Kapitel 50

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Hunter's Sicht

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber die anderen müssten bereits bemerkt haben, dass ich verschwunden war. Meine Erinnerung existierte nicht mehr ganz, denn durch die Schmerzen vergaß ich fast schon alles. Es war beinahe unmöglich sie zu ignorieren.

In einem Keller steckte ich fest. Zumindest sah es für mich so aus, auch wenn ich kaum meine Umgebung richtig wahrnahm. Mein rechtes Auge schwoll durch die Faustschläge an und ich konnte es so gut wie gar nicht mehr öffnen. Vermutlich war mein ganzes Gesicht verunstaltet. Mein Körper fühlte sich so schwach an, so als ob ich ihn gar nicht spürte. Überall wurde ich getreten und geschlagen, jedoch lebte ich noch. Dieses Detail konnte ich nicht nachvollziehen. Sie töteten mich nicht, obwohl sie es jederzeit tun könnten. Das einzige, was sie machten, war es mich in diesem Loch festzuhalten und fast jede Stunde zu verprügeln, bis ich bewusstlos wurde. Wenn ich von selbst nicht aufwachte, dann weckten sie mich mit einem vollen Eimer Wasser auf.

Sehr erfrischend, aber ein wenig kalt für mein Geschmack.

Angst verspürte ich nicht, obwohl ich es vielleicht tun sollte, doch dieses Gefühl wollte einfach nicht bei mir hochkommen. Gerade konnte ich es sowieso nicht gebrauchen. Ich hatte keine Angst zu sterben. Wenn sie mir das Leben nehmen wollten, dann bitte. Irgendwann würde ich sterben und falls ich früher ging, dann machte das mir nichts aus.

Dass einzige, was mich beunruhigte war Jayden.

Ihn allein zu lassen, brachte ich nicht übers Herz. Er war nämlich mein Bruder. Vielleicht floss nicht dasselbe Blut in unseren Adern, jedoch spielte das keine Rolle. Auch bei Liam galt das, aber er hatte noch Levin als einen großen Bruder. Jayden hatte mich. Schon immer. Seitdem Kindergarten hing er an mir fest und ich genauso an ihm, selbst wenn ich es nicht zugab. Der Idiot war meine Familie. Ein wichtiger Teil von mir. Mein bester Freund. Mir war bewusst, dass Liam ihn genauso wie ich behandeln würde und ihn niemals allein lassen würde, doch trotzdem wollte ich ihn nicht verlassen. Ich verspürte nicht Angst zu sterben, aber ich war noch nicht bereit dazu. Nicht, bevor ich nicht ein letztes Mal mit ihm redete. Danach konnten sie mit mir machen, was sie wollten, denn ab diesem Zeitpunkt wäre alles egal und gleichgültig für mich.

Ich erwachte aus meinen Gedanken, als plötzlich die Tür aufging und ein maskierter Mann herein kam. Mit einem ausdruckslosen Blick sah ich ihm in die Augen und schwieg, wie ich es schon die ganze Zeit über tat. Sie sprachen nämlich ebenfalls nicht mit mir, jedoch störte das mich nicht, denn deren Gelaber wollte ich mir ungern anhören.

Der Unbekannte näherte sich langsam zu mir und kniete sich schließlich direkt vor mich hin. Nur ein kleiner Abstand trennte uns voneinander. Meine Hände und Füße waren nicht gefesselt, wobei er dennoch keine Furcht zeigte, dass ich ihn jederzeit angreifen könnte. Dafür fehlte mir die Kraft und das wusste er auch. Dass einzige, was er tat, war es mich anzustarren, bis er sich wieder erhob und anschließend seine Maske runternahm. Ohne Grund und Worte tat er dies, was mich verwirrt die Augenbrauen zusammenziehen ließ. Als ich aber erkannte, um wem es sich handelte, blickte ich verdutzt und wütend zugleich ihm ins Gesicht.

"Du hast uns reingelegt", murmelte ich grüblerisch.

"Ich hätte es ahnen müssen. Du bist ein verlogener Bastard", spuckte ich regelrecht die Worte raus, da mich allein sein Anblick einfach nur noch ekelte.

"Sogar Liam hat dir vertraut", lachte ich humorlos und konnte es nicht glauben.

"Mit Aria fange ich nicht einmal an", schüttelte ich den Kopf.

"Seit wann redest du so viel?", fragte Ace interessiert und grinste dabei teuflisch.

"Sei froh, dass ich mich kaum bewegen kann", flüsterte ich bedrohlich.

"Jetzt habe ich aber Angst", machte er sich lustig und schaute mich provozierend an.

"Du sollst auch keine Angst vor mir haben, sondern vor Liam, denn er wird dich umbringen", lächelte ich, wobei dieser mein Lächeln lediglich erwiderte.

"Angst vor Liam haben", schmunzelte er amüsiert.

"Wann hatte ich denn jemals Angst vor ihm? Mein ehemaliger bester Freund, der es nicht einmal schafft ein Mädchen zu beschützen oder seine Freunde. Er hat nicht die geringste Chance, denn ich habe wie immer gewonnen und das werde ich auch immer tun. Ich bin nämlich Ace Allen und Ace siegt immer", versuchte er mir klar zu machen, jedoch sah ich ihn unbeeindruckt an.

"Ich meine, ich habe dich", begann er geheimnisvoll.

"Ich habe Jayden", zählte er als nächstes auf und bei seinem Namen blieb alles in meinem Kopf stehen, dabei ballten sich meine Hände automatisch zu Fäusten.

"Ich habe Jack", hauchte er voller vergnügen über seine Lippen.

Mein Zorn ihm gegenüber entfachte und ich versuchte vom Boden aufzustehen, jedoch zischte ich vor Schmerzen auf und ließ mich wieder zurückfallen. Das machte mich wütender, weshalb ich es mehrmals probierte, aber ich schaffte es nicht. Mein Körper war viel zu schwach und das machte ihn über das ganze hier noch erfreuter.

"Oh und ich habe die verrückte Hope", erinnerte er sich gespielt daran.

"Meine Ehefrau, also Aria habe ich ja schon sowieso", lachte er darüber und ich starrte ihn ohne Emotionen an, wobei ich voller Selbstbeherrschung still da saß.

"Ich dachte, dass Caden ein Monster ist, aber ich habe mich getäuscht. Du bist es", stellte ich nun nickend fest.

"Vielen Dank, aber das wusste ich bereits", lächelte er arrogant.

"Ups, schon so spät?", sagte er und schaute auf seine Uhr.

"Liam muss gerade erfahren haben, dass Aria verschwunden ist und ich darf da nicht fehlen, sonst schöpft er noch Verdacht. Somit würde die Überraschung kaputt gehen", erklärte er mir und drehte sich schon zum Gehen um.

"Ich hoffe du verreckst bei der Fahrt", wünschte ich, wobei er sich grinsend umdrehte.

"Ich wusste schon immer, dass du der sympathischste von allen bist", gestand er und ging anschließend, sodass ich allein war.

Wenige Sekunden später wurde die Tür wieder geöffnet. Es kamen zwei maskierte Männer in den Raum hinein. Ich schloss erschöpft meine Augen und ließ zu, dass sie mich zusammenschlugen, denn mittlerweile gewöhnte ich mich an die Schläge und den Schmerzen.

Innerlich schwebten meine Gedanken nur an Ace's Verrat.

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