Nachdem wir das Essen beendet hatten, brachte mich der König in einen schneebedeckten Innenhof. Er erklärte mir, dass er zum privaten Flügel des Schlosses gehörte, ebenso wie das Speisezimmer und Zijas Schlafraum.
Wir überquerten gerade einen freigefegten Weg, als Byren stutzte und fragte: "Hast du keine Schuhe?" Ich schüttelte lachend den Kopf und erklärte: "Im Wald ist mir aufgefallen, dass meine Füße wegen der Schuhe eiskalt waren, also habe ich sie dort gelassen." Ich rückte meine Brille zurecht und fragte nervös: "Könnt Ihr mir nun erklären, was mit mir los ist? Und wo ich mich befinde?" Ich schaute dem König ins Gesicht und sah ein feines Lächeln, dass sich auf sein Gesicht gelegt hatte und Falten um seine Augen herum erscheinen ließ.
Er blieb an dem Springbrunnen in der Mitte des Hofs stehen, dessen Fontäne erstarrt war und ließ sich auf dem steinernen Rand nieder. Er klopfte auffordernd auf den Platz neben sich, sodass ich mich ebenfalls setzte.
"Um dir deine erste Frage zu beantworten: Mit dir geschieht das, was allen Livaden geschieht, wenn sie nach Hause kommen. Dein Körper reagiert auf die Kälte, als hättest du schon immer hier gelebt - was bedeutet, dass du die Kälte nicht spürst, außer, wenn du dich davor zu schützen versuchst. Dein ganzes Ich stellt sich auf Teasilh ein. Du hast wohl noch nicht bemerkt, dass du eine andere Sprache sprichst?"
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an und versuchte zu begreifen, was er gesagt hatte. "S-Soll das heißen-" "Dass du eine Livade bist? Ja, genau das soll es heißen." Fahrig fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. "Unmöglich", flüsterte ich und sprang auf. "Nein, nein, nein, nein! Ich bin ein Mensch, verdammt! Das alles ist nur ein Traum!" Hysterisch lachte ich und sah zum vom Sonnenaufgang orange verfärbten Himmel auf. "Ich will jetzt aufwachen. Es reicht!"
Byren wollte etwas sagen, doch ich schnitt ihm das Wort ab. "Nein!", brüllte ich, "Haltet die Klappe, Eure Majestät. Ich will nichts mehr hören!" Ich warf mich herum und rannte zurück ins Schloss, wo ich den langen Flur und die Eingangshalle durchquerte, ohne auf irgendetwas Acht zu geben und schließlich durch das Tor in den Vorhof zu gelangen.
"Alles in Ordnung?", fragte eine der Wachen, was mich spöttisch lachen ließ. Ohne zu antworten rannte ich weiter auf den Marktplatz. Erst an einem Stand voller Brote blieb ich stehen. Obwohl es so früh am Morgen war, herrschte hier ein reges Treiben. Unzählige Stände waren gefüllt mit allerlei Schnickschnack oder Lebensmitteln, die Verkäufer boten rufend ihre Wäre preis und viele Käufer liefen zwischen den bunten Planen und Holztischen umher.
Meine Gedanken konnten sich nicht auf die Schönheit der Szene konzentrieren, sie rasten durch meinen Kopf wie wildgewordene Eber und überrannten alle meine Überzeugungen. Wild fuhr ich erneut durch meine Haare und schob meine heruntergerutschte Brille wieder an ihren Platz, ehe ich über den Markt lief und in eine kleine Gasse. Jetzt musste ich erst einmal zur Ruhe kommen, ehe ich über alles nachdenken und ins Schloss zurückkehren konnte.
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Winterblume
FantasyAls Baylee mit ihrer Familie Urlaub in Alaska macht, findet sie den Weg in eine andere Welt, die ihr völlig fremd ist und in der sie Dinge über sich erfährt, die sie nie für möglich gehalten hätte. Sie begleitet ihre neue Freundin auf eine abenteuer...