7. Kapitel📚

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Kyras Hinweis folgend treffe ich kurze Zeit später auf meinen Bruder. Er ist von allen Seiten mit Bücherstapeln zugestellt. Eines der Bücher ist aufgeschlagen und er kritzelt mit hastigen Bewegungen etwas hinein.
„Ayla!", ruft er, als er mich kommen sieht. „Was für eine schöne Überraschung! Du hast mich schon viel zu lange nicht mehr in der Bibliothek besucht!"

Gut, er ist also nicht mehr schlecht auf mich zu sprechen. Im Gegenteil, er freut sich sogar, mich zu sehen.

„Das muss ich jetzt ja gezwungenermaßen, wenn du mich schon hier in der Burg einsperrst. Was soll ich denn sonst denn lieben langen Tag machen, wenn ich nicht auf die Jagd gehen darf."

Mylan sieht etwas betreten drein. „Ayla du weißt, dass ich nur besorgt um dich bin. Es geht mir nicht darum, dir den Spaß zu verderben oder dich für etwas zu bestrafen."

„Ich weiß schon", entgegne ich rasch. Ich will ihn nicht wieder in schlechte Stimmung versetzen.

„Aber wenn, dann solltest du deine schlechte Laune an mir auslassen und nicht an anderen."

Mylan hebt verwirrt die Augenbrauen. „Wie meinst du das?"

„Du hast die arme Kyra ganz schön durcheinandergebracht mit deiner miesen Laune am Donnerstag. Sie hat schon gedacht, du seist wütend auf sie."

„Hat sie das?"

„Jap. Vielleicht solltest du dich bei ihr entschuldigen. Oder noch besser: Frag sie doch, ob sie heute mit dir zusammen zu Abend essen möchte, als Wiedergutmachung sozusagen. Ich habe gesehen, dass sie ansonsten immer mit ihren zwei kleinen Geschwistern an einem Tisch sitzt. Sie freut sich bestimmt über ein wenig reifere Gesellschaft."

Mylan lacht. „Ja, immer nur mit den kleinen Geschwistern am Tisch zu sitzen, kann manchmal wirklich mühsam sein."

Er zwinkert mir zu und ich boxe ihn in die Seite. Es scheint alles wieder beim Alten zu sein. „Ich werde sie fragen", meint er wieder etwas ernsthafter und ich lächle zufrieden in mich hinein.

Anschließend widmet sich Mylan wieder seinen Bücherstapeln und ich schleiche ein wenig durch die Gänge auf der Suche nach guter Lektüre. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. So viele Bücher, die gelesen werden wollen. In einem der Regale finde ich eine schöne ältere Ausgabe von Stolz und Vorurteil. Das Buch habe ich zwar schon zwei Mal gelesen, kann aber nicht genug davon kriegen. Danach schnappe ich mir noch die Göttliche Komödie und die Kameliendame aus dem hölzernen Gestell. Alles altbekannte Werke, doch diese Klassiker können gar nicht oft genug gelesen werden. Gerade als ich die Bibliothek verlassen und mich mit meiner Ausbeute in mein Zimmer verziehen will, kommt mir ein Gedanke.

Unauffällig schleiche ich in die historische Abteilung, in welcher mein Bruder letzte Woche solch ein Chaos veranstaltet hat. Langsam schlendere ich an den Regalen entlang und lasse meinen Blick über die Buchrücken gleiten. Manche der alten Werke sind schon so vergriffen, dass man die Titel kaum noch entziffern kann. Der größte Teil der Bücher behandelt die Geschichte der Menschen, schließlich ist deren Geschichte auf gewisse Weise ja auch unsere Geschichte oder zumindest stark damit verwoben. Immer wieder finde ich jedoch auch ein Werk, das sich ausschließlich mit der Geschichte der Vampire befasst. Auf einmal fällt mein Blick auf ein Buch, dessen Titel mit goldenen Lettern geschrieben ist.

Die große Spaltung von 1860", flüstere ich kaum hörbar. Das muss das Buch sein, nach welchem ich gesucht habe. Vorsichtig nehme ich es heraus und packe es ganz nach unten zu meinen ausgeliehenen Büchern. Dann mache ich mich auf den Weg, die Bibliothek so schnell wie möglich zu verlassen. Am Ausgang angekommen huscht mein Blick auf das Register, in welches ich die Ausleihen noch eintragen muss. Ich packe den Stift und trage meinen Namen und die drei Klassiker ein. Das Buch aus der historischen Abteilung lasse ich unerwähnt. Es wird schon nicht gleich jemand danach suchen. Außerdem werde ich es sofort zurückbringen, wenn ich gefunden habe, wonach ich suche. Leise öffne ich die Bibliothekstüre, trete hinaus und mache mich auf den Weg in mein Zimmer.

 Leise öffne ich die Bibliothekstüre, trete hinaus und mache mich auf den Weg in mein Zimmer

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Ayla - Unsterbliche Liebe |abgeschlossen 📓 (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt