holz des Baumes das violette Grenzmarkierungszeichen eingeritzt. Ich stehe wie angewurzelt da und starre ihn an.

 Ich stehe wie angewurzelt da und starre ihn an

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Ayla - Unsterbliche Liebe |abgeschlossen 📓 (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt