Traitor

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Taehyung POV:

Der Tag startete wie jeder andere, und ich konnte mich nicht wirklich darüber beschweren. Dank meines Managers hatte ich es ja relativ einfach als Idol. Seokjin Hyung hatte es damals akzeptiert, dass ich mich größtenteils aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollte. Natürlich hätte er mich auch dazu zwingen können, immerhin hatte ich einen gültigen Vertrag mit unserem Label, doch er hatte sich für mich eingesetzt, und dafür werde ich ihm wohl ewig dankbar sein. "Tae? Hast du kurz Zeit?" fragte mein bester Freund mich, als er an meiner Tür geklopft hatte. "Klar." gab ich nur zurück, denn ich hatte gerade sowieso nicht viel zu tun.

Hier und da schrieb ich ein paar Lyrics, die sich am Ende sowieso wieder alle um meinen toten Engel drehten. Unterschwellig handelte jeder Song, sei es eine Ballade oder eine etwas fröhlichere Nummer, um ihn. Denn ich verband nicht nur die traurigen Momente meines Lebens mit ihm, nein. Jeongguk hatte mir gezeigt, wie schön das Leben sein konnte. Und auch das schrieb ich nieder, verarbeitete meine Erinnerungen an ihn in meinen Songs. Wie sehr mein Herz sich nach seiner Nähe sehnte. Jimin kam rein und setzte sich neben mich auf mein Bett, schien kurz nach den richtigen Worten zu suchen. "Ich glaube, Yoongi betrügt mich." sprach er einfach frei heraus, und ich würde ja gerne sagen, dass ich überrascht war, doch leider hatte ich diesen Verdacht auch schon.

"Du sagst nichts dazu? Oh Gott, ist es so offensichtlich?" schlug mein bester Freund sich die Hände vor sein Gesicht, und ich griff direkt nach diesen, um ihn von weinen abzuhalten. "Nein, es ist nicht offensichtlich. Aber.. Er verhält sich einfach komisch." versuchte ich ihm ein wenig zu erklären, was ich meinte. "Ja, er nimmt sein Handy ständig mit, schreibt die ganze Zeit mit irgendjemandem und grinst wie ein Vollidiot dabei." knurrte Jimin dann, verschränkte seine Arme und schien wirklich zu schmollen. Kurz musste ich auflachen, da er einfach viel zu niedlich aussah. "Ich würde mich freuen, dich zum Lachen zu bringen, wenn ich hier nicht gerade um meine Beziehung bangen würde." lächelte er mich dann warm an, strich mir über die Haare und ich nickte nur kurz. "Entschuldige, aber du siehst einfach zu süß aus wenn du schmollst." gestand ich ihm, und etwas schien das in ihm auszulösen.

"Taehyungie.." schniefte mein bester Freund dann auf einmal, schmiss sich fast schon auf mich. "Ich bin so froh dass ich dich habe, das kannst du dir gar nicht vorstellen!" kuschelte er sich an mich, und zum ersten mal seit langem ließ ich es einfach zu. Lag es daran, dass ich gerade selbst ein wenig Zuneigung brauchte? Das war gut möglich. Ich hielt meinen besten Freund in meinen Armen, tröstete ihn und versuchte aus Yoongi Hyungs Benehmen schlau zu werden. Seit gut einer Woche war er noch verschlossener als ohnehin schon. Minnie hatte recht, er ließ sein Handy nicht eine Sekunde aus dem Auge, schrieb fast schon die ganze Zeit über mit irgendwem, schickte Fotos von sich und kicherte, VERDAMMT, er kicherte? Da war wirklich etwas nicht ganz so, wie es sein sollte.

"Wo ist Yoongi?" fragte ich dann, und Minnie hob seinen Kopf. "Er macht sich grade fertig, muss nochmal irgendwo hin, sagte er." schmollte Chim, und ich sprang fast schon aus meinem Bett. "Wo.. Wo willst du hin?" hob er fragend eine Augenbraue, kuschelte sich jedoch wieder an mein Kissen, während ich mir schnell eine Jacke überzog. "Ich verfolge Yoongi Hyung." sprach ich, und bevor mein bester Freund etwas sagen konnte, war ich schon aus der Tür, und konnte gerade noch die Wohnungstür hören. Schnell zog ich mir noch meine Schuhe an, und war noch bevor Jimin mich erreichen konnte ebenfalls verschwunden. Ich schaffte es gerade noch so, Yoongi auf der Fährte zu bleiben, der die ganze Zeit über mit seinem Handy beschäftigt war. Normalerweise war es nicht so leicht, ihn zu verfolgen, oder zu erschrecken.

Immerhin war er Personenschützer, und hatte seine Umgebung an sich gut im Auge, doch jetzt schien er so abgelenkt, dass sogar jemand wie ich ihn beschatten konnte. Wir liefen ein wenig, und ich war ziemlich froh, dass er nicht mit der Bahn oder einem Taxi gefahren war, denn ich hatte natürlich weder mein Handy noch mein Geldbeutel dabei. Nach gut 10 Minuten schien er angekommen zu sein, denn dort stand ein Mann, eine Mütze auf dem Kopf und eine schwarze Maske im Gesicht. Yoongi lief schneller auf den Mann zu, was ich nutzte, um in Hörweite der beiden zu gelangen. Verdammt, ich war wirklich so ein Ninja, das war unfassbar. Sie fielen sich in die Arme, und in mir stieg die Wut auf den Freund meines besten Freundes, denn sowas war definitiv nicht mehr nur 'Nett gemeint'. "Ich weiß, ich dich auch." lachte Yoongi, nachdem der Fremde ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte.

Das war zu viel, und ich sprang fast schon aus meinem Versteck, eilte auf Yoongi zu und riss ihn aus der Umarmung. "Wusste ich es doch!! Was fällt dir ein Jimin zu betrügen!!" stellte ich ihn zur Rede, doch er schien einfach nur unfassbar überfordert. Tja, wäre ich auch, wenn ich beim fremdflirten erwischt worden wäre! "Und was soll das überhaupt werden? Denkst du, er merkt das nicht?! Was bist du nur für-" schlug ich ihm gegen die Schulter, und mein kompletter Fokus lag auf Yoongi, der gefühlt immer kleiner vor mir wurde. Zurecht! Erst jetzt schnellte mein Blick zu dem Typ, mit dem sich Yoongi getroffen hatte. Tausende Blitze durchzogen meinen Körper, als ich in die braunen Augen sah, die mir die Welt bedeuteten. Geschockt ließ ich von Yoongi ab, versuchte herauszufinden, ob ich halluzinierte oder nicht.

"J-Jeongguk..?" stammelte ich, wusste nicht, ob das alles hier real war. Panik begann sich in mir auszubreiten. "Yoongi.." fing ich dann an, suchte direkt halt bei dem Mann, den ich eben noch angeschrien hatte. Doch er war da, hielt mich sofort fest. "Ich.. Nein. Ich bin doch schon so lange.. Es ist.." meine Gedanken überschlugen sich, ich versuchte mich selbst zu beruhigen, da noch ein weiterer Panikanfall, ein erneuter Rückfall und ein weiterer Aufenthalt in der Psychiatrie, das würde ich nicht verkraften. Viel zu sehr zerfraßen mich die Schuldgefühle, wenn ich komplett alleine auf mich gestellt war. "Nein, du bist nicht real. Ich fange nicht wieder von vorne an.. Jeongguk ist tot... Nein." wie von selbst verließen diese Worte meine Lippen, ich hielt mir meinen Kopf in der Hoffnung, nicht wieder den Verstand zu verlieren.

In meiner eigenen kleinen Welt gefangen merkte ich nicht, wie der Mann vor mir auf mich zu kam. "Taehyungie." sprach er, und wie sehr die Stimme mich an die meines geliebten Engels erinnerte. Es könnte er sein, wenn ich nicht genau wüsste, dass er tot war. Hätte ich nicht an seinem Begräbnis einen Nervenzusammenbruch erlitten, wäre ich nicht stundenlang an seinem Grab gesessen und hätte geweint. Ich hätte meinem Verstand glauben können, doch ich versuchte mich an die Realität zu halten, so grau und trostlos sie doch war.

Ich fühlte, wie warme Hände sich um meine zitternden legten, und sie von meinem Kopf lösten. Überrascht schaute ich auf, wieder in die wundervollen Augen, welche mir zu bekannt vorkamen. "Das wars.. Ich bin endgültig verrückt." gab ich zu, und hatte mich meines Schicksals schon ergeben. "Aber du bist so real.." gab ich zu, und meine Tränen rannen über mein Gesicht, ich konnte sie nicht mehr zurück halten. "So real." flüsterte ich nur, und ich war bereit, mich meinem eigenen Wahnsinn zu ergeben, als der Mann vor mir nach meinen Händen griff.

"Ich bin real, Baby." sprach er, und ich wollte mich selbst für diese Einbildung hassen, doch dann legte mein Gegenüber meine Hände an sein Gesicht, und ich merkte die warme Haut unter meinen Fingern. Geschockt schaute ich ihn an, das hier war doch eigentlich gar nicht möglich. "Jeongguk." war alles, was ich sagen konnte, als ich in das breite Lächeln meines Engels blickte. War das hier wirklich real? Stand hier der Mann vor mir, um den ich so lange getrauert hatte? Ein Nicken seinerseits riss mich aus meinen Gedanken. "Hi mein Engel." weinte er nun, und ich strich über seine weiche Haut. "Hi." mehr bekam ich nicht raus, war zu sehr damit beschäftigt, meinen Körper unter Kontrolle zu bekommen.

Meine Hände zitterten, doch ich wollte einfach nicht aufwachen. So verstärkte ich meinen Griff und wollte sicher gehen, dass das hier real war. "Du... Du lebst?" stellte ich die Frage, deren Antwort mich ein wenig beängstigte. Ein wenig, ja klar. Wieder nur ein knappes Nicken, ehe er seine Stimme ein weiteres mal erhob. "Ich lebe." sagte Jeongguk, und mein Kopf schien das alles hier so langsam zu verarbeiten, was wohl zu einer Art Kurzschluss führte, denn mit einem mal wurde mir alles zu viel und meine Welt begann sich zu drehen, mir wurde schwarz vor Augen und ich konnte mich nicht mehr auf meinen Beinen halten. Die Ohnmacht begrüßte mich, und ich hatte auf den Schmerz des Aufpralls auf den Boden gewartet, doch dieser blieb aus.

Mafia ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt