I'm here!

Kapitel 6

Winter 2013
Drei Wochen waren seitdem vergangen
und jetzt saß ich auf der Couch in Scarletts Apartment in New York City. Unser Flug war erst gegen siebzehn Uhr gelandet und jetzt um neunzehn Uhr saß ich auf der Couch, nachdem man mir gesagt hatte, dass ich warten sollte, während sie das Abendessen vorbereitete. 
"Baby. Die Nudeln sind fast fertig, wenn du willst, komm in die Küche." Ich drehte den Kopf und sah Scarlett in der Küche. Sie stand mit dem Rücken zu mir.
Ihre blonden Haare waren in einem Dutt zusammengefasst und sie trug einen großen, weißen Pulli. 
Ich stand auf und ging zur Küche. 
"Kann ich irgendwie helfen?" Fragte ich, während ich mich umschaute um eine Aufgabe für mich zu finden.
"Nein. Alles gut setze dich einfach hin und warte. Ich dachte wir könnten morgen ein paar Sachen für dein Zimmer und die Schule kaufen gehen." Sagte Scarlett und ich nickte zögerlich.
"Okay. Aber du musst kein Geld für mich ausgeben. Ich meine ich habe alles was ich brauche." Sagte ich schnell und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. 
"Lottie. Deine Schuhe sind ungefähr zwei Nummern zu klein, du hast keine Schulsachen für deine neue Schule hier und kaum Kleidung. Wir müssen einkaufen gehen." Sagte Scarlett und ich zuckte mit den Schultern, aber sie lächelte nur. Sie drehte sich um und stellte den Topf mit Nudeln auf den Tisch, bevor sie zwei Teller und Besteck auf den Tisch stellte.
"Was willst du trinken? Wir habe Wasser und Apfelsaft." 
"Wasser bitte." Sie nickte und schüttete mir Wasser ein.
"Guten Appetit." Sie lächelte und wir begannen zu essen. Auch wenn es nur ein simples Gericht war, war es lecker und definitiv besser als alles was ich jemals zu Hause bekommen hätte. 
"Was hältst du davon nach dem Essen einen Film zu schauen?" Ich nickte nur kurz, aber gab ihr keine genaue Antwort. 
Sie seufzte nur, aber nickte schließlich  
"Was hältst du davon einen deiner alten Filme zu gucken? Du weißt schon die in denen du als Kind mitgespielt hast?" Sagte sie und grinste.
"Okay. Wenn du willst." Sie lachte laut auf. 
"Die meisten Schauspieler wollen ihre Filme nicht sehen."
"Naja ich hab sie mal von der Premiere abgesehen noch nie gesehen." 
"Was echt? Dann müssen wir die ja sehen." Sagte sie, ihr Gesichtsausdruck wirkte leicht geschockt. 
"Also welche Filme waren das? 'The last Mimzy' und 'The Legend of Longwood'. Richtig?" 
Ich nickte während ich weiter aß. Scarlett war inzwischen schon fertig und wartete auf mich. 
Aber so langsam wurde auch ich satt.
"Ich bin voll." Murmelte ich und Scarlett nickte, aber ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht zufrieden war und sich wünschte ich würde mehr essen.
"Ok ich Räume auf. Setz du dich doch schon mal rüber und schalte den Fernseher ein und such den Film heraus." 
"Kay." Ich stand auf und setzte mich hin, wo ich den Fernseher anschaltete und den Film raussuchte. 
"Guck was ich gefunden habe." Scarlett setzte sich neben mich und stellte zwei Schalen Süßigkeiten auf den Tisch, wo ebenfalls auch unsere Gläser standen.
"Also lass uns anfangen." Ich lehnte mich zurück und schaute den Film. Immer mal wieder musste ich leise lachen, als ich mich erinnerte wie wir die verschiedenen Szenen gefilmt hatten.
"Danke, dass wir den Film geguckt haben." Sagte ich und lächelte die ältere Frau an.
"Komm bringen wir dich ins Bett." Sagte sie und gab mir ein schrägen Lächeln. Ich nickte nur, stand auf und folgte ihr zum Gästezimmer im oberen Stockwerk. 
"Das ist dein Zimmer. Morgen gehen wir einkaufen, aber wenn du heute noch was brauchst, sag Bescheid." Ich nickte nur und lächelte kurz. 
"Danke." Scarlett lächelte zurück, umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Gute Nacht." Wünschte ich noch leise, bevor ich die Tür schloss.
Ich öffnete den Koffer und zog meinen Schlafanzug hervor. Ich schlüpfte in den dunkelblauen Schlafanzug und schlüpfte unter meine Bettdecke.
Erschöpft schloss ich meine Augen und innerhalb von kurzer Zeit spürte ich wie ich immer müder wurde, bevor ich einschlief.
Durch ein "Guten Morgen." Wachte ich auf. Scarlett stand neben meinem Bett und schüttelte mich sanft wach. 
“Morgen.” Murmelte ich zurück noch viel zu müde um wirklich mitzubekommen was los war. 
“Komm Lottie, du musst aufstehen. Wir haben heute viel zu tun.” Ich seufzte, aber stand auf und fing an mich fertig zu machen. 
Unten in der Küche wartete Scarlett mit Frühstück auf mich. Komplett angezogen, geschminkt und vor allem vollkommen wach.
“Wenn wir gegessen haben, gehen wir shoppen. Du brauchst neue Kleidung und ein paar Sachen für die Schule und natürlich wenn du willst Sachen für dein Zimmer.” Ich nickte nur während ich den Kakao, den sie mir hingestellt hatte, trank. Scarlett reichte mir eine Schale Porridge mit Früchten, die ich lächelnd entgegennahm während sie sich setzte und ebenfalls begann zu essen. 
“Ich denke wir sollten zuerst darein.” Sagte sie vierzig Minuten später, als wir in der Mall standen. Ich folgte ihrem Blick zu H&M und nickte einfach nur kurz. Hauptsache das hier ist bald zu Ende. 
“Was hälst du davon?” Sie hielt einen dunkelblauen Pullover hoch und ich war zumindestens dankbar, dass sie mir nicht ein Kleid vorschlug. “Ja. Ist ganz hübsch.” Sie seufzte, aber nickte.
“Warum gehst du nicht mal alleine herum und suchst dir Dinge aus, die du magst? Wenn du zurückkommst möchte ich mindestens fünf Teile sehen, die deinem Stil entsprechen.” 
“Okay.” ich ging also los und durchkämmte den Laden nur um am Ende mit drei Pullovern, zwei schwarze mit weißem Aufdruck und einem dunkelblauen, und einem Karohemd wieder bei Scarlett anzukommen. 
Sie nickte und begann sofort Sachen in meinem Stil heraus zu suchen und dabei war sie verdammt zielsicher. Jedes der Teile, das sie mir zeigte, gefiel mir. 
“Okay dann noch Schuhe und Schulsachen.” Sagte die Blondine und zog mich zur Kasse, wo sie bezahlte und sofort fühlte ich mich schlecht.
“Ich gebe dir das Geld wieder.” Versprach ich sofort, aber sie schüttelte den Kopf und lächelte. “Du bist jetzt offiziell meine Tochter, also hör auf dir Gedanken zu machen.”
Ich nickte nur, aber kaute auf meiner Unterlippe herum.
“Also komm wir gehen jetzt da rein."
Ich folgte ihr ein einen Schreibwarenläden, wo ich mir neben dutzend Stiften, auch noch Blöcke und Hefte aussuchen sollte.
"Die brauchst du wenn du zurück in die Schule gehst." 
Denn anscheinend würde ich in ein paar Tagen hier in New York in eine neue Schule gehen. Eine neue Schule mit neuen Lehrern und Mitschülern. Ich hatte versucht Scarlett zu überreden mich langfristig zuhause zu unterrichten, aber sie war dagegen. 'Du brauchst normale Freunde in deinem Alter.' War ihr Argument und danach ließ sie nicht mehr mit sich diskutieren.
Inzwischen waren wir wieder in ihrer Wohnung, wo ich aktuell auf meinem Bett lag und versuchte einzuschlafen. Morgen würden wir mein Zimmer dekorieren und da wir lange unterwegs gewesen waren, hatte Scarlett mich früh ins Bett geschickt, aber ich konnte einfach nicht schlafen. Unruhig wälzte ich mich hin und her, versuchte mich zu entspannen, Schafe zu zählen, aber nichts half. Nach einer ganzen Weile des unruhigen Herumwälzens stand ich auf um mir etwas zu trinken besorgen. 
"Lottie? Warum bist du noch wach?" Scarlett war anscheinend auch noch wach, denn sie saß am Küchentisch über einige Akten gebeugt. "Kann nicht schlafen." Murmelte ich, während ich mir ein Glas Wasser einschüttete und trank.
"Warum nicht?" Sie hatte die Akten zu geklappt und ihre volle Aufmerksamkeit lag jetzt auf mir. Ich zuckte mit den Schultern und stellte das Glas in die Spüle.
"Komm ich bring dich wieder ins Bett." Sagte Scarlett und zog mich sanft zurück in mein Zimmer, wo sie neben mich ins Bett stieg und mir sanft durch die Haare fuhr. 
"Mach die Augen zu, Baby." Murmelte sie, ihre langen Finger kratzten sanft über meine Kopfhaut, mein Kopf lag so nah an ihrer Brust, dass ich ihren Herzschlag hören konnte und langsam, aber sicher lullte mich der Rhythmus in den Schlaf. 
"Gute Nacht." Hörte ich Scarlett noch wispern, kurz spürte ich noch ihre Lippen auf meiner Stirn und schlief ein.

*Scarletts P.o.V.* 
Ich betrachtete das schlafende Kind in meinen Arm.
Ihre Haare waren offen und fielen rund um ihr Gesicht. Ihr Atem ging sanft und ruhig  
Während ich sie betrachtete, dachte ich an die Akte die ich eben gelesen hatte.
Es war eine Empfehlung des Jugendamts gewesen Lottie zu einem Kinderpsychologen zu schicken, bevor der Prozess begann, damit sie in der Lage war auszusagen und nicht wieder zu machte. 
Sie würde es hassen, aber vielleicht würde es ihr wirklich helfen. Vielleicht würde sie besser schlafen können und weniger Angst haben etwas falsch zu machen.
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