Kapitel 71

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Kann man meine Angst hören?

Spürt ihr es?

Ich kann sie nämlich sogar anfassen.

So stark ist sie.

Caden brachte uns an einen Platz, der mir nicht ansatzweise bekannt vorkam. Wir waren lediglich einen Waldweg entlang gefahren, weshalb wir nun auch vom Wald umzingelt waren. Es wurde langsam dunkler, da die Sonne allmählich unterging. Das ließ mich auf den sandigen und steinigen Boden blicken, denn ich versuchte schon die ganze Zeit mich so abzulenken, doch immer wieder kroch meine Angst nach oben. Einfach grausam und qualvoll fühlte es sich an. Du wusstest nämlich, dass du auf den Tod wartetest, aber zugleich vergeblich nach eine Rettung hofftest.

Das konnte man wortwörtlich Folter nennen.

Ace stand neben mir und wich mir auch nicht von der Seite weg, denn er beschützte mich. Darum sah ich für einen Moment in seine Richtung und konnte sehen wie seine Augen aufmerksam auf die maskierten Männer gerichtet waren. An erster Stelle galt das Interesse an Caden, der einige Meter von uns entfernt stand. Sein tödlicher Blick lag immer wieder auf mir und schweifte manchmal zu Ace herüber. Er provozierte ihn und dies amüsierte ihn sogar prächtig. Uns leiden zu sehen, gab ihm ein gutes Gefühl. Genauer erklärt, dass Gefühl von Macht. Am liebsten würde ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht schlagen, jedoch würde das letztendlich nicht gut enden.

Es standen ein Auto und zwei Vans auf dem Platz. Die Neugierde blieb an einem der schwarzen Van hängen, als ein Handlanger darauf zusteuerte. Er machte jetzt die Tür auf und zog jemanden raus. Als ich erkannte um wem es sich handelte, wurden meine Augen größer.

Katy. Meine Schwester.

Ohne zu überlegen, wollte ich auf sie zu laufen, jedoch zog mich im selben Augenblick Ace am Arm zurück. Er ließ mich nicht los, wofür ich ihm einen wütenden Blick zu warf, bis ich die Waffe erblickte, die auf mich gerichtet war. Der Mann, der in unserer Nähe stand, zog sie raus, als ich auf Katy zu ging. Aus diesem Grund verhinderte Ace mein Vorgehen und ließ mich vorsichtig los, als er merkte, dass ich es verstand.

"Lass sie sofort gehen!", brüllte Katy wie verrückt und Caden drehte sich zu ihr so um, dabei lächelte er nun.

"Wenn ich es möchte, wird sie gehen, doch ich will es noch nicht. Die Show beginnt erst jetzt", ließ Caden in einem unheimlichen Ton sie wissen und grinste sogar.

"N-nein. Nein! Du wirst sie nicht anrühren! Hörst du es und verstehst du mich du verdammter Psycho!", regte sich Katy immer weiter auf und wirkte jetzt verzweifelt.

Sie schaute vollkommen fertig aus. Einfach am Ende. Ihre Klamotten waren dreckig, ihre Haare in einem Durcheinander, die Augenringe waren natürlich nicht zu übersehen, wie die verschmierte Schminke in ihrem Gesicht. Ihre Hände waren mit einem Seil verbunden, wo ich selbst von dieser Entfernung an ihren Armen die großen blauen Flecken erkannte. Ich verzog entsetzt die Miene und wollte lediglich zu meiner Schwester. Sogar Tränen stiegen mir in die Augen, doch als sie meinen traurigen Blick einfing, hielt ich es zurück und versuchte stark zu wirken.

"Mir geht es gut! Hab keine Angst!", schrie sie mir mit einem gezwungenen Lächeln zu und ich erwiderte es.

Im nächsten Moment hörten wir ein Auto in unsere Richtung fahren, obwohl hier keiner in der Nähe war. Der Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit in unsere Richtung und selbst die anderen wirkten planlos. Ace hingegen nicht. Er wirkte irgendwie erleichtert und wissend. Ich zog nur verwundert die Augenbrauen darüber zusammen, doch als ich zum stehenden Auto blickte, erkannte ich Liam am Steuer. Ebenfalls sah er mir in die Augen und stieg sofort aus dem Fahrzeug aus, was sich um ein Fehler zeigte.

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