Kapitel 45

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Am Ende mit meinen Nerven saß ich auf der Couch, denn etwas anderes gelang mir im Moment nicht. In Ruhe blieb ich hier nun und bemühte mich nicht den Verstand zu verlieren. Es war so unheimlich schwer, dabei gefasst zu bleiben. Fast schon unmöglich. Als ob man daran ersticken würde, aber versuchte noch zu überleben. Man wollte nämlich nicht sterben. Der Gedanke, dass aber Liam gleich kam, gab mir somit viel Kraft und Geduld. Ich brauchte ihn gerade, denn er war mein Halt. Ich hielt mich an ihm fest, um nicht zu fallen. Er war meine Stütze. Er war einfach alles.

Für ein paar Sekunden schloss ich die Augen, dabei atmete ich tief ein und aus. Anschließend sah ich zu Ace, der schweigend an der Wand lehnte. Alles hier, was passierte, ließ ihn ebenfalls sprachlos und auch überrascht zurück. Caden hatte Ace nämlich nicht in seinen Plan eingeweiht und das schien gerade nicht Sinn für ihn zu ergeben. Mich machte das jetzt nicht so neugierig, denn in mir kam die Wut hoch. Er blieb dort einfach stehen und tat nichts. Das ließ mich nur zorniger werden und ich hatte das Bedürfnis ihn nun in Stücke zu reißen. Die Jungs wurden jetzt gefoltert und sie litten dort grundlos. Wegen eines Monsters.

"Warum tust du nichts?", fragte ich noch beherrscht, dabei ließ ich ihn keine Sekunde aus den Augen so.

Ace schaute mich nicht einmal an und auf die Frage reagierte er ebenfalls nicht. Ich beschloss zu warten und blieb daher so leise. Eine Antwort wollte ich nun hören. Jetzt sofort, aber ich bekam sie nicht, obwohl ich wartete. Trotzdem redete er nicht und blieb ganz still. Darum starrte ich ihn einfach an, bis ich danach schnaubte und schließlich auf stand. Nervös fuhr ich mir durch die Locken einmal, dabei blickte ich runter auf den Boden. Am Ende schaute ich erneut zu ihm.

"Antworte", verlangte ich diesmal lauter von ihm und ging einen Schritt auf ihn zu, jedoch geschah nichts.

"Mach mich nicht verrückt und rede!", brüllte ich nun vor Wut, worauf er diesmal reagierte und zu mir sah.

"Was erwartest du von mir?", wollte Ace wissen.

"Was soll ich denn tun? Caden vertraut mir nicht. Es ist vorbei. Ich kann nichts dagegen machen. Das die anderen in Gefahr sind, interessiert mich nicht, denn mich interessiert lediglich deine Sicherheit! Verstehe das oder nicht, aber gerade bist du in Sicherheit und das ist mir ganz allein wichtig", gestand er mir, dabei wirkte er so aufgebracht und verzweifelt vor mir nun.

"Dass, was du als unwichtig empfindest, ist mir aber wichtig. Meine Familie. Anscheinend begreifst du es nicht", sagte ich vorsichtig, um nicht durchzudrehen.

"Mich allein zu beschützen, bringt also nichts, da ich ohne meine Familie nicht leben kann", erklärte ich in einem ruhigen Ton, wobei er kurz schweigsam blieb.

"Was willst du jetzt zu tun?", interessierte es ihn.

"Ich weiß nicht, aber hier werde ich nun nicht weiter bleiben", machte ich ihm klar und wollte jetzt gehen.

Im selben Moment stellte er sich vor mich und damit versperrte er mir den Weg. Verwirrt darüber schaute ich ihm ins Gesicht. Schließlich kam meine Wut nun hoch, weswegen sich meine Miene änderte, aber es schien ihn nicht zu interessieren. Weiterhin bewegte er sich nicht von der Stelle. Daher ging ich dann auf die andere Seite, jedoch stand er wieder vor mir. So wollte ich es erneut versuchen, aber ausweglos. Die Art wie er mich auch ansah, ließ mich mehr zorniger werden. Er wusste das ich keine Chance hatte, aber ich gab nicht auf. Darum ging ich bedacht auf ihn zu und packte ihn anschließend an seinem Kragen.

Ich wusste, dass es ihm keine Angst machte, jedoch machte es ihn nervös. Meine Nähe. Natürlich nutzte ich dieses Wissen aus, denn ich musste jetzt gehen.

"Lass mich", flüsterte ich, doch in einem festen Ton.

"Du wirst nicht gehen", widersprach er.

"Das ist nicht deine Entscheidung", meinte ich dann.

"Zwing mich nicht zu Maßnahmen, die ich nicht will", murmelte er daraufhin und ließ seine Augen kurz an meine Lippen wandern, bis sie wieder zu mir sahen.

"Was soll das heißen? Willst du mich etwa hier jetzt einsperren?", fragte ich nach, dabei ging ich zurück.

"Bring mich nicht dazu", antwortete er lediglich.

"Das machst du nicht", lachte ich humorlos, aber er blieb schweigsam und schaute mich einfach still an.

"Nein", hauchte ich und schüttelte den Kopf.

Schließlich wollte ich erneut gehen, jedoch hielt Ace mich noch fest. Ich wehrte mich, indem ich dann auf seine Brust immer wieder so schlug. Es machte ihm nichts aus. In derselben Sekunde warf Ace mich auf seine Schulter und verließ das Wohnzimmer. Es ließ mich fast durchdrehen. Daher schrie ich wütend und zappelte auf seiner Schulter herum, damit er endlich losließ. Es hatte aber keine Wirkung auf ihn, denn in Ruhe trug er mich die Treppen nach oben, bis wir so in meinem Schlafzimmer landeten. Danach stellte er mich im Badezimmer ab und sperrte mich hier ein.

Erstarrt blickte ich kurz auf die Tür, denn ich glaubte es nicht. Als ich realisierte, dass ich hier eingesperrt war, löste ich mich aus der Starre. Wütend haute ich gegen die Tür und schüttelte lediglich den Kopf. Ace durfte mich nicht einsperren. Ich wollte doch nur den Jungs helfen. Irgendwas für sie tun, aber nun nichts.

"Lass mich raus!", schrie ich verzweifelt, jedoch ließ ihn das jetzt seine Meinung nicht auf einmal ändern.

"Ace!", brüllte ich weiterhin und gab nicht auf.

"Mach die Tür auf! Was bringt es dir denn, wenn du mich hier einsperrst?", verstand ich es einfach nicht.

"Du bleibst am Leben", hörte ich ihn antworten.

"Ich sehe kein Sinn dahinter in einer Welt zu atmen und zu leben, wo du nicht existierst", erklärte er mir.

"Nenn mich egoistisch, wenn du willst, jedoch muss ich wissen, das es dir gut geht und das du lebst, da ich sonst nicht leben kann", gestand er mir plötzlich.

"Das ist egoistisch", bestätigte ich schließlich.

"Du solltest mich nicht so lieben", schüttelte ich den Kopf so darüber und war dennoch sprachlos davon.

"Ich bin egoistisch, ja", stimmte er zu.

"Liam ist es aber auch, denn auch er hätte genauso gehandelt wie ich", machte er mich darauf bewusst.

"Soll er dich jetzt auch nicht mehr lieben?", hakte er nach, wozu ich wirklich keine Antwort geben konnte.

Stille herrschte, denn keiner von uns sprach. Das er mich an Liam erinnerte, ließ mich den Mund einfach zuschnüren. Diese Gedanken schob ich doch sofort beiseite, denn etwas wichtiges fiel mir auf. Liam war noch immer nicht da. Wo blieb er denn nur? Müsste er nicht längst hier sein? Wenn ihm etwas passierte, dann könnte ich das nicht ertragen. Nein, Liam ging es gut, sonst hätte ich etwas gefühlt. Irgendwas. Es lag vielleicht am Verkehr und er erschien gleich hier.

"Mr Allen?", hörte ich im selben Augenblick eine der Mitarbeiterinnen fragen, weshalb ich somit lauschte.

"Ja?", hakte Ace anschließend nach.

"Ein Brief für Mrs Allen ist da", informierte sie ihn so, weshalb mir nun sofort das Blut in den Adern gefror.

Schon wieder ein Brief.

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