7. ~ wenn die Liebe versagt ~

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Nichts hält ewig und nichts ist für immer... auch die Liebe nicht... und wenn du diese erstmal verloren hast, bekommst du sie nur selten wieder...

Iwaizumis POV

Wochen waren vergangen seit der Auseinandersetzung zwischen mir und diesem eingebildeten Holzklotz Shittykawa. Inzwischen waren die genauen Ergebnisse da. Es wurde leider bestätigt, was ich schon die ganze Zeit befürchtet hatte. Ich hatte Lungenkrebs und würde an dieser Krankheit auch sterben.
Meine Mutter hatte sich bei dem Gespräch mit dem Arzt die Augen ausgeheult. Ich konnte gar nichts in dem Moment dazu sagen, denn ich war wie versteinert und begriff es nur sehr schwer.
Alles würde sich jetzt für mich ändern.
Zur Schule durfte ich erstmal nur noch tageweise.
In Moment war es dreimal die Woche. Das Risiko, dass ich mich irgendwo ansteckte, war einfach zu groß, aber ich bat den Arzt mich wenigstens ein paar Mal hinzulassen.
Sport war mir bereits komplett verboten worden. Darüber war ich sehr traurig,  denn ich liebte Sport an sich. Doch die Kraft ließ es einfach nicht mehr zu und würde den Krebsprozess vermutlich nur verschlimmern.
Ab nächster Woche würde ich dann mit der Chemotherapie beginnen. Und dann war für mich endgültig alles nur noch aus. Ich durfte dann nicht mehr raus, nur wenn ganz wenige Leute draußen waren, Freunde durften mich nicht besuchen kommen oder Verwandte.
Ich fragte mich wirklich, warum ich das durchziehen musste, wenn ich doch sowieso daran sterben würde...
War es das denn alles wert? Die Einsamkeit, die Schmerzen? Ich würde Tag für Tag schwächer werden, mir würden durch die Chemo die Haare ausfallen und vermutlich würde ich mich viele übergeben müssen und Besuch war auch untersagt.
Also, wofür das Ganze Leid ertragen?!
Aber dann dachte ich an meine Mutter, meine Freunde. Sie alle hätten durch die Chemo noch etwas länger von mir.
Vermutlich...
Für sie konnte ich das durchstehen. Für sie würde ich das durchziehen!

Mich plagte das schlechte Gewissen. Warum wusste ich selbst nicht, denn ich hatte mir nichts vorzuwerfen.
Ich konnte nichts für meine Krankheit und dennoch hätte ich gerne mich wenigstens mit Oikawa versöhnt, bevor ich diese Welt verlassen musste und das für immer...
Wie sollte ich ihm von meiner Krankheit erzählen?
Sollte ich es ihm überhaupt erzählen?
Außer einem persönlichen Gespräch stand leider nichts weiter zur Option.
Allerdings ging er mir so gut es ging aus dem Weg. Er begrüßte mich nicht, fragte nicht wie es mir ging oder warum ich jetzt so selten zur Schule kam und dem Training nicht mehr mitmachte.
Gar nichts kam von ihm. Ehrlich gesagt, war das schmerzvoller als alles andere...
Ich würde einfach mal wohl drüber Gedanken machen müssen, ob und wie ich es ihm sagte...
Zuerst wollte ich es nämlich Maki und Matsu mitteilen. Die beiden haben mich so toll unterstützt, dass ich ihnen das einfach schuldig war..

Ich verließ mein Haus und ging Richtung Stadt, wo die beiden wohnten.
Doch das Leben meinte mal wieder ein Miststück zu mir sein zu müssen.
Auf den Tag traf ich Oikawa und seine Ach so liebe Freundin. Das Leben musste mich einfach hassen...
Kurz überlegte ich, ob das vielleicht ein Wink des Schicksals war und ich es ihm hier und jetzt sagen sollte, doch Oikawas kleine Freundin nahm mir die Entscheidung einfach ab, in dem sie frecherweise ihre verdammte Klappe aufriss...
"Oh, guten Tag, Iwaizumi. Alleine unterwegs?", meinte sie verlogen freundlich und dieses verdammte falsche Lächeln konnte sie sich auch schenken. Das war nämlich genauso echt wie die falschen Wimpern, die sie trug.
"Ja, wenn du Augen im Kopf hast und diese benutzt, wäre diese Frage auch überflüssig gewesen zu stellen."
Sofort verengten sich ihre Augen zu Schlitzen und sie hob sauer ihre Augenbrauen nach oben.
Mir war das sowas von egal. Warum noch höflich sein? Ich mochte sie nicht und sie mich nicht, das war klar.
Meiner Meinung nach waren Höflichkeiten hier also Fehl am Platz und jede Minute, die ich weiter hier stand, viel zu kostbar und jedes Wort auf ihrem Mund die reinste Umweltverschmutzung.

Ich ging dann einfach an den beiden vorbei. Dabei warf ich Shittykawa einen ziemlich enttäuschten Blick zu.
Ja, ich war sauer und enttäuscht, dass mein bester Freund, der wohl auch mehr als Freundschaft für mich empfand, es sich aber nicht eingestehen wollte, mich so behandelte.
Mir brannte es auch richtig auf der Zunge, es ihm zu erzählen. Ihm zu sagen, dass ich sterben würde. Nur, damit er wieder mit ihm redete...
"Ich hatte gehofft, du bist klüger Oikawa.
Ich hoffe, du merkst noch rechtzeitig, was du dir da für eine Freundin geangelt hast, bevor es zu spät ist...
Ich hätte dich gerne wieder als meinen Freund. Damit wir wieder zusammen lachen können - nur ein einziges Mal noch."
Aber alles was vergebens, alles war aussichtslos. Warum erzählte ich ihm das denn? Und selbst wenn er es wüsste,  er würde diese Kuh nicht verlassen für mich. Das schmerzte einfach nur und dieser Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen und ich merkte, wie mein Augen sofort brannten und ich dann schnell davon lief.
Keiner sollte meine Tränen sehen oder  den Schmerz, den ich spürte.
Sie sollten mich alle in Ruhe lassen...
Ich hörte noch wie Oikawa meinen Namen rief, doch es war zu spät, ich würde nicht mehr umdrehen oder stehenbleiben. Die Brücke, die dich zu mir führt ist kaputt Shittykawa, das Band, das uns eins verband zerrissen.
Es ist zu spät...

Völlig außer Atem kam ich dann bei Matsukawas Wohnung an. Das Rennen war keine gute Idee gewesen, denn ich merkte, wie mir die Lunge brannte und ich kaum Luft bekam. Alles drehte sich und mir war kotzübel. Scheiße...
Was machte ich jetzt? Ich sah mich etwas um. Hier in der Nähe war auch keine Bank, wo ich mich hinsetzen und kurz ausruhen konnte. Ich hatte auch nichts zu trinken mit.
Es blieb mir also nur noch eine Hoffnung. Mit gesammelter, letzter Kraft drückte ich die Klingel bei Matsus Namen und hörte kurz darauf nur noch eine Stimme durch die Freisprechanlage. Ich konnte noch das Wort >Hilfe< sagen, ehe alles um mich herum schwarz wurde und der Schmerz endlich verging. Ich begrüßte die Dunkle mit offenen Armen.

Als ich endlich wieder zu mir kam, brauchte ich eine paar Sekunden, um mich zu orientieren. Dummerweise sah ich dabei genau in das Licht einer Lampe und kniff direkt die Augen zusammen.
"Oh, er scheint wach zu sein." Konnte ich eine bekannte Stimme sagen hören, nur gerade zuordnen nicht.
Erneut startete ich den Versuch, meine Augen zu öffnen und dieses Mal konnte ich auch besser sehen.
Ich lag auf dem Sofa in einem Wohnzimmer und neben mir stand Matsukawa und auf der anderen Seite Hanamaki.
Ich richtete mich zum Sitzen auf, was gar nicht so leicht war, da wirklich alles schmerzte.
Gott sei Dank bekam ich aber Unterstützung von Matsu, der mir half, indem er meinen Rücken stütze und dann richtete Maki hinter mir noch ein paar Kissen an, sodass ich höher lag.
"Danke, so lässt es sich jedenfalls leichter atmen..", bedankte ich mich dann bei ihnen.
"Alter, was ist denn los mit dir? Du hast uns voll den Todesschreck verpasst, als du da unten lagst. Wir waren kurz davor den Notarzt zu rufen." Maki sah mich an und in seinen Augen lag pure Besorgnis und Angst.

Ich biss mir auf die Lippe. Das Letzte, das ich wollte, war meine Freunde noch mehr zu beunruhigen.
Sie würden gleich schon genug mit der Nachricht zu tun haben, die ich ihnen überbringen wollte.
"So schwach warst du nicht mal, als du vor der Klinik zusammengebrochen bist, nachdem ich das Dach runtergeklettert bin und dich fand."
"Du hast also nicht die ganze Zeit Wache gehalten?", meinte ich schmunzelnd.
Ich war so müde...
"Natürlich nicht! Für wie blöd hälst du mich denn? Ich habe 20 Minuten gewartet und bin dann abgehauen."
Ich konnte nur nicken.
"Ich muss etwas mit euch besprechen...", fing ich dann an. Ich wusste zwar noch überhaupt nicht, wie ich es den beiden beibringen sollte, aber es zu verheimlichen würde auch nichts bringen.

Gespannt sahen beide mich an und warteten darauf, dass ich wohl fortfuhr.
"Ihr habt ja sicherlich die letzten Wochen bemerkt, dass ich häufiger...na ja konditionelle Probleme habe. Ich bin sportlich gesehen nicht mehr so belastbar... mir geht schnell die Puste aus und bin oft kraftlos..."
Beide nickten.

"Allerdings haben wir das bisher für Erschöpfung und Überanstrengungen gehalten. Immerhin war das Training sehr hart gewesen", meinte Matsu.
"Daran liegt es nur leider nicht an sich...wenn es nur das wäre, wäre es mit etwas Ruhe und Schlaf getan, aber dies hier...das ist nicht aufzuhalten..."
Jetzt sahen beide wirklich ängstlich aus und die nächsten Worte fielen mir wirklich schwer. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust und das Atmen fiel mir wieder extrem schwer.
"Ich habe Lungenkrebs..."

Authornote:

Willkommen zum neuen Kapitel! Sorry, dass es solange gedauert hat, aber ich hatte für diese FF echt eine Schreibblockade..
Es ist etwas kürzer, als die anderen aber ich wollte unbedingt hier den Cut setzen.
Hoffe, dass das Kapitel euch trotzdem gefüllt und lasst mir gerne Kommis und Votes da ♡

Dear Shittykawa, 365 Letters for you // Haikyuu FF // IwaOi  ~ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt