Kapitel 6

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"Wie jetzt?", verstand Hope nicht.

"Du hast richtig gehört", meinte ich.

Sie schüttelte fassungslos den Kopf über die Worte, dabei ging sie in meinem Schlafzimmer hin und her. Ich saß auf dem Bett und beobachtete sie, denn ich hatte sie vermisst. Nicht einmal eine richtige Woche verging in der wir uns nicht sahen, jedoch hatte ich mich einfach zu sehr an sie gewöhnt, sodass es sich komisch anfühlte. Bei allen. Schon jetzt sehnte ich mich nach ihnen und wollte wieder nach Hause.

Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen, als meine Augen an ihren Haaren hängen blieben. Bei der Hochzeit waren sie noch blond und eigentlich hatte sie sich dagegen entschieden ihre Haare zu färben, doch jetzt war sie voller Farbe in meinem Sichtfeld.

Pinke Haare.

Es war eine Farbe, die nicht zu übersehen war und ihr trotzdem stand. Außerdem war der geschockte Gesichtsausdruck von der Oma Ada sehr amüsant.

Sie war auf jeder Art verrückt und genau das liebte ich. Daniel war immer mein bester Freund gewesen, jedoch hatte ich nie eine beste Freundin gehabt, bis ich Hope begegnete. Ein seltsames Mädchen, aber das machte sie anders und besonders. Ich war froh sie zu haben und könnte sie niemals gegen jemand anderen ersetzen. Vermutlich bedeutete ich ihr auch viel, denn sonst wäre sie nicht hier. Ihre Besorgnis und Angst zeigte sie nicht sehr oft, jedoch verspürte sie diese Gefühle. Sie wollte wahrscheinlich wissen, wie es mir ging und ob mich Ace gut behandelte, da war ich mir sicher. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, woher sie die Adresse hatte, aber das ignorierte ich.

"Ne, als ob eine weitere Sorte von dem Typen nicht reichen würde, ist auch dieser Psycho sein kleiner Bruder!", regte sich Hope viel zu sehr darüber auf.

"Wie viele gibt es noch von dem?", fragte sie und sah mich an, wobei ich mit den Schultern zuckte.

Schnaubend ging sie sich durch die Haare, bis sie erneut zu mir blickte und auf mich zu kam. Neben mir nahm sie Platz und zog mich auf einmal in eine Umarmung. Stumm erwiderte ich die Geste, wobei sie sich wenige Sekunden später von mir löste und mich ernst anschaute. Sichtlich verwirrt hob ich die Augenbrauen in die Höhe und hatte keine Ahnung, was auf einmal ihr Problem war. Sie fasste mich an beiden Schultern an und starrte mir in die Augen.

"Ihr seid verheiratet", murmelte sie.

"Ach du heilige Scheiße!", schrie sie plötzlich, wobei ich zusammenzuckte und sie dafür verstört ansah.

"Aria?", fragte sie.

"Ja?", hakte ich verwirrt nach.

"Ihr schläft nicht einem Zimmer oder?", wollte sie von mir wissen und blickte mich erschrocken an.

Ich verdrehte die Augen darüber und befreite mich aus ihrem Griff, indem ich auf stand und mich still neben das Fenster stellte. Nun bemerkte ich, dass es eine sehr schlechte Idee war, dass sie kam. Sie stellte Fragen, die ich ihr nicht beantworten konnte und sie würde mich so lange damit nerven, bis sie mich zum Reden brachte. Ace hätte nicht erlauben dürfen, dass sie zu mir kam. Das war eine falsche Entscheidung von ihm und ich hatte selbst nicht in diesem Moment nachgedacht. Ich musste sie dazu bringen, dass sie ging, denn sonst war alles kaputt.

Nervös wanderte meine Hand an mein Hals und ich vergaß, dass die Kette nicht mehr da war. Ich hatte gerade nichts, was mich beruhigen konnte und das war nicht gut. Nichts fiel mir ein, um sie von hier zu entfernen und bevor ich eine Wahl traf, begann sie erneut zu sprechen, was mich aufgewühlt machte.

"Aria?", klang sie leicht besorgt.

"Wir leben so, wie verheiratete Menschen leben", kamen die Worte automatisch aus meinem Mund.

Ich drehte mich zu ihr um und blickte ihr direkt in die Augen, damit ich meine Aussage noch verstärkte. Sie schüttelte nur den Kopf und schien mir gar nicht zu glauben. Langsam wirkte sie sogar leicht wütend.

"Du kannst jeden verarschen, aber mich nicht, Aria", sagte sie ernst und ließ mich nicht aus den Augen.

"Ich verarsche dich nicht", meinte ich und versuchte glaubhaft rüberzukommen, jedoch lachte sie bitter.

"Warum hast du ihn wirklich geheiratet?", fragte sie jetzt und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

"Weil ich ihn liebe", antwortete ich.

"Du liebst ihn?", hakte sie nochmal nach und hob unglaubwürdig die Augenbrauen nur in die Höhe.

"Ja", bestätigte ich.

"Ist dir eigentlich klar, wie bescheuert das klingt?", lachte sie und sah mich einfach fassungslos an.

"Ich bin nicht dazu verpflichtet dir irgendwas zu beweisen oder sonst was", erwiderte ich eiskalt.

"Aria mach mich nicht aggressiv!", schrie sie.

"Was ist los mit dir?", verstand sie nicht.

"Du willst die Wahrheit nicht einsehen", zuckte ich mit den Schultern und sie kochte schon vor Wut.

"Ich scheiß auf deine verdammte Wahrheit!", brüllte sie mich nun an und versuchte sich zu beherrschen.

"Womit hat er dich bedroht?", wollte sie schließlich wissen, dabei wirkte sie etwas ruhiger und stiller.

"Bedroht? Hope, was redest du da? Er hat mich nicht bedroht", widersprach ich ungläubig und sie sah so aus, als ob sie gleich den Verstand verlor.

"Wo du eigentlich schon hier bist, könntest du mir helfen ein Kleid für morgen Abend auszusuchen?", wechselte ich das Thema und sie schien verwirrt.

"Wofür?", erkundigte sie sich.

"Wir gehen mit Ace essen", erklärte ich lächelnd.

"Aria ich reiß dir gleich die Haare aus dem Kopf! Machst du das mit Absicht?!", regte sie sich auf.

"Dann eben nicht", murmelte ich genervt.

"Wir wissen beide ganz genau, dass du Liam liebst und vermutlich hat er dich mit ihm bedroht. Darum hast du ihn geheiratet, nicht wahr? Wenn du ihn heiratest, lässt er Liam in Ruhe. Deshalb spielst du uns allen vor, als ob du dich in Ace verliebt hättest, weil er es so von dir will", stellte sie schließlich fest.

"Du verschwendest wirklich deine Zeit mit solchen Gedanken", versuchte ich und spielte noch weiter.

"Niemand glaubt dir, Aria", fuhr sie fort.

"Niemand, außer Liam", erzählte sie mir weiter und brachte mich zum Schweigen, als sie ihn erwähnte.

"Das war dein Ziel oder? Du wolltest von Anfang an, dass dir Liam das abkauft, denn sonst hätte er dich nie im Leben zu Ace gelassen", verstand sie alles.

"Glückwunsch", klatschte sie in die Hände.

"Du hast es geschafft", nickte sie gespielt stolz.

"Das endet hier aber nicht. Ich lass dich nicht in den Händen eines Monsters. Wenn ich es nicht schaffe, dann eben Liam und selbst, wenn es mich sehr viel Kraft kosten wird dem Idioten die Augen zu öffnen", versprach Hope mir ehrlich und verließ das Zimmer.

Als ich zur Tür blickte, die sie offen ließ, erblickte ich Ace. Er lehnte am Türrahmen und schaute mich für einige Sekunden stumm an, bis er mich allein ließ.

Liam würde Ace umbringen, wenn er verstand, dass das alles nur sein Plan war, um mich zu gewinnen.

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