level 26

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"Jungkook!"

Der Größere war vollkommen weggetreten und schien am Rande des Wahnsinns zu stehen. Nichts schien noch einen Sinn für ihn zu ergeben und er wusste nicht, was er tun sollte.

Er fuhr sich immer wieder aufgeregt mit den Händen durchs Haar, während er unverständliches Zeug vor sich her murmelte.

"Hey, Jungkook! Beruhige dich, hörst du mich?" Natürlich war das leichter gesagt, als getan.

Ich war aufgestanden, um ihn zurück in die Realität zu holen und ihn aus seinem Delirium zu befreien, doch nichts schien helfen zu wollen.

Die Flut an Informationen schien seinen Kopf so sehr in Anspruch genommen zu haben, dass er jeglichen Bezug zur Außenwelt verlor.

Es war schrecklich ihn auf diese Art und Weise zu sehen. Ich konnte ihn nicht sich selbst überlassen und abwarten, was geschah.

In seinen Gesichtszügen stand pure Qual geschrieben, die ich am liebsten sofort ausradiert hätte. Und obwohl seine Augen von den Tränen glänzten, schien er nicht einmal in der Lage zu sein, weinen zu können.

"Jungkook." Ich legte beide Hände auf sein Gesicht und zog es zu mir herunter. Seine Haut war so angenehm weich.

"Sieh mich an", bat ich ihn sanft. "Bitte sieh mich an."

Ich musste ihn irgendwie erreicht haben, denn sein leerer Ausdruck erfüllte sich langsam wieder mit Leben.

"M-minah", krächzte er plötzlich und konnte endlich seinen Tränen freien lauf lassen.

Ohne etwas darauf zu erwidern wischte ich über seine feuchten Wangen und legte meine Arme um seinen Hals, sodass sein Kopf auf meiner Schulter ruhte.

"Was soll ich nur machen?"

Mir fiel keine Antwort auf seine Frage ein, denn nichts was ich gesagt hätte, wäre irgendwie hilfreich oder aufmunternd gewesen.

Mein Herz lag mir schwer in der Brust, als ich sein Schluchzen hören konnte, ehe er mich ebenfalls zaghaft umschloss.

Ich konnte nicht mehr für ihn tun, als da zu sein und das war ein abscheuliches Gefühl. Noch nie hatte ich mich zuvor so nutzlos gefühlt, wie in diesem Moment.

Doch dann schob er mich auf einmal ruckartig von sich weg und machte wieder dieses verstörte Gesicht dabei.

"Du musst hier weg, Minah."

Bevor ich überhaupt auf seinen plötzlichen Sinneswandel reagieren konnte, packte er mich auch schon am Oberarm und zog mich in die Richtung seiner Haustür, wo meine Tasche griffbereit lag.

"Yah, lass mich los!", fauchte ich genervt.

Ohne mich zu beachten öffnete er seine Tür und wollte mich rausschmeißen, doch ich knallte die Tür einfach wieder zu und sah Jeon Jungkook zum aller ersten Mal wirklich zornig.

"Was soll das?!", brüllte er mir ins Gesicht. "Verstehst du nicht was hier abgeht, Minah? Hast du eigentlich eine Ahnung wie Angst ich habe, dass dir jemand etwas antut? Was soll ich machen, wenn du meinetwegen verletzt wirst? Ich Idiot hätte nie nach Seoul zurückkommen sollen! Ich hätte einfach-"

Bevor er mit den Unsinn, den er von sich gab, fortführen konnte, verpasste ich dem Größeren eine deftige Ohrfeige, die ihn scheinbar so überraschte, dass er endlich seine Klappe hielt.

"Tut mir wirklich leid, dass ich dich geschlagen habe, aber du bist eben echt durchgedreht", sagte ich, als er sich an seine gerötete Wange fasste und mich voller Fassungslosigkeit musterte.

valiant • j.jkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt