Kapitel 3

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Herbst 2013
Es waren zwei Tage seit meinem Zusammenbruch vor Scarlett und ChrisE vergangen und mal abgesehen, dass Scarlett mehr Zeit mit mir verbrachte und mich kaum aus den Augen ließ war nicht viel geschehen. 
ChrisE behandelte mich nahezu wie vorher. Scarlett, aber stand morgens mit mir auf, stellte sicher, dass ich frühstücken und zu Mittag aß. Sie passte auf, dass ich meinen Schulaufgaben machte, früh genug ins Bett ging und so weiter. 
Während alledem erinnerte sie mich regelmäßig, dass der Tod meiner Mutter nicht meine Schuld war und, dass ich mir nicht die Schuld geben sollte. 
Ich war ihr zwar dankbar, dass sie es versuchte, aber ich wusste schon lange genug, dass es meine Schuld war. Sie hatte einfach nur Mitleid mit mir, nicht mehr. 
"Lottie. Baby. Ich bin's Scarlett. Bist du bereit für den Tag." Die fröhliche Stimme der Blondine erklang vor meinem Wohnwagen. Ich öffnete die Tür und schenkte der Blondine ein leichtes Lächeln. 
"Guten Morgen Baby. Hast du gut geschlafen? Du siehst müde aus." Ich nickte kurz. 
"Okay. Lass uns frühstücken." Ich nickte und gemeinsam gingen wir zum Aufenthaltsraum, wo Scarlett mir befall mich hinzusetzen, während sie Frühstück machte. 
"Ich kann dir helfen." Aber sie schüttelte nur den Kopf, während sie anfing Rührei zu machen. 
Zehn Minuten später stellte sie eine Portion Rührei vor mich und eine andere für sich auf den Tisch.
"Du weißt schon, dass wir uns auch essen am Buffet holen können." Sagte ich, während ich uns Wasser einschüttete. 
"Ja aber das ist bei weitem nicht nahrhaft genug für dich. Besonders da du nicht genug isst." Ich zuckte leicht zusammen. 
"Tut mir…" "Nein entschuldige dich nicht dafür. Es ist vollkommen in Ordnung und jetzt iss." Ich nickte und begann das Rührei zu essen.
Es war echt gut, aber viel zu viel für mich. 
"Ich kann nicht mehr." Sie seufzte und nickte leicht. 
"Okay." Nachdem sie aufgegessen hatte, räumten wir zusammen auf.
"Komm du musst zum Make Up." Im Hair und Make Up Wagen begannen die Artists sofort mich für die nächste Szene zurecht zu machen, während Scarlett Smalltalk mit mir führte. Das heißt, sie versuchte es, aber ich gab einfach nur kurze und einsilbige Antworten. 
Ich folgte ihr zum Set, wo wir mit dem Dreh begannen.
"Komm Baby. Es ist Zeit zum Mittagessen." Liz zog mich mit sich zum Buffet. 
Am Buffet war schon der Rest des Casts versammelt. Sie waren am essen, diskutieren und lachen. Verdammt laut. ChrisH winkte uns zu und wir kamen näher. 
"Hey." Sagte ich schnell in die Runde. Die meisten grüßten zurück bevor sie wieder ihren Gesprächen nach gingen. Scarlett die ich seit heute morgen nicht gesehen hatte, aber kam auf mich zu und umarmte mich. 
"Hey Baby." Sie küsste mich auf den Haaransatz, ich lächelte und lehnte mich an sie. 
"Komm was willst du essen?" Fragte sie. Ich ließ meinen Blick über das Essen schweifen bevor ich mich entschied zwei Pizzastücke zu nehmen. 
"Das ist ein bisschen wenig." Seufzte Scarlett neben mir, aber ich zuckte mir mit den Schultern. Scarlett seufzte nur bevor sie mich mit zu einem der Tische zog. An dem bereits Liz, Aaron und Robert saßen. Ich begann zu essen, während die Erwachsenen sich unterhielten. 
Als ich das erste Stück gegessen hatte, begann mein Magen weh zu tun. Ich war absolut nicht gewohnt soviel auf so kurze Zeit zu essen. Heute morgen das Rührei, jetzt die Pizza.
"Lottie. Da war übrigens vorhin ein Mann, der mir dir reden wollte." Sagte Aaron nun.
"Ein Mann?" Fragte ich. Mein Magen drehte sich um. Ich kannte nicht gerade viele Menschen. Vor allem niemanden der einfach vorbeikommen würde. Niemanden außer meinem Vater.
"Ja. Ende Vierzig. Dunkles Haar." Sagte er bevor weiter aß. 
Das schlechte Gefühl in meinem Magen nahm zu. Natürlich musste er heute vorbeikommen. Heute. Ich seufzte. Heute vor fünf Jahren war meine Mutter umgekommen und bis jetzt war er jedes Jahr zu mir zurückgekommen um mich zu 'besuchen'. 
"Oh. Wahrscheinlich mein Vater." Murmelte ich und stand auf, besser ich brachte das schnell hinter mich.
"Alles okay?" Ich nickte und verschwand in Richtung der Wohnwagen. Wahrscheinlich würde er da auf mich warten, denn schließlich hatten wir da Privatsphäre.
Als ich an meinem Wagen ankam klopfte ich kurz bevor ich den Wagen betrat. 
"Charlotte." Mein Vater. Er saß auf dem Stuhl an meinem kleinen Tisch und sah mich an. 
"Vater." Antwortete ich, bevor ich die Tür hinter mir schloss. 
Jetzt da wir an einem geschlossenen Raum waren, roch ich den Gestank. Fast Food. Alkohol. Schweiß. 
Vor allem Alkohol. 
Beim nähertreten sah ich die Wodkaflasche auf dem Tisch. Schon halbleer.
Er griff nach meinem Oberarm und zog mich mit sich. Durch seine ruckartige Bewegung stieß ich mit dem Kopf gegen eines der Regale.
Ich stieß einen Schmerzenslaut aus. "Heul nicht rum." 
Er stieß mich gegen die Tür zum kleinen Schlafzimmer. 
"Es ist deine Schuld. Wenn du nicht so ein undankbares Miststück wärst, wäre meine Frau noch am Leben." 
Ein stechender Schmerz auf meiner Wange verriet mir, dass er mich geschlagen hat.  Ich spürte wie ich erneut zusammen zuckte. Diesmal kam der Schmerz aus meiner Bauchregion. Er hat mich in den Bauch geschlagen. Ich beugte mich nach vorne um den Schmerz auszuhalten. 
"Du verdienst es. Du bist eine Mörderin, du hast sie getötet." Seine Stimme wurde lauter und die Schläge nahmen an Intensität zu. 
"Bitte stop." Bettelte ich. "Es tut mir leid. Bitte." Heiße, salzige Tränen liefen über meine Wangen.
Der Mann vor mir mit seinen schwarzen Augen lachte nur, aber hörte nicht auf. 
"Du bist schuld." Auch ihm liefen Tränen über die Wangen. Sein Atem roch nach Alkohol und jetzt kam er meinem Gesicht noch näher.
"Und du siehst auch noch genauso aus wie sie." Ein Schluchzen brach aus ihm heraus. 
Genau wie jedes Jahr. Erst war er nur betrunken und wütend. Dann war er betrunken, wütend und traurig, am Ende nur noch traurig. 
Aber bei allen Gefühlen war er aggressiv und wenn er aggressiv war, tat er mir war. 
"Du bist schuld." Schrie er mich an.
Ich schloss die Augen und wartete einfach ab. Zwei weitere Schläge in meinen Bauchraum, eine weitere Ohrfeige. Ein wutentbrannter Schrei, darüber was ich getan habe. 
Seine Hände begannen meinen Pullover hochzuschieben. 
"Nein. Bitte nicht." Erst einmal hatte er mich angefasst. Genau heute vor einem Jahr. Er war in der gleichen Stimmung wie jetzt. Traurig und zugleich wütend. Er hatte etwas von meiner Mutter gefasselt bevor er mich auf mein Bett gestoßen hatte. 
Seine langen kalten Finger schoben sich unter meinen Pullover und entkleideten mich vollends. 
"Du siehst genauso aus wie sie." 
Mein Pulli flog zur Seite. Sein Gesicht näherte sich meinem, seine Lippen lagen schon fast auf meinen als jemand an die Tür klopfte. 
"Lottie? Alles okay? Wir haben jemand schreien gehört." Scarlett. Ich schloss meine Augen. Jetzt würde es nur noch schlimmer werden. Jetzt würden sie erfahren, was ich wirlixh verdiente. Mein Vater presste mir seine Hand auf den Mund.
"Lottie?" Scarlett's Stimme erklang wieder. Die Tränen liefen immer noch über meine Wangen. 
"Charlotte? Mach doch bitte  die Tür auf" Scarlett's Stimme klang eindringlich. "Sag ihr, dass alles in Ordnung ist." Fuhr mein Vater mich an, er ließ die Hand auf meinem Mund weggleiten. 
"Es ist alles in Ordnung, Scarlett." Murmelte ich, aber meine Stimme zitterte, weswegen sie anscheinend nicht beruhigt hatte.
"Charlotte. Mach auf oder ich gehe die Jungs holen um die Tür einzutreten." Ich reagierte nicht, da die Hand meines Vaters wieder auf meinem Gesicht lag. Mein ganzer Körper war am zittern. Scarlett schien wirklich jemand geholt zu haben, denn nur wenige Sekunden später begann jemand an meiner Tür zu ruckeln. 
"Lottie. Ich komme jetzt rein." ChrisE stand vor meiner Tür.
Ich hörte wie jemand sich gegen die Tür warf und sie anfing zu knarzen. Mein Vater war erstarrt. Er bewegte sich keinen Millimeter. Die Angst und Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. 
Es krachte und die Tür brach ein. ChrisE stolperte hinterher. Scarlett direkt dahinter.
Beide sahen mich und meinen Vater an. Nach einigen Sekunden des Schocks schienen sie sich gefasst zu haben. Denn Chris meinen Vater von mir weg, was dazu führte, dass ich auf dem Boden landete.
"Lottie. Baby. Alles wird gut." Scarlett kniete sich neben mich. Sie zog mir den Pulli der neben ihr auf dem Boden lag wieder an, wofür ich dankbar war, denn jetzt hatten auch die anderen mitbekommen, dass etwas nicht stimmte und kamen angelaufen. 
"Es ist ihre Schuld. Sie verdient es." Hörte ich meinen Vater von draußen schreien. 
Scarlett zog mich in ihre Arme. Ihre Hände fuhren sanft und liebevoll durch meine Haare. 
"Was ist passiert?" Hörte ich Lizzi fragen aber sie bekam keine Antwort. 
Ich schloss meine Augen und versuchte auszublenden was gerade passierte und alle Erinnerungen hieran zu löschen.
"Es ist okay baby. Ich bin hier. Du bist sicher." Scarlett wisperte in meine Haare. 
"Lottie. Alles wird gut. Ich hab die Polizei gerufen. Dein Vater wird dir nie wieder wehtun können." ChrisH hockte sich vor mir und Scarlett hin und ich nickte ein wenig.
"Komm lass uns etwas Tee trinken gehen." Murmelte Scarlett als sie mir hoch half. 
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1507 Worte

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