Etwas Unerwartetes

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Loki hielt mich in seinen Armen bis meine Atmung sich wieder beruhigt hatte. Als es mir wieder einigermaßen gut ging löste ich mich von ihm, trat einen Schritt zurück und lächelte ihn an: „Es geht wieder" Er guckt mich mit einem Blick an, der nicht zu deuten war. „Hast du Hunger?", fragte er mich. Ich lachte. „Wie kannst du in so einer Situation an Essen denken?" „Warum nicht? Essen hilft gegen alles"; schmunzelte er mich an. „Na komm, ich koch dir was." „Du kannst kochen?", fragte ich ehrlicherweise überrascht. Der Mann konnte anscheinend alles. „Ja, aber nur wenn ich eure Küche benutzen darf. Wie du ja weißt gibt es in meinem Zimmer keine Küche." „Ja klar, mein Großonkel und ich kochen sowieso nicht so oft. Er wird sich freuen, dass die Küche mal benutzt wird." Auf dem Weg zur Pension redeten wir nur noch über belangloses Zeugs. Keine Rede von meiner Panikattacke. Das mochte ich an ihm. Er stellte keine dummen Fragen. Er verstand still und selbst wenn er es nicht verstehen sollte würde er warten bis ich ihm es erkläre. In der Pension angekommen angekommen verschwanden wir beide kurz in unseren Zimmern, zogen uns um und trafen uns in der Erdgeschosswohnung. Dort kam uns mein Großonkel entgegen. Er blickte mich fragend an. „Unser Gast würde gerne die Küche benutzen, das geht doch in Ordnung?" „Ja klar, kein Problem. Nur glaube ich haben wir gerade nicht so viele Zutaten im Haus. Ich weiß nicht, ob Sie viel damit anfangen können." , antwortete mir mein Großonkel mit seinem Blick in Richtung Loki. „Machen sie sich da keine Sorgen, Sir, ich habe schon mit viel weniger gekocht.", antwortete Loki ihm mit einem ruhigen Lächeln. „Na dann lass ich euch beide mal allein, ich muss noch einmal zu meiner alten Freundin raus.", sagte er mit einem bestätigenden Lächeln zu mir. Er gab mir wohl sein Einverständnis. Mein Großonkel meinte es immer lieb, aber er wusste nie wann seine Gesten angebracht waren. Als er die Wohnung verließ lächelte mich Loki nur amüsiert an. In der Küche angelangt öffnete er den Kühlschrank und innerhalb von nur wenigen Sekunden holte er ein paar Zutaten raus. Er schien wirklich Erfahrung zu haben, wenn er so schnell entscheiden konnte, was er mit den wenigen Zutaten kochen sollte. Ich hockte mich auf den Hocker an dem Küchentresen und guckte ihm zu. Stillschweigend schnitt er die Karotte in dünne Scheiben. Die Handhabung mit dem Messer und die gleichmäßigen Scheiben der Karotte bewiesen seine Erfahrung. Mit dem Level hätte er sogar im Fernsehen auftreten können. Ich wette ihm würden hohe Einschaltquoten zu kommen, was aber nicht nur an seinen Kochkünsten liegen würde. Obwohl er nur eine weiße Leinenhose und einen beigen Sweater trug sah er ungemein gut aus. Sein schwarzes Haar lockte sich zunehmend, je mehr seine Haare trockneten. Dadurch dass das Haar von Salzwasser durchdrängt war lockten sich die Haare noch mehr als sie es mit Süßwasser tun würden. Neben der Karotte schnitt er auch ein Omelett, welches er zuvor gebraten hatte. Es sah perfekt aus. Aus dem Topf auf dem Herd schöpfte er Reis, welchen er zubereitet hatte, packte es in eine Pfanne und briet das Gemüse mit dem Reis und dem zerschnittenen Omelett an. Am Ende holte er zwei Teller aus dem Schrank, für den ich immer einen Stuhl benötige, und reicherte das schnell gekochte, aber super lecker aussehende Gericht, an. Er trug es zu mir an den Tresen und stellte den einen Teller vor mir ab und den anderen zum Hocker neben mir. Er ging noch einmal zurück und an die Schublade, holte uns Besteck, und kehrte zu mir zurück. „Wow, ich muss gestehen, ich habe dir nicht geglaubt als du meintest, dass du kochen kannst." Er lachte mit tiefer Stimme. „Dann gebe ich wohl nicht den Eindruck eines guten Kochs." „Nein, definitiv nicht. Aber der Eindruck ist egal solange das Essen schmeckt. Also lass mich mal probieren." Erwartungsvoll nahm ich einen Löffel voll und steckte ihn mir in den Mund. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, dass Loki mich gespannt anguckte. Das Essen war unglaublich. Obwohl es so simpel war hatte ich noch nie etwas vergleichbares geschmeckt. Es war wie nicht von dieser Welt. Das klingt jetzt übertrieben, aber so schmeckte es wirklich. Anscheinend konnte man mir diesen unglaublichen Geschmack ohne ein Wort ansehen, denn Loki lächelte nur zufrieden und wandte sich dann seinem eigenen Teller zu. „Loki...wow, wie? Wie kann man so etwas kochen? Du musst mir das Rezept geben. Das ist unglaublich. Ich habe noch nie etwas so leckeres gegessen." Er blickte mich amüsiert an und antwortete: „Tut mir leid, aber du wirst das Rezept nicht bekommen." Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Für so selbstsüchtig hatte ich ihn wirklich nicht gehalten. Beleidigt wandte ich mich meinem Teller wieder zu. „Dann halt nicht.", antwortete ich schnippisch. Er lachte laut auf. Was gab es da zu lachen? Er war einfach nur fies. „ Ich gebe es dir nur nicht, weil du mich sonst nicht mehr brauchst. Außerdem könntest du es selbst mit Rezept nicht nachmachen. Das kann nur ich."
Ich hob meinen Kopf und blickte ihn an. Er war immer noch amüsiert. „Ich kann vielleicht nicht so gut kochen wie du, aber denkst du nicht, dass du etwas zu arrogant bist?", fragte ich ihn immer noch beleidigt. Er mochte zwar einen irgendwie süßen Grund gehabt haben, aber schlussendlich hatte er mich doch beleidigt. „Nö, das denke ich nicht. Nur ich kann Gerichte kochen, die nicht von Midgard sind." Nun hatte er es doch geschafft. Ich lachte laut auf und vergab ihm seine kleine Beleidigung. „Was ist denn bitte schön Midgard? Du bist schon wirklich ein merkwürdiger Mensch."
„Wenn du nur wüsstest..." murmelte er in sich hinein.
„Was hast du gesagt?"
„Ich meinte, dass du auch nicht ganz normal bist."
„Da hast du recht", lachte ich ihn an. Mit dieser vergnügten Stimmung beendeten wir unsere kleine Mahlzeit. Gemeinsam wuschen wir die Teller und die Pfanne ab, Seite an Seite. Es war eine ausgelassene Stimmung. Immer mal wieder spritzte mich Loki mit Wasser ab, was ich ihm natürlich heim zahlte. Lachen und Freude füllte die Wohnung. Etwas, dass die Wohnung schon lange nicht mehr gehört hatte. Ich wollte, dass das hier niemals endete. Ich kannte Loki nicht wirklich, aber er konnte mich ehrlich zum Lachen bringen. Nichts war falsch, alles war echt. Doch irgendwann muss jeder lernen, dass das nur von einem gewissen Standpunkt aus korrekt ist. Doch bis dahin war es noch ein bisschen Zeit.

nowhere and everywhereWhere stories live. Discover now