ZWEI

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Als ich meine Augen wieder öffnete, brummte mein Schädel extrem und ich war beinahe gänzlich eingeschneit. Knurrend richtete ich mich auf und hielt mir den Kopf, bevor ich vorsichtig den Schnee von meinen Klamotten klopfte und mich erhob.

Ich sah mich nach der Angel um und durchwühlte sogar den Schnee um mich herum, doch ich fand die Angel nicht.

"Mist!", fluchte ich. Jetzt durfte ich die Angel auch noch bezahlen! Weiter vor mich hin fluchend machte ich mich auf den Weg weiter den Berg hinab. Doch seltsamerweise ging es gar nicht bergab. Verwirrt blieb ich wieder stehen und sah mich um. Tatsächlich: hinter mir ragte keinesfalls der Berg auf, der sich dort vor meinem Sturz noch befunden hatte. Stattdessen sah ich nur hohe Bäume und Schnee.

Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Das konnte doch nicht wahr sein! Ein Berg konnte nicht einfach so verschwinden! Was sollte ich jetzt tun? Mir rollten bereits die Tränen der Verzweiflung über die Wangen, die ich energisch wegwischte, als ich beschloss, einfach weiterzugehen. Wahrscheinlich hatte ich nur Halluzinationen bezüglich des Berges, und wenn ich weiter geradeaus ging, würde ich geradewegs nach Coldfoot kommen.

Also stapfte ich durch den beinahe kniehohen Schnee und ignorierte, dass dieser meine Hose durchnässte, bis mir so kalt war, dass ich stehen bleiben musste. Ich ließ mich auf einem Baumstumpf nieder und rieb meine kalten Hände aneinander, nachdem ich sie von den Handschuhen befreit hatte. Sie waren kalkbleich, nicht wie morgens gerötet. Ich schob es auf die längere Zeitspanne, die ich draußen verbracht hatte, aber ein komisches Gefühl machte sich in meiner Bauchgegend breit.

Ich griff mir an die Nase, doch diese war keinesfalls kalt, wie ich es erwartet hätte. Sie war erstaunlich warm, ebenso wie meine Wangen und meine Ohren. Verwirrt befühlte ich auch meine Oberschenkel, doch selbst die waren warm. Nur der Bereich, der von meinen Stiefeln bedeckt war, war eiskalt. Was lief bei mir falsch? Vielleicht war wirklich nicht Valentina das Marsmännchen, sondern ich.

Neugierig öffnete ich die Stiefel und wollte gerade heraus steigen, als hinter mir ein Knacken ertönte. Erschrocken wirbelte ich herum. Da stand jemand. Ein Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren, um genauer zu sein. Und sie hielt einen mittelalterlichen Bogen auf mich gerichtet.

"Ich komme in Frieden", presste ich unwillkürlich heraus und hätte mich im selben Moment für diesen filmreifen Spruch schlagen können.

"Hat Vaith dich geschickt?", knurrte sie, ohne den Bögen zu senken. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und antwortete: "Ich weiß nicht einmal, wer das ist." Sie lachte laut auf und senkte den Bogen. "Ja klar", meinte sie schließlich, "Er ist ja nur König der Sommerlande, aber du kennst ihn natürlich nicht." Wieder lachte sie, bis sie wohl merkte, dass ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, wovon sie redete.

"Vielleicht sollte ich mit dir zu König Byren gehen", murmelte sie wohl mehr zu sich selbst. Ich runzelte die Stirn und versuchte, diese vollkommen surreale Situation zu verstehen, als sie schließlich wieder zu mir sah und mit zusammengekniffenen Augen sagte: "Komm mit!"

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Es kommt reichlich spät, aber das ist mein Geburtstagsgeschenk für Hannah ❤️🎈🎉🎁 Nochmal alles Gute :)

WinterblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt