19. Kapitel

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Hinata

Den ganzen Unterricht über fragte ich mich, was auf seinem Handy denn so interessantes passiert ist, sonst war er nämlich nie so darauf fixiert. Wütend kritzelte ich irgendwelche komischen Formen auf mein Blattpapier, um etwas Dampf abzulassen. Das laute Kratzen zog sogar gelegentlich die Aufmerksamkeit meiner Sitznachbarin auf mich.

Wer hatte ihn angerufen?

Ich übte so viel Druck auf den Bleistift aus, dass irgendwann die Mine brach und irgendwo zum anderen Ende des Raumes flog. Seufzend nahm ich einen anderen aus meinem Federmäppchen und begann eine ganze Seite meines Karoblocks 'mit Kageyamas Namen voll zu schreiben.

Heimlich kreierte ich den Namen in jeder erdenklichen Schrift, die mit einfiel. Warum hatte ich es bloß so verbockt?

Aus irgendeinem Impuls heraus, setzte ich sogar einmal meinen Vornamen davor, nur um kurz darauf knallrot anzulaufen und den Block schnell wieder zuzuklappen. Als mein nervöser Blick sich wieder an die Tafel richtete, bemerkte ich, dass unsere Englischlehrerin die Stunde gerade für beendet erklärte.

Rasch schmiss ich mein Zeug in meine Tasche, denn ich hatte jetzt Training und wollte unter keinen Umständen zu spät kommen. Kageyama hatte übrigens sein Versprechen gehalten. An unserem Zusammenspiel hatte sich nicht verändert, bloß haben wir heute morgen dennoch kein Wort gewechselt und auch während des Trainings hatte er mich keines Blickes gewürdigt.

Ich wollte gerade aufstehen, als mich eine helle Stimme zurückhielt. >>Hinata?<<

Überrascht drehte ich mich um und schaute in ein hellblaues Augenpaar, das zu meiner Sitznachbarin Kana gehörte. Sie kaute nervös an ihrer Unterlippe und spielte mit eine ihrer kurzen blonden Haarsträhnen herum.

>>Ja? Was gibt's denn?<<, fragte ich ehrlich neugierig und schulterte dabei noch mal meine Tasche richtig.

Ihre Zeigefinger tockten aneinander und sie senkte leicht ihren Kopf bevor sie sprach. >>Du bist doch im Volleyballclub, oder?<<

>>Aber selbstverständlich!<< Ich trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, weil ich genau da jetzt eigentlich hin wollte.

Kana räusperte sich. >>Dann kennst du doch auch sicherlich diesen großen Schwarzhaarigen aus der Nebenklasse, oder?<<, fragte sie schüchtern weiter.

Ich verkrampfte kurz, nickte dann aber zögerlich. >>Ja, er ist unser Stammzuspieler, wieso?<<, wollte ich nun argwöhnisch wissen. Was wollte sie von ihm?

>>Nun, ja...<< Verlegen scharte sie mit ihrem Fuß auf dem Boden, und sie fing an, mir immer unsympathischer zu werden. >>Kö-könntest du ihm vielleicht meine Nummer geben?<<, spuckte sie es endlich aus und hielt mir einen kleinen Zettel bittend entgegen.

Verblüfft klappte mein Mund auf und ich starte nur einige Sekunden versteinert das Stück Papier an, bevor sich meine Brauen zusammenzogen und ich ihr scharf in die Augen sah. >>Er ist vergeben<<, log ich mit einer für mich ungewöhnlich frostigen Tonlage. Das war es also, was sie wollte. Konnte sie vergessen!

Verletzte zuckte die Blonde ihren Kopf zurück und verunstaltete ihre Gesichtszüge komisch. Vielleicht sollte das ja niedlich aussehen? >>Vergeben? An wen?<<

Mich! An mich ist er vergeben! Er gehört mir! Also lass ja die Finger von meinem Kageyama!

Doch anstatt ihr das zu sagen, brachte ich nur ein einfaches >>Ja<< heraus und verließ den Raum, bevor sie noch irgendetwas sagen konnte.

Smell, your mine [Kagehina // Haikyuu!!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt