Ein ganz normaler Morgen

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Es war Mittwoch und ich musste wieder in die Schule. Heute war ich ausnahmsweise echt gut in der Zeit und obwohl der Unterricht erst um acht anfing, stand ich schon um sieben im Schuppen. Ich hatte mir vorgenommen endlich produktiver an meinen Vormittagen zu werden und was geht da besser als das Fahrrad zur Schule zu nehmen? Ich schob meinen Drahtesel Richtung Straße, als meine Mum sich nochmal durch das Fenster meldete:„ Schatz, nimmst du bitte noch deinen Helm mit?" Wie mich diese Ansage immer nervt. Gefühlt jeder aus meinem Freundeskreis darf ohne Helm fahren, nur bei mir musste das natürlich anders sein. Unmöglich! „Ja mach ich. Aber auch ohne Helm werde ich nicht sterben" „ Du kennst mich Ävelin und außerdem musst du doch merken, dass du eine Mutter hast." Diese Antwort kommt jedes Mal. Schnaubend drehte ich mich um und hohlte das Scheißteil. „ Zufrieden" fragte ich, wofür ich nur ein genervtes Augenrollen bekam.

Obwohl heute so ein schöner morgen war, war ich alles andere als gut gelaunt. In der ersten Stunde eine Exe in Deutsch und in der Letzten eine in Französisch. Toller Tag. Die Tests waren auch der Grund warum ich an diesem Tag das Fahrrad nahm. Meine beste Freundin war der Meinung die frische Luft und die Bewegung würden mir gut tun und mein Gehirn wäre dann entspannter. Ist nur schlecht wenn man todmüde war, weil man am Tag vorher noch sehr lange beim Tierarzt geblieben ist. Ich habe dort ein privates Praktikum gemacht und ein verletzter Hund hat uns bis um halb zwölf in die Nacht auf Trab gehalten.  Trotzdem war es eine sehr schöne Zeit. Doch da die Ärzte, ein Ehepaar, aufgrund eines Familiennotfalles kurzfristig ins Ausland gerufen worden sind, habe ich das Praktikum leider frühzeitig abbrechen müssen.

Mürrisch und nervigen Gedanken nachhängend setzte ich meinen Weg also fort. Ich beschloss die etwas längere Route durch den Wald zu fahren, da ich genug Zeit hatte. Mit einem etwas höherem Tempo rauschte ich die Waldwege entlang und genoss den Fahrtwind in meinem Gesicht. Frühsommer, Tau und 23 Grad Außentemperatur können morgens richtig angenehm sein und einem zum Glück auch die Müdigkeit aus den Augen treiben. Die negativen Gefühle verschwanden.

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, es war viertel nach sieben, bog ich in einen kleinen Seitenweg Richtung Wildpark ab. Eigentlich war er um diese Zeit noch geschlossen, aber ich hatte da meine Möglichkeiten. Ich war mit dem Personal dort gut befreundet und da ich gerne und oft aushalf, hatte ich auch den Schlüssel bekommen. Mit den Tieren verstand ich mich auch und wollte daher noch bei dem neugeworfenem Rehkitz vorbei schauen. Ich holte die Schlüssel und sperrte auf. Mein Fahrrad stellte ich am Eingang ab. Langsam und leise, um die kleine Familie nicht zu erschrecken, schlich ich mich durchs Gebüsch zu der abseits gelegen Lichtung. Mutter und Tochter brauchten immerhin auch Ruhe und wollten sicher nicht durchgehend von Besuchern begafft werden. Kurz vor meinem Ziel hielt ich inne und holte mein Handy für ein Foto raus. Das kleine Kitz wollte ich später unbedingt noch meiner besten Freundin zeigen.

Doch als ich mich zur Seite beugte war ich mehr als geschockt. Statt dem ruhigen und schönen Anblick schlafender Waldbewohner sah ich ein dutzend maskierter und natürlich schwarz vermummter Männer. Alle bis auf die Zähne bewaffnet mit Messern, Pistolen und Sturmgewehren.
Scheiße!!

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