Prolog

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Die Wellen schlugen gegen die Klippen, während Finnick Schattennacht den steilen Weg hinauflief. Selbstsicher und elegant , obwohl der Wind mittlerweile ziemlich stark wehte und ihm seine schwarzen Locken ins Gesicht peitschte. Doch einen Schattenjäger brachte nichts so leicht aus dem Gleichgewicht. Der Wind zerrte an seinen Klamotten und dann fing es auch noch zu regnen an. Da wollte er nur mal frische Luft schnappen und schon bricht ein richtiger Sturm los! Dabei war es Frühling. Doch rechtzeitig nach Hause würde Finnick es nicht schaffen. Es waren noch zwanzig Minuten zum alten Herrenhaus mitten im Wald und ihm blieb grade mal Zeit sich ein sicheres Versteck vor dem Sturm zu suchen. Er wusste auch schon genau wo er hin wollte. Sein Vater würde sich schon keine Sorgen machen. Patrick Schattennacht war es gewöhnt das sein Sohn schon seit frühester Kindheit die Natur vorzog. Sie lebten nur zu zweit, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Nicht zu den Schattenjägern und nicht zu den Menschen. Sein Vater hatte kein Schattenjäger mehr sein wollen, als im Kampf gegen Valentin Morgenstern seine Frau umgekommen war. Finnicks Mutter. Er hatte alle seine sieben Sachen gepackt, Finnick eingeschlossen und ist hier ins Niemandsland gezogen, Norddeutschland. Ziemlich öde für einen siebzehnjährigen. Mittlerweile regnete es in Strömen und Finnick lief in den Wald hinein, der fast genau an den Klippen anfing. Als er an einem grünzeugüberwachsenen Felsen ankam, strich er den Farn beiseite und guckte in tiefste Finsternis. Es war ein Höhleneingan und als Finnick seinen Elbenstein aus seiner Hosentasche nahm, sah man ein Steintreppe die weiter nach unten führte. Diesen Eingang hatte er bei einen seiner vielen Erkundungstouren entdeckt und kam seit dem oft hier her. Vorsichtig ging er die rutschige Treppe runter, bis er auf einen Kiesweg traf und unterirdisch wieder in Richtung Wasser lief. Nach einiger Zeit wurde die Decke immer höher und Finnick gelang in eine riesige Wassergrotte. Wie ein Strand, nur eben unterirdisch. Seufzend zog er sein nasses T-shirt aus und warf es inklusive sich selbst, in den Sand. In der Grotte speicherte sich die ganze Wärme, sodass es angenehm warm hier drinnen war. Er würde Wohl oder Übel die Nacht hier verbringen müssen. Entspannt ließ Finnick seinen Blick schweifen. Grau-glitzernde Wände, weißer Sand, kristallklares Wasser, weißer Seetang der sich mit der Strömung bewegte... Moment. Weißer Seetang? Finnick stand auf um sich das etwas genauer anzugucken. Der Seetang verschwand hinter einem Felsen, der aus dem Wasser ragte. Finnick ging abwartend um diesen herum und blieb geschockt stehen. Das war kein Seetang, sonder schneeweiße Haare. Die zufälligerweise zu einem Mädchen gehörten, was vollständig unter der Oberfläche schwamm. Das Mädchen konnte nur tot sein. Bestürzt ging er auf sie zu um sie an den Strand zu bringen. Er hob sie hoch und kam dabei nicht drum rum, ihr Gesicht zu betrachten. Obwohl ihre Haare weiß waren, waren ihre Geschwungenen Augenbrauen dunkel, sie hatte eine süße Stupsnase und einen Mund der weich wie Seide aussah. Sie war einfach atemberaubend schön. Finnick wollte sie grade in den Sand legen, als sich ihre Brust hob und wieder senkte. Sie atmete. Geschockt blickte er auf sie herab und sah in zwei violetten Augen die ihn verschlafen anguckten. "Beim Erzengel", wisperte er. "Du müsstest doch tot sein. "

Verdutzt schaute sie in die stürmischen grauen Augen eines Jungen. Als sich ihr Blickfeld erweiterte, sah sie hohe Felswende, aber nichts was ihr bekannt vorkam. Der Junge trug sie in seinen Armen und als sie an sich herunter sah, verschränkte sie schnell ihre Arme vor der Brust. Ihr weißes Kleid war nass und klebte wie eine zweite Haut an ihr. Verlegen lächelte sie ihn an. "Du kannst mich ruhig runterlassen." Er schüttelte den Kopf um die Fassung wieder zu bekommen und setzte sie sanft auf festen Boden. Sofort knickten ihre Beine unter ihr weg, aber sie viel auf den Unbekannten. Dieser war darauf nicht vorbereitet und sie landeten beide im Sand. Schnell rollte sie sich von ihm und setzte sich auf. Er hatte wieder diesen verwirrten Blick drauf, als er sagte: "Das mit dem Unterwasseratmen musst du mir unbedingt beibringen." Verdutzte schaute sie ihn an. Als ob sie das könnte! "Wo bin ich hier eigentlich?", fragte sie stattdessen. "Mitten im Nirgendwo. Nein, in einer Wassergrotte in Norddeutschland." Schweigend sahen sie sich an, bis er lächelte und ihr die Hand gab. Zögernd nahm sie sie. "Ich bin Finnick Schattennacht, und du?", fragte er sie. "Ich bin..." bestürzt sah sie aufs Wasser, als ob dieses ihr die Antwort geben könnte. "Was ist los?", fragte er sie. Voller Traurigkeit sah sie ihn an. "Ich... Ich weiß nicht wer ich bin. Ich weiß gar nichts mehr."

Chroniken der SchattenwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt