Abfahrt 1

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Als die ersten Sonnenstrahlen über Buenos Aires auftauchten, war Germán bereits schon wach, da er gestern vergessen hatte den Vorhang zu zuziehen. Behutsam drehte er sich um und lag nun Kopf an Kopf Angie gegenüber. Diese schlief noch tief und fest und zum ersten Mal seit langem sah Germán sie in ihrem wirklichen Zustand. Wahrscheinlich musste Angie die letzten Tage ihre tiefen dunkelblauen Augenringe mit Make-up bedeckt haben, denn jetzt gerade waren diese so müde und schlaff. Von den Augen huschte sein Blick zu ihren Haaren. Sie sah trotz der Müdigkeit immer noch so natürlich hübsch aus. Ihre langen sonst so ordentlich über die Schultern gelegte Haare, waren seit dem gestrigen Abend sehr wirr. Germán hob seine Handfläche langsam an und strich Angie behutsam über ihre Wangen. Er merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten und alles vor ihm verschwand. Wie hatte er nur so rücksichtslos handeln können? Warum hatte er nie auf sein Herz gehört. Jetzt war sie traurig und er konnte nichts Rückgängig machen. Er wollte nicht, dass sie seine Tränen sah, also drehte er sich vorsichtig auf die andere Seite. Doch dann merkte er, wie eine Hand über seinen Rücken fuhr, ganz sanft und fürsorglich. "Germán, was ist? Wieso weinst du?", fragte Angie leise. Germán drehte sich wieder zu ihr und diesmal waren sie sich viel zu nah. Verwirrt huschten seine Augen über ihr liebliches Gesicht. Diese grünen Augen, die so strahlten. "Ich habe daran gedacht, wieso ich es überhaupt zulassen konnte." "Von was redest du?", entgegnete Angie. "Es geht um dich. Und es wird immer um dich gehen, weil ich mir nie verzeihen kann, was ich dir angetan habe." Er merkte, wie Angie versuchte seinem Blick auszuweichen. Und ganz ehrlich er konnte ihr es nicht verübeln. "Du musst nicht antworten. Bitte, bleib einfach hier und verlass mich nicht!" "Das könnte ich niemals, Germán, und das weißt du!", lächelte sie ein wenig. „Aber jetzt müssen wir erstmal nach unten. Vilu fliegt dich heute los!", entgegnete Angie. In Gedanken fügte sie noch hinzu: „und muss mit ihm Weihnachten verbringen. Wie soll das funktionieren ohne Zwischenfälle?" Aber das lag jetzt vor ihr, also entschied sie sich fertig zu machen. German musste währenddessen wegschauen aber trotzdem hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Anschließend gingen beide nach unten und fingen schon mal an zu frühstücken. Laut kam im Radio „feliz navidad" und Angie wippte leicht mit. Verträumt, wie sie war saß sie da und schob sich ein Stück Toast in den Mund und schmiss sich den Meerrettich auf ihr Kleid. Fluchend entschuldigte sie sich bei Germán und ging nach oben, um sich umzuziehen. Sie kam aber nicht weit, denn von rechts öffnete sich die Tür, so dass Angie zurück stolperte und langsam das Gleichgewicht verlor. Sie merkte aber, wie eine Hand sie aufhielt und sie vor einer bösen Verletzung rettete. „Nichts zu danken. Ich rette dich gerne.", hörte sie Germán flüstern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 27, 2021 ⏰

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