Appendix 1

562 24 10
                                    


Hermione Granger summte leise vor sich hin, als sie einen riesigen Karren an Büchern neu einsortierte.

Es war ein langer Tag gewesen.

Unter anderem hatte sie ein etwas irritierender russischer Nachkomme begrabscht, der angeblich in die Bibliothek gekommen war, um jedes einzelne Buch zu verlangen, dass seine Vorfahren der Bibliothek gespendet hatten. Hermione hatte über eine Stunde gebraucht, bis sie durch das ganze Gebäude gegangen war und eine Abhandlung hier und eine alte Schriftrolle dort eingesammelt hatte, bis sie eine ganz ansehnliche Menge an verschiedensten Texten zusammengesucht hatte.

Als sie endlich fertig war, informierte er sie darüber, dass sie alle zurückbringen konnte. Er hatte nur sicherstellen wollen, dass die Bibliothek sich gut um die Bücher kümmerte und wollte sie eigentlich gar nicht lesen.

Sauer wie sie war, war sie versucht ihn zu verhexen. Aber sie riss sich zusammen und pflasterte stattdessen ein falsches Lächeln auf ihr Gesicht, während sie alle Bücher mit ihrem Wagen zu ihrem Ursprungsplatz zurückfuhr, sie wieder einsortierte und die nötigen Schutzzauber erneut aktivierte.

Als sie einen eher kleinen Band in ein Bücherregal schob, waberte ein albernes Kichern durch eine leicht geöffnete Tür.

Hermione hielt inne und verdrehte ihre Augen.

Es gab nur einen Grund, warum jemand in der Bibliothek von Alexandria kichern würde: Draco Malfoy.

Kurz nachdem er begonnen hatte, als Bibliothekar zu arbeiten, fingen weibliche Nachkommen an in noch nie dagewesenen Mengen aufzutauchen, immer mit armseligen Entschuldigungen für eine plötzliche Notwendigkeit, etwas in einer der alten Schriftrolle des guten Onkel Urkhard nachzulesen.

Der wahre Grund für ihre Besuche war, dass Draco Malfoy, um es milde auszudrücken, die lebende Personifizierung der feuchten Träume einer Hexe, von einem zerstreuten Professor war – oder in diesem Fall zerstreutem Bibliothekar.

... zumindest wenn Bibliothekare oder Professoren typischerweise groß genug gewesen wären, um als Models durchzugehen und makellose griechische Gesichtszüge hätten und das alles neben einem unglaublichen Vermögen.

Er war der lächerlichste Bibliothekar, den die Welt je zu Gesicht bekommen hat.

Er trug einfarbige, zugeknöpfte Hemden, über die er Strickjacken zu tragen pflegte, von denen er die Ärmel an heißen Tagen hochrollte. Die Tweetjacken zog er für gewöhnlich dann an, wenn es eher kalt war. Er schien zudem mit einer nicht enden wollenden Auswahl an Fliegen ausgestattet zu sein, die immer etwas schief hingen, was dazu führte, dass es in Hermiones Fingerspitzen juckte sie zurecht zu ziehen. Sein Haar war etwas verwuschelt, so dass es ihm über die Augen fiel, wenn er ein Buch ansah. Manchmal trug er auch eine runde Brille, die er seine Nase hinab schob oder auf eine geradezu atemberaubende Weise zurechtrückte.

Es ein einziger, riesiger Schwindel.

Er war wahrscheinlich das am wenigst zerstreute Individuum dieser Welt. Seine Fliegen waren so verzaubert, dass sie sich in periodischen Abständen schief stellten und er verbrachte Stunden damit, sein Haar dazu zu bringen, dass es wirkte als wäre es einfach nur durcheinander. Und... er brauchte gar keine Brille.

Aber nichts davon hielt ihn davon ab, durch die Bibliothek zu schlendern, den Blick in die Ferne gerichtet oder nachdenklich eine Augenbraue zu heben, als würde er gerade über die komplexesten Geheimnisse der magischen Welt sinnieren.

Er machte immer ein überraschtes Gesicht, wenn eine dieser unvermeidbaren Hexen kam und versuchte, ihn für den Leseraum zu kapern. Zwar protestierte er anfänglich immer, dass er kaum angelernt war und spielte vor aufgeregt zu sein, ließ sich aber dann doch mitziehen.

Die Bibliothek von Alexandria (Dramione-Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt