Winter 2013
"Lottie. Wir müssen los." Schallte Scarletts Stimme aus der unteren Etage zu mir. Ich seufzte. Scarlett hatte nicht mit sich reden lassen, sie hatte entschieden mich zu einem Psychologen zu schicken und hatte den ersten Termin für heute gemacht. Ich hatte gebettelt und alles versucht, dass ich nicht gehen musste, aber es hatte alles nichts gebracht. Heute war meine erste Therapiesitzung und ich hatte absolut keine Lust darauf. Wie sollte ich denn einer völlig fremden Person alles erzählen, was in meiner Vergangenheit vor sich gegangen ist, wenn ich es nichtmals schaffte mit jemanden den ich gut kannte und vertraute wie Scarlett darüber zu reden.
"Lottie. Komm jetzt." Die Blondine stand im Rahmen meiner Zimmertür. "Muss ich wirklich gehen?" Fragte ich und drehte mich zu ihr um.
"Ja musst du also komm jetzt." Ich seufzte und folgte ihr die Treppe herunter, stieg ins Auto vor der Tür.
"Es wird schon nicht so schlimm werden. Die Ärztin soll wirklich gut sein und wenn es wirklich gar nicht geht, musst du auch nicht wieder hin, aber gib ihr wenigstens eine Chance." Ich nickte, auch wenn ich ganz sicher nicht vor hatte mit der Ärztin zu reden.
"Lottie. Ich meins ernst." Ich seufzte, aber nickte noch einmal.
"Okay. Ich verspreche es." Sagte ich und lächelte die Blondine sanft an, die zurück lächelte.
"Willst du für den Rest der Fahrt das Radio anschalten und Musik hören?" Ich nickte und schaltete das Radio ein, wechselte den Sender einige male bis ich zu meiner Freunde einen fand der Taylor Swift spielte. Hey Stephen. Eins meiner Lieblingslieder weswegen ich sofort anfing mit zu summen.
"Du singst gerne oder?" Ich nickte und mein kleines Lächeln verwandelte sich in ein Strahlen.
"Ja. Vor allem Lieder von Taylor. Sie ist meine absolute Lieblingssängerin." Scarlett lächelte. "Wir können sicher mal zu einem ihrer Konzerte gehen." Ich strahlte sie an.
"Das wäre toll." Sie grinste nur zurück.
"Hast du mal darüber nachgedacht Musik zu machen?" Ich schüttelte den Kopf.
"Ne noch nicht. Warum?" "Weil du gut singen kannst und es dir anscheinend Spaß macht." Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Wir sind da." Sagte Scarlett und ich seufzte, aber folgte ihr aus dem Auto in das Bürogebäude. Im siebten Stock fanden wir die Praxis vor.
Wir warteten am Eingangsschalter wo Scarlett mich anmeldete.
"Charlotte Johansson." Ich zuckte kurz zusammen, denn bisher war ich überall Charlotte Young gewesen.
"Uhm hier." Ich hob meine Hand und lächelte die Frau an. Sie hatte dunkelbraunes, schulterlanges Haar und trug eine Hornbrille.
Sie sah nett aus, ihre Gesichtszüge zeigten, dass sie viel lächelte.
"Folgst du mir bitte." Ich nickte, aber sah nochmal zu Scarlett.
"Ich werde hier warten." Sagte sie und drückte meine Hand kurz.
"Kay." Ich folgte der Ärztin in ihr Behandlungszimmer. Es war ein kleiner Raum, die Wand war in einem hellen Gelb gestrichen. In der Mitte des Raumes stand ein großer, hölzerner Tisch auf dessen einer Seite ein Schreibtischstuhl stand, auf der anderen zwei Stühle.
"Setz dich bitte." Ich nickte und setzte mich auf den einen Stuhl. Sie nahm mir gegenüber Platz und schüttete sich ein Glas Wasser ein.
"Möchtest du auch?" Ich nickte und sie reichte mir ein Glas Wasser und stellte eine Schale Kekse in die Mitte des Tisches.
"Also mein Name ist Maria. Du kannst mich gerne bei meinem Vornamen nennen."
"Okay." Die Frau lächelte mich immer noch an.
"Also ich verstehe, dass du nicht ganz freiwillig hier bist, aber ich hoffe dennoch, dass wir uns gut verstehen werden."
Ich nickte wieder nur, anstatt irgendwas zu sagen.
"Willst du mir vielleicht etwas über dich erzählen? Einfach irgendetwas, es muss nicht über deine Kindheit sein." Ich zögerte, aber nickte.
"Uhm ja. Also ich bin 13 und arbeite seit ich klein bin als Schauspielerin." Ich stockte. Die Frau aber nickte nur und lächelte.
"Okay. Was machst du gerne in deiner Freizeit?" "Lesen, Taylor Swift Musik hören." Die Frau lachte leise.
"Hmm. Ich verstehe." Sie schien nachzudenken, aber ihr schien eine weitere Frage einzufallen.
"Wie gefällt es dir bei Scarlett zu wohnen?" Ich zögerte kurz. "Sie ist sehr nett und sie kann gut kochen." Begann ich langsam, aber sie wartete einfach nur, bis ich weiter redete.
"Uhm und sie kümmert sich gut um mich. Sie hat mich vor ein paar Tagen mit shoppen genommen und mir jede Menge neue Kleidung gekauft." Die Frau nickte und schenkte mir ein warmes Lächeln.
"Uh shoppen. Das klingt spaßig. Hat es dir Spaß gemacht?" Ihre Augen glitzernden ein bisschen.
"Ich denke schon." Sagte ich langsam und zuckte mit den Schultern.
Die Frau nickte und notierte sich etwas.
"Möchtest du mir vielleicht sagen, warum es dir nicht so richtig Spaß gemacht hat?" Ich zögerte, aber nickte. Immerhin hat ich Scarlett versprochen der Ärztin eine Chance zu geben und irgendwo musste ich ja anfangen, alles zu erklären.
"Ich weiß nicht. Es war einfach so voll und laut. Denk ich." Sie nickte, aber sagte nichts.
"Ich hatte die ganze Zeit Angst, aber ich weiß nicht mal worum. Es war einfach nur so als würde ich die ganze Zeit beobachtet werden." Versuchte ich meine Gefühle in Worte zu fassen, aber es wollte mir nicht so richtig gelingen.
"Ich weiß nicht. Es ist zu schwierig in Worte zu fassen." Sie nickte und lächelte.
"Ist schon in Ordnung." Meinte sie und notierte wieder etwas. Ich nickte und zögerte kurz.
"Wir hätten noch gut fünf Minuten, wenn du willst würde ich jetzt Scarlett reinholen um einige Sachen mit ihr zu besprechen." Ich nickte und sie stand mit einem Lächeln auf. Lächelte sie denn die ganze Zeit. Ich schloss meine Finger um das kalte Glas Wasser und nahm einige Schlucke vom Wasser um mich selbst zu beruhigen.
"Hey Lottie." Sagte Scarlett und setzte sich neben mich. Ich lächelte kurz bevor ich meinen Blick wieder senkte. "Hey." Murmelte ich sanft zurück. Nachdem ich das Glas abgestellt hatte, legte ich meine Hand zurück auf meinen Schoß. Scarlett legte ihre Hand auf meine und drückte sie sanft.
"Also Charlotte und ich haben uns ein wenig unterhalten." Sagte die Ärztin und lächelte.
"Und ich muss sagen, dass ich es gut fände wenn wir uns wiedersehen würden, aber natürlich nur wenn du das auch willst." Sagte sie an mich gerichtet.
"Ja, ich denke, das wäre okay." Murmelte ich.
"Okay. Ist es okay für dich wenn ich Scarlett erzähle worüber wir geredet haben? Du kannst mich jederzeit stoppen und ich werde auch nicht ins Detail gehen. Es gibt nur eins, zwei Dinge, die ich gerne mit Scarlett besprechen würde." "Ja das ist okay für mich."
Letztendlich würde ich ja irgendwann eh mit Scarlett über alles reden, also ist es ja eh egal.
"Also Charlotte hat mit erzählt, dass sie sich beim shoppen unwohl gefühlt hat, da sie das Gefühl hatte angestarrt zu werden." Ich spürte den Blick von Scarlett auf mir liegen, während ich meinen wieder senkte.
"Wirklich? Warum hast du mir nichts gesagt?" Fragte sie, aber schüttelte sofort den Kopf.
"Entschuldigung, das hätte ich nicht fragen sollen, aber bitte wenn du dich mit irgendetwas unwohl fühlst, sag mir Bescheid. Ich werde alles tun um dir zu helfen." Ich nickte kurz, aber sah ihr nicht in die Augen.
"Ich habe eine Vermutung, aber kann natürlich nichts genaues sagen, ich vermute, dass Charlotte an einer sozialen Angststörung leidet." Ich zuckte zusammen. Hatte ich wirklich eine Angststörung? War ich wirklich so kaputt? In meinem Kopf rasten zehntausende Gedanken herum und keinen davon konnte ich auch nur ansatzweise greifen.
"Lottie alles okay?" Ich nickte kurz, aber Scarlett schien mir nicht ganz zu glauben, denn sie schaute mich weiterhin an und behielt mich genau im Auge.
"Ja alles gut." Versuchte ich nochmal sie zu beruhigen. Sie nickte nur kurz, aber schien nicht wirklich beruhigt.
"Okay. Dann wäre das alles für heute. Wenn ihr einen weiteren Termin machen wollt, meldet euch am Eingangsschalter und macht einen weiteren Termin okay?" Ich nickte und nachdem wir uns verabschiedet hatten und einen nächsten Termin verabredet hatten saßen Scarlett und ich im Auto zurück. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe und starrte heraus. Das Radio lief wieder, aber keiner von uns redete.
Zurück in der Wohnung aßen wir noch zu Abend bevor ich mich in mein Zimmer zurück zog. Scarlett hatte zwar versucht mich zum Reden zu animieren, aber ich war absolut nicht in der Stimmung und verschwand in meinem Zimmer, wo ich mich sofort ins Bett legte und einschlief.
"Charlotte. Wo bist du?" Ich hörte seine Schritte auf dem Gang zu meinem Zimmer. Zitternd zog ich meine Decke höher und rutschte noch enger in die Ecke. "Charlotte." Ich schloss die Augen und zog meinen kleinen braunen Bär enger an mich. Die hellblaue Decke hatte ich mittlerweile bis weit über meinen Kopf gezogen und meinen Körper war eng in die Ecke gepresst.
"Charlotte. Ich komme jetzt zu dir." Seine Stimme war schneidend und ich hörte die Bodendielen vor meiner Tür knarzen und dann schwang die Tür auf.
"Du dummes Ding. Denkst du wirklich, dass du dich unter der Decke verstecken kannst."
Meine Decke. Mein letzter Schutzschild wurde plötzlich von mir gerissen. Ich klammerte mich an meinem Teddy fest und schloss die Augen.
"Es ist deine Schuld." Der erste Schlag kam und bevor ich irgendwas tun konnte kam schon der zweite.
Ich benutze meinen Teddy um meine Tränen zu verstecken, aber nichts half. Immer wieder kamen Schläge auf mich zu, bis er irgendwann die Lust verlor. Er griff nach seiner Flasche und trank sie aus, bevor er sie auf meinem Kopf zerschellen ließ.
Ich schrie auf und dann "Lottie..." "Lottie... Wach auf."
Ich saß gerade und schnappte nach Luft. Die Tränen liefen immer noch über meine Wangen. Scarlett saß auf dem Bett vor mir und ich versuchte mich zu beruhigen, aber nichts klappte.
"Baby du musst atmen. Ein.... Aus.... Ein.... Aus.... Das machst du gut. Einfach weiter so." Sie zog mich in ihre Arme und wiegte mich hin und her. "Baby alles ist okay. Ich bin hier und verspreche dir, dass du hier sicher bist." Ich nickte und vergrub meinen Kopf in ihrem Nacken.
Sie fuhr mit ihrer Hand durch meine Haare und wiegte mich sanft hin und her, wisperte sanfte, liebevolle Worte in mein Ohren.
"Danke." Murmelte ich in ihren Nacken.
"Komm Baby. Lass uns dich wieder ins Bett bringen. Ich verspreche ich bleibe bei dir."
Ich schüttelte meinen Kopf, aber sie nickte nur sanft, bevor sie mich zurück ins Bett schob.
"Alles gut. Ich werde dich nicht alleine lassen. Mach die Augen zu." Ich seufzte aber nickte und kuschelte mich an sie ran.
Sie hatte ihre Arme um mich geschlungen und ich schloss meine Augen.
"Gute Nacht." Murmelte ich und ich hörte sie zurück wispern.
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1.765 Wörter
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I'm here!
FanfictionCharlotte Young, eine dreizehnjährige Schauspielerin, lebt den Traum eines jeden Kindes. Sie ist eine bekannte Schauspielerin und wurde für einen Charakter im MCU gecastet. Ihr Leben scheint perfekt, aber ist es wirklich?