6. Kapitel

140 11 5
                                    

Gelangweilt stand Finnick am Feuer und trank sein Bier. Andauernd kamen Mädchen vorbei und grinsten ihn doof an. Diese Party war wirklich nicht der Burner. Er machte sich auf die Suche nach Aurora, um sie von dem Schleimbolzen wegzuzerren. Er hielt Ausschau nach ihr, aber ihre weißen Haare waren nirgends zu sehen. Er fragte Emma wo sie sei und sie meinte, Aurora wäre 'spazieren' gegangen. Musste sie dabei so wissend mit den Augenbrauen wackeln? Finnick entfernte sich immer mehr vom Feuer in die Dunkelheit, als die Wolken sich zurück zogen und der Vollmond hervortrat. Mit besserer Sicht konnte er weiter entfernt zwei Gestalten erkennen. Seufzend ging er weiter, um die beiden Turteltauben zu unterbrechen. Hoffentlich konnte er sich zusammenreißen, wenn nicht, würde der Schleimbolzen mit mehr als einem blauen Auge davonkommen.

"Interessant, du erinnerst dich nicht." mit einem kalten Lächeln streichelte er ihr über die Wange. Schaudernd schloss sie die Augen. Sie stand wie erstarrt in seinen Armen und konnte sich nicht bewegen. Sie versuchte ihr Fassung wieder zu erlangen und schaute ihm in die Augen. "Kennen wir uns?" Lachend ließ der Fremde sie los. "So kenne ich dich gar nicht! Stolz und eigensinnig. Aber so wie ich dich kenne, mochte ich dich lieber." "Ich denke nicht das ich dich sonderlich mochte." Dieser Satz war ihr heraus gerutscht und sie bereute es sofort, als sein Blick sich verdunkelte. "Nein, du mochtest mich erst wirklich nicht. Erst hast du mich gehasst, dann gefürchtet und dann warst so zerbrochen das du alles über dich ergehen lassen hast." Sein kalter Blick bohrte sich in ihren und irritiert wand sie den Blick ab. was meinte er mit Zerbrochen? Der Fremde kam wieder auf sie zu. "Du weißt es nicht mehr, aber ich werde deine Erinnerungen wieder zurück bringen." "Warum?" "Weil du mir gehörst.", hauchte er. "Du kamst vor langer Zeit zu mir, ein Experiment. Du gehörtest mir, wenn nicht gerade die Königen an dir rumexperimentiert hat. Wir haben eine Ewigkeit miteinander verbracht. Wir hatten eine Menge Spaß." Sein böses Lächeln ließ sie genau das Gegenteil denken. Plötzlich griff er nach ihrer Hand und machte Anstalt ihr einen goldenen, verschnörkelten, mit einem Diamanten aufgesetzten Ring aufzustecken. "Dieser Ring kann dir dein Gedächtnis zurück bringen. Und dich wieder zu mir." Wie ein gehetztes Tier suchte sie nach einem Ausweg. Sie sah eine Person auf sich zukommen, Finnick. Auch der Fremde sah ihn. Finnick blieb irritiert bei der Leiche von Kyle stehen. Sein Blick streifte sie und blieb dann an dem Mann stehen. Schnell zog er seine Klinge und wollte zu mir hetzen, als der Mann mir sein Messer an die Kehle hielt. "Kein Schritt weiter Schattenjäger." Wiederwillig blieb Finnick stehen. Das Messer schnitt ihr in Hals und sie wurde langsam wütend. Wozu hatte sie diese Kräfte, wenn sie sich noch nicht mal verteidigen konnte? Sie atmete die frische Nachtluft ein und spürte ein Ziehen in den Lungen. Der Fremde nahm das Messer und wollte es nach Finnick werfen, als ein mächtiger Luftzug ihn nach hinten schleuderte. Aurora war sich sicher, dass ihre Augen gerade wie weißes Licht leuchteten. Das Element Luft hatte sich in ihr aktiviert. Wie in Trance ging sie auf den Mann zu, der sie staunend ansah. "Das hätte ich jetzt nicht erwartet." Lächelnd hätte sie ihm am liebsten die Luft abgeschnürt, doch der Luftstrom um sie rum wurde stärker und entwickelte sich zu einem Tornado. Schwach konnte Aurora sie die Gestalt von Finnick ausmachen, der versuchte zu ihr zu gelangen. Ihr Verstand war in diesem Moment klarer, als bei den anderen Ausbrüchen. Sie konnte sich kontrollieren. Plötzlich spürte sie etwas kaltes in ihrer Hand. Der Mann hatte ihr den Ring in die Hand gedrückt. "Du hast die Wahl, willst du dich erinnern oder nicht. Aber eins ist sicher, ich komme wieder." Mit diesen Worten verschwand er spurlos. Ihre Kräfte verließen sie und Finnick konnte zu ihr gelangen. Da fing er auch schon an auf sie einzureden. "Was war DAS denn?! Kannst mir das mal erklären? Wo kam der verrückte her und WAS wollte er von dir? Und du fällst jetzt NICHT wieder in Ohnmacht, erst musst du mir das erklären." Ein kleines Lächeln spielte auf ihren Mundwinkeln. "Keine Angst, ich habe es unter Kontrolle." Entschlossen zeigte Aurora ihm den Ring. "Was ist das?", fragte Finnick. "Das," meinte sie, "bringt mir meine Erinnerung wieder" und steckte ihn sich auf.

Ihr Kopf explodierte und ein Schwall von alten Erinnerungen, Gedanken und Wünschen durchfluteten ihren Kopf. Ihre dunkle Vergangenheit tat sich vor ihr auf und keuchend ging sie in die Knie. "Aurora? Was ist los?", Fragte Finnick doch sie konnte nur die Augen zusammen kneifen. Der Großteil ihrer Vergangenheit bestand aus Furcht, Qualen und Wut. Unbändige Wut. Ganz schwach waren dafür die hellen Momente, doch sie versuchte sie zu ergreifen. Ihre Vater der ihr beibrachte wie man Dämonen bekämpft, ihre Mutter die ihr immer die Haare flocht und ihr großer Bruder. Ihr Vorbild und liebster Mensch in ihrem Leben. Er hatte alles mit ihr gemacht und sie geliebt, wie sie ihn. Vom Aussehen her kamen sie beide nach ihrem Vater, nur war sie vier Jahre jünger als er. Ihr großer Bruder, der wunderbarste Mensch der Welt. Valentin Morgenstern.

Chroniken der SchattenwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt