Kapitel 4

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Wincent

Das Konzert war einfach nur genial. Ich ging schon völlig aufgedreht auf die Bühne, lag vielleicht auch dran, dass ich von der hübschesten Frau weit und breit einen Kuss ergattern konnte. Meine Energie trug mich durchs ganze Konzert und ich hatte das Gefühl, als würde es sich auf die ganze Masse übertragen. Es war ein einziges Feuerwerk und ich liebte meinen Job einfach jedes Mal ein Stückchen mehr. Immer wieder warf ich einen Blick zum VIP Bereich und sah, wie Kira in mitten meiner Freunde stand und eine tolle Zeit verbrachte. Die hatten eine einzige Party und irgendwie wäre ich ja auch gerne da gewesen, aber ja Arbeit geht nun mal vor. Ich hatte aber noch den Abend vor mir und den wollten wir alle geniessen und so ein oder zwei Bierchen trinken. Vielleicht auch drei oder vier? Wer weiss, jedenfalls freute ich mich echt und konnte es kaum erwarten wieder bei meinen Freunden und Kira zu sein. Hinter der Bühne feierten ich und meine Band mal kurz uns selbst und hielten bereits das erste Bier in der Hand, als meine Freunde wieder zurückkamen und direkt auf uns zusteuerten. Alle beglückwünschten sie uns und fanden es ein tolles Konzert. Ich freute mich jedes Mal, wenn meine Freunde mir ein positives Feedback gaben. Ich wusste aber auch, dass sie mir auch ihre ehrliche Meinung sagen würden, wenn es nicht der hammer war. Aber heute schien alles gepasst zu haben, denn deren Laune war genau so im Partylevel wie auch meine. Kira stand etwas hinten und lächelte mich durch all meine Freunde an, ich lächelte sie ebenso an und zwinkerte ihr dann kurz zu. «Leute ich geh mal kurz Duschen, danach Essen und dann stürzen wir uns ins Getümmel.» grinste ich und liess dann alle stehen. Kira hätte ich am liebsten noch in die Arme geschlossen, vielleicht hätte ich sie auch gerne mit unter die Dusche genommen. Aber diesen aufkommenden Gedanken, schob ich schnell weg. Nein ich wollte nicht eine schnelle Nummer und alles was wir heute aufgebaut hatten, damit zerstören.

Als ich zurückkam, chillten alle am Fluss oder auf den Sofas und ich war richtig glücklich alle meine Freunde hier zu haben. Alle lungerten sie irgendwo rum, nur konnte ich Kira nirgends sehen. Ich ging zu Marco, der mir bereits ein Bier entgegenstreckte und stiess mit ihm an. «Wo ist Kira?» fragte ich sofort und Marco deutet runter zum Flussufer. Da stand sie, den Rücken gegen uns gedreht und war am Telefonieren. Ich widmete mich dann Marco und wir unterhielten uns, dennoch schweifte mein Blick immer mal wieder zu Kira. Sie war immer noch am Handy und es schien, als ob das Gespräch immer hitziger wurde. «Wincent?» sagte Marco und ich sah zu ihm. «Du hörst mir gar nicht mehr zu.» sagte er und ich drückte ihm mein Bier in die Hand als ich sah, dass Kira auflegte und sich dann in den Rasen sinken liess und aufs Wasser sah. Irgendwas sagte mir, dass da etwas nicht stimmte. «Halt mal. Ich komm gleich wieder.» sagte ich und liess meinen besten Freund einfach stehen. Ich joggte zu Kira runter und setzte mich dann neben sie. «Hey.» sagte ich und sah sie an. Ihr Blick war aufs Wasser gerichtet und sie sagte nur ein mürrisches: «Hi.» «Was ist los?» fiel ich mit der Tür ins Haus und sah sie weiterhin an. «Mein Chef ist ein Idiot.» sagte sie leise und stand auf. «Hey warte.» sagte ich und erhob mich ebenso und griff nach ihrer Hand und hinderte sie am Gehen. «Sag mir jetzt was los ist.» sagte ich und sah sie an. «Ich muss morgen ins Büro, er hat ein spontanes Meeting abgemacht und da ich seine Assistentin bin muss ich nun da hin.» sagte sie. Ich seufzte leise. «Das heisst, das wars mit dem Festival?» fragte ich sie. «Naja, ich würde sau viel verpassen. Ich müsste um 8 Uhr im Büro sein, damit ich mit den Vorbereitungen anfangen kann und so. Und das Meeting beginnt um 10 Uhr. Ach Wincent ich hab mich so auf das Wochenende hier gefreut.» murmelte sie und liess sich dann einfach gegen mich sinken. Ich legte meinen Arm um sie und legte meinen Kopf an ihren. «Ich mich auch.» sagte ich dann leise.

«Leute, lasst uns Essen gehen. Ich hab tierischen Hunger.» rief ich dann in die Runde als wir wieder alle beisammen waren. Es war im Sinne aller, denn sofort sprangen sie auf und folgten mir zum Catering Zelt, wo schon andere Artist mit ihren Gästen sassen und etwas assen. Ich setzte mich hin und hielt Ausschau nach Kira, die aber direkt neben mir auftauchte. Doch bevor sie sich setzte klingelte ihr Handy. «Komm gleich wieder. Esst schon mal.» sagte sie zu mir und verschwand draussen. Ich nickte und wir holten uns was zu Essen. Doch immer wieder sah ich zum Ausgang des Zeltes und sah Kira, die auf und ab ging und redete. Doch dieses Mal schien es ein angenehmes Gespräch zu sein, denn sie wirkte zufrieden und nicht mehr so aufgebracht wie davor. Als sie auflegte, drehte sie sich zu uns und wir sahen uns direkt in die Augen. Sie begann zu strahlen und da packte mich die Neugier, ehe sie hereinkommen konnte, stand ich auf und ging zu ihr raus. «Was ist los?» fragte ich und sah sie an. «Mein Chef hat ein schlechtes Gewissen gekriegt, weil er mir mein Wochenende streichen wollte. Ich muss beim Meeting nicht dabei sein.» sagte sie glücklich und fiel mir um den Hals. Ich schloss meine Arme um sie und drückte sie an mich. «Geil. Ich freu mich.» lächelte ich zufrieden und wir lösten uns dann wieder voneinander. «Nur...» begann sie und ich sah sie sofort wieder an. «Nur, was?» fragte ich sofort. «Ich muss morgen früh um 6 im Büro sein. Ich muss alles vorbereiten und für meinen Chef noch etwas schreiben.» seufzte sie. «Das heisst?» fragte ich dann. «Ich werd heute nicht bis spät in die Nacht hier sein.» sagte sie. «Okei.» nickte ich. «Aber hey! Du wirst danach wieder hier sein.» grinste ich und schob sie dann ins Zelt, weil ich wirklich langsam am sterben war vor Hunger.

Wir waren Pappsatt und ready für den weiteren Abend. Eine Band hatten wir verpasst, also versuchten wir nun bei Max Giesinger pünktlich zu sein. Wir gingen rüber zum VIP und stellten uns an die Absperrung. Ich war froh, waren wir etwas erhöht, denn ich hätte wohl keine ruhige Minute gehabt. Von untern her riefen mir ständig Fans, ich reagierte oft auf sie, aber manchmal tat ich auch einfach so als würde ich nichts hören. Max rockte das Ding und mittlerweile war es auch schon dunkel hier draussen. Bei Alvaro, kam das Sommergefühl erst richtig auf. «Wincent tanz mit mir.» grinste mich Kira an und ich lachte. «Ich? Tanzen?» sie nickte und zog mich an der Hand zu sich. Natürlich liess ich mir diese Chance ihr Nah zu sein nicht nehmen und ging auf sie zu. Ich legte meine Hände an ihre Hüfte und zog sie direkt an meinen Körper. Sie brachte mich doch tatsächlich dazu, dass ich mich wenigstens etwas bewegte, dass es nach tanzen aussah. Die Luft zwischen uns schien zu knistern und ich konnte meine Augen kaum von ihr abwenden. Immer wieder berührten wir uns und immer wieder zog ich sie an meinen Körper. Ich widerstand dem Drang sie zu küssen, denn das was gerade zwischen uns war, war so interessant, so aufregend. Und ich wollte sie einfach nicht vor all meinen Freunden küssen. Noch nicht. Die Stunden vergingen und so mancher Blick ging zwischen mir und Kira hin und her. Ich genoss das Gefühl welches ich in mir spürte und war sichtlich glücklich drüber, was hier passierte.

«Wincent ich sollte langsam gehen.» sagte dann Kira irgendwann zu mir. Ich sah auf mein Handy und es war bereits 00:30 Uhr. «Wow, schon so spät?» sagte ich überrascht. «Ja eben. So lange wollte ich gar nicht bleiben.» grinste sie mich an. Ich schmunzelte und sagte Marco, dass ich gleich wieder da sei. Ich schnappte mir dann Kiras Hand und ich brachte sie zum Backstage Ausgang. «Wenn ich jetzt los lauf, bin ich kurz vor 1 Uhr auch zu Hause.» sagte sie dann und ich blieb stehen. «Du läufst sicher nicht nach Hause.» sagte ich und sah sie an. «Wieso? Ich wohn doch nur im Nachbardorf.» schmunzelte sie und es brach eine richtige Diskussion aus, die ich schlussendlich gewann und ich ihr ein Taxi rufen konnte. «Nimm morgen einfach noch andere Klamotten mit, falls du es nicht mehr nach Hause schaffst. Ich will morgen Party machen.» schmunzelte ich. «Ah, Party also.» lachte sie und nickte dann. «Und vielleicht noch deinen Badeanzug, dann können wir uns im Fluss abkühlen.» grinste ich leicht. Kira nickte und sah mir dann wieder in die Augen. «Mein Taxi ist da.» sagte sie dann leise und irgendwie wollte ich nicht, dass sie geht. «Ja. Leider.» sagte ich leise und sah sie an. «Dann... Bis Morgen Wincent.» sagte sie. «Bis morgen.» sagte ich leise und nahm sie in meine Arme. Sie kuschelte sich an mich und ich schloss meine Arme fest um sie. Mein Gesicht vergrub ich in ihren braunen Haaren und hielt sie einfach fest. Langsam lösten wir uns und mit dem Gesicht dicht beieinander sahen wir uns an. Doch ich hatte auf einmal nicht mehr den Mut dazu, sie zu küssen. Auch wenn ich es so sehr wollte, ich tat es nicht. Ich drückte sie nochmal kurz gegen mich und dann gab ich sie frei. «Bis morgen.» sagten wir nochmal und dann stieg sie ein.

Als sie weg war ging ich zurück zu meinen Leuten und dachte die ganze Zeit an Kira. Sie schrieb mir dann bei Insta, dass sie nun zu Hause war. Wir schrieben noch kurz hin und her und ich bedankte mich für den tollen Tag mir ihr und dass ich mich sehr auf morgen freuen würde. Und dann kam eine Nachricht bei der ich mich einfach nur über mich selbst ärgerte.

Kira: Schade hast du mir den Gute Nacht Kuss nicht gegeben. Schlaf schön, Wincent

Und dann war sie offline. «Fuck!» murmelte ich. «Ich Idiot.» ärgerte ich mich richtig über mich selbst. Marco hielt mir ein Bier hin und ich versuchte den Kuss zu vergessen, den ich ihr hätte geben sollen und feierte noch etwas mit meinen Freunden bis sie sich dann alle ebenso verabschiedeten und ins Hotel fuhren, während ich mich in den Nightliner zurückzog und schlafen ging.

60 Hours - Love at first sightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt