Kapitel 2

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Wincent

Das Meet&Greet war wirklich cool. Ich mochte es, wenn ich etwas länger mit meinen Fans zusammen sein konnte und so auch heute. Die Mädels waren echt lustig und egal was ich sagte, ich hatte die Lacher auf meiner Seite. Ich fühlte mich wohl bei den Mädels, aber am wohlsten fühlte ich mich irgendwie in Kiras Nähe. Sie war ruhig, behandelte mich normal und konterte immer sehr gut auf meine Sprüche. Hingegen die anderen immer los kicherten und gar nichts zurück kam. Ich war schon fast etwas traurig, als Amelie sagte, dass die Zeit bald um war. „Amelie?" zog ich sie kurz zur Seite. „Ja?" sagte sie und sah mich an. „Holst du mir nen Pass? Ich will Kira länger hier hinten behalten." sagte ich und Amelie grinste leicht. „Dacht ichs mir." sagte sie und zückte schon einen Pass aus ihrer Hosentasche. „Wie... Du hast schon einen da?" fragte ich verwirrt und sie zuckte nur die Schultern und grinste. „Ich kenn dich eben." sagte sie und ging dann zu der Gruppe Mädels um sie zum Ausgang zu bringen. Ich dachte ja, dass sie Kira zu mir schicken würde, aber das tat sie nicht. Also musste ich es selbst tun und rannte der Gruppe nach. „Kira?" sagte ich und natürlich drehten sich alle um. Ich warf Amelie einen Blick zu, die sofort alle anderen zum Weitergehen brachte. „Ja?" sagte Kira und drehte sich zu mir. Ich drehte den Pass etwas in meinen Fingern und wusste gar nicht was ich sagen sollte. „Hast du Lust noch etwas hier zu bleiben?" fragte ich dann und strich mir unsicher über den Nacken. Wow, wo ist mein Selbstbewusstsein von vorhin geblieben? Kira sah mich an und dann auf den Pass, den ich ihr hinhielt. „Wirklich?" sagte sie und griff langsam nach dem Backstage Pass. Ich nickte nur und beobachtete sie dabei, wie sie mir sanft den Pass aus den Fingern zog. „Gerne." lächelte sie mich an und ich erwiderte es mit einem erleichterten lächeln meinerseits.

Gemeinsam gingen wir dann wieder zurück wo wir hergekommen waren. Wir schwiegen beide und irgendwie hatte ich den Drang etwas zu sagen, aber mein Kopf war komplett leer und ich fand einfach die Worte nicht. Wir setzten uns dann wieder an den Tisch und Kira sah mich an, ich drehte erst meine Flasche zwischen meinen Fingern und lächelte sie immer wieder kurz an. „Warum hab ich die Ehre?" brach sie dann das Schweigen und ich kam mir so blöd vor. Mein Kopf war wie leer und ich hatte einfach irgendwie Schiss das Falsche zu sagen. „Du warst so locker in den letzten 3 Stunden. Das fand ich so toll. Ich finde wir haben uns gut verstanden und irgendwie wollte ich nicht... Das du schon gehst." sagte ich dann zu ihr. „Es war so entspannt mir dir. Dadurch, dass du einfach so..." ich versuchte mich zu erklären, aber irgendwie fiel mir das grad echt schwer. „Normal war? Kein Fan bin?" sagte sie dann und ich nickte. „Das freut mich, wenn ich dir etwas Normalität dazu bringen konnte." lächelte sie mich an. „Danke." sagte ich und wollte weiterreden als wir auf einmal von einem Wasserstrahl getroffen wurden. Erschrocken sprangen wir beide auf und sahen in die Richtung wo das Wasser herkam. Da standen Amelie und Manu mit einer Wasser Pumpgun. „Ey! Das bedeutet Krieg." lachte ich und sofort fühlte ich mich wieder richtig wohl und mein Selbstbewusstsein war wieder da. „Machst du mit?" fragte ich Kira und sie nickte. Amelie legte uns zwei volle Pumpguns auf den Tisch und entfernte sich langsam. „Benni und Mani sind ein Team, ich und Manu und du und Kira." grinste meine Tour Managerin mich an. „Ihr müsst fünf Minuten warten bis wir uns entfernt haben." sagte sie und ich holte die Waffen. „Okei." grinste ich und reichte eine an Kira weiter.

Wir waren mittlerweile seit 20 Minuten im Krieg. Kira gab mir immer Rückendeckung und es kam schon einmal zur Wasserschiesserei zwischen, Team Benni und Mani und uns. Gerade pirschten wir uns an Manu und Amelie ran, die ich erblickt hatte. „Scheisse, da kommen Benni und Mani." sagte Kira dann plötzlich und ich drehte mich zu ihr. „Scheisse." sagte ich und zog sie zwischen die zwei LKW die ziemlich dicht nebeneinander geparkt hatten. Ich drückte Kira mit meinem Körper regelrecht gegen das Fahrzeug und konnte grad noch sehen wie Benni und Mani an uns vorbei gingen. Ich spürte dann einen Blick auf mir und sah langsam zu Kira runter. Sie grinste nur verschmitzt und ich trat sofort einen Schritt von ihr weg. „Sorry." sagte ich etwas verlegen und ging dann aus unserem Versteck hervor dicht gefolgt von Kira. Die Schlacht begann, als alle 6 auf einander trafen. Das Wasser spritzte nur so umher. Die Luft war erfüllt von Lachern, Aufschreien und Gekreische der Mädels. Es war so lustig und schlussendlich waren wir alle nass.

Die Pumpguns lagen irgendwo rum und Kira und ich sassen in der Nähe vom Bus etwas abseits von den anderen und quatschten. „Lass uns ein Selfie machen." schmunzelte ich und zückte mein Handy. Ich beugte mich zu Kira und sie liess sich gegen mich sinken und beide grinsten wir in die Kamera. Mittels Airdrop schickte ich ihr das Foto und sie begutachtete es dann. „Darf ich das auf Instagram posten?" grinste sie mich an und ich nickte lachend. Während sie es postete, linste ich über ihre Schulter und tippte nebenbei ihren Instanamen in die Suche und als ich sie gefunden hatte, folgte ich ihr gleich und likte das Bild. „Wow. Das ging schnell." lachte sie und sah zu mir. Ich zuckte meine Schultern und grinste sie an.

Wir kamen dann ins Gespräch wegen Instagram und den Fans und so. Ich erzählte ihr, wie ich so viele Menschen mit einem Like oder Kommentar glücklich machen konnte. Sie hörte mir aufmerksam zu und es war so schön. Ich war komplett entspannt und konnte mich richtig fallen lassen und wir redeten einfach. „... diese Trennung war das Schlimmste was mir in meinem Leben passiert ist." schloss ich das Thema, welches sich über Familie, Freunde, Hobby, Beruf bis hin zu meiner Ex zog. „Ich konnte lange nicht loslassen, habe lange versucht sie zurück zu gewinnen. Aber zum Glück bin ich da nun drüber hinweg und eigentlich ganz froh so wie es nun ist. Klar fehlt mir manchmal jemand, den ich nach dem Konzert anrufen könnte oder der mich in den Arm nimmt. Aber so ist das nun mal und ich würde mein jetziges Leben für nichts auf der Welt tauschen wollen." sagte ich und sah zu Kira.

Kira kam kaum zu Wort, dennoch konnte sie mir auch Sachen von sich erzählen. Unteranderem auch, dass sie Single war und sie es manchmal auch vermisste jemanden zu haben. Sie aber auch ganz froh ist, wenn sie mal Zeit für sich hatte. Ich hatte gerade meinen Wortwasserfall beendet sah sie mich einen Moment an. Scheisse, ich hätte nicht über meine Ex reden sollen. Mann bin ich blöd. «Ich glaube gerade eben hast du mir gezeigt, wer du wirklich bist Wincent.» sagte sie dann und ich lächelte sie leicht an. Ich wusste nicht was passiert war, aber gerade eben hatte ich mein gesamtes Inneres nach aussen gekehrt und ihr das gezeigt, was die wenigsten von mir kannten. Ich wusste nicht was sie mit mir anstellte, aber diese Frau hatte mich mit ihrer Art sofort in den Bann gezogen. „Danke für diesen Moment." sagte sie dann noch und sah mir in die Augen.

Ich konnte nichts sagen, doch spürte gerade eine unglaubliche Anziehung zu ihr. Ich stütze mich auf meiner Wasserflasche ab und kam ihrem Gesicht langsam näher. Aber genau in dem Moment als ich checkte was passierte stockte ich leicht und sah sie weiterhin an. Unsere Gesichter waren bereits dicht beieinander und ich war mir echt nicht sicher ob ich das nun tun sollte oder nicht. Ich wollte sie nicht verschrecken. Doch bevor ich nur irgendwas machen konnte sagte sie: „Nicht denken Wincent, machen." ich sah sie etwas verwirrt an. „Jetzt küss mich schon." flüsterte sie leise und lächelte mich dabei an. Auch ich begann zu lächeln und schloss dann die kleine Lücke zwischen uns und küsste sie sanft. Sofort löste es etwas in mir aus und in mir Kribbelte es wie verrückt. Nach einem kurzen Moment löste ich mich wieder von ihr und sah sie an. Sie erwiderte mein Lächeln und gerade als ich mich noch mal zu ihr beugen wollte um sie nochmals zu küssen, knickte die Wasserflasche weg und wir knallten mit unseren Köpfen zusammen. «Aaah...» stöhnte ich und auch von Kira kam ein «Aua.» Wir sahen uns beide an und begannen zu lachen. Scheisse war das peinlich, ich stellte mich echt grad wie ein Anfänger an. «Es tut mir leid.» grinste ich verlegen, doch Kira lachte leise. „Das üben wir einfach später nochmal." sagte sie, zwinkerte mir zu und stand auf. Wow, die Frau war Klasse! So sau cool und einfach nur umwerfend.

Ich stand dann ebenso auf und zusammen gingen wir dann zu den anderen, denn mein Soundcheck würde gleich starten. Ich war quasi der Opening Act heute und durfte dieses Festival, welches ganze 3 Tage dauerte eröffnen. Morgen hatte ich frei und da wollte ich mich unter die Besucher mischen und einfach mal wieder dieses Festivalfeeling geniessen. Aber zu wild durfte es nun auch nicht werden, denn am Sonntag durfte ich nochmals spielen. Ich freute mich bereits riesig drauf und war Feuer und Flamme für das ganze Wochenende. Ich nahm Kira mit zum Soundcheck und sie stellte sich vor der Bühne an die Absperrung und hörte zu. Ich sah wie sie immer etwas den Kopf zur Musik bewegte und wie sie bei ‚Musik sein' oder ‚Feuerwerk' zwischendurch den Text mitsang. Ich fand das unglaublich süss und zog sichtlich zufrieden den Soundcheck durch.

60 Hours - Love at first sightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt