Kapitel 3

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Er hatte Kenma dann doch noch dazu bewogen bekommen weiter zu trainieren. Der Dunkelhaarige beobachtete seinen Freund und fünf andere Teamkameraden bei den letzten Zügen eines Drei-gegen-Drei-Spiels. Sie waren gut in Form. Er richtete seine volle Aufmerksamkeit auf ihren Zuspieler. Er stand seitlich am Netz, die Knie leicht gebeugt, die Arme angewinkelt und gerade so weit vom Körper entfernt, als dass er sie blitzschnell in jede Richtung vorschnellen lassen konnte. Vom Haaransatz tropften einige Schweißperlen den schlanken Nacken entlang und verschwanden im Halsausschnitt des T-Shirts. Die bernsteinfarbenen Augen funkelten angespannt. Immer wenn der Blonde sich konzentrierte wurde sein Mund schmal und er spitzte die leicht geöffneten Lippen. Ihr Team startete einen Angriff. Kuroo hielt den Blick weiterhin auf den Zweitklässler gerichtet. Er sah, wie sich dessen Muskulatur anspannte, als der Ball auf ihrer Spielfeldseite angenommen wurde, wie sein Kinn einige Zentimeter nach oben ruckte, um die Flugbahn einschätzen zu können. Dann zurück zum Netz, ein flinker Blick nach rechts zum heransprintenden Angreifer. Der Kapitän grinste. Die Arme des Zuspielers glitten in einer fließenden Bewegung nach oben, die Finger ausgestreckt, der Blick auf den Ball, die höchste Anspannung kurz bevor er die Spitzen der obersten Glieder berührte und dann… Dann ruckte die rechte Hand zur Seite, gab dem Leder einen leichten, fast liebevollen Klaps. Die Flugbahn änderte sich ruckartig. Anstatt am Netz entlang zum Angreifer zu fliegen rollte der Ball über dessen Kante und fiel kurz darauf auf der anderen Seite des Spielfeldes zu Boden. Alle drei Spieler des gegnerischen Teams sprinteten und streckten sich vergeblich. Sie lagen allesamt dem Blonden zu Füßen und sahen zerknirscht auf. Der große Mittelblocker versuchte das Gesicht des Punktenden zu betrachten und erschauderte. Dieser stand aufrecht da, das Kinn etwas angehoben, den Blick hochmütig nach unten gerichtet. Die hellen Augen blitzen und die Mundwinkel waren wenige Millimeter zu einem hämischen Grinsen angehoben. Der Dunkelhaarige schluckte schwer. Er kannte diesen Gesichtsausdruck, er zeigte sich immer dann, wenn Kenma Spaß am Spiel bekam. Wie ein Raubtier, was nicht aus Hunger jagt, sondern aus Langeweile. Eine Katze, die zu Hause ihre Schale mit Futter stehen hat, aber im Garten Mäuse jagt und mit ihnen spielt bis diese vor Erschöpfung einfach liegen bleiben. Plötzlich änderte sich der Gesichtsausdruck des Jüngeren. Sein Blick ruckte zu seinem Kindheitsfreund. Das Funkeln erlosch, die Züge wurden weicher und nahmen die bekannt ausdruckslose Form an, die Schultern sackten in die gewohnt lockere Haltung. Er stapfte los und blieb vor dem Größeren stehen. „Wir haben gewonnen“, kam es genuschelt. Kuroo lächelte. Er war sich sicher, dass nur er es sehen konnte, dieses leichte Erröten der Wangen. Kenma freute sich über den Sieg. Er stand auf und legte eine Hand auf den schwarz-blonden Schopf. „Gut gemacht.“ Er liebte es. Er liebte es einfach, dass der Kleinere zu ihm kam, um seine Freude zu teilen, dass nur er die Stimmung seines Freundes deuten konnte. Es gab ihm ein Gefühl von Überlegenheit, es machte, dass sein Herz raste, seine Brust sich verengte, bis er das Gefühl hatte sie müsse platzen. Am liebsten würde er schreien, den Druck in seinem Inneren entweichen lassen, der ihn zu übermannen drohte. Der Dunkelhaarige straffte die Schultern, ließ die Hand vom Kopf des Jüngeren gleiten und rief laut durch die Halle: „So, fertig für heute. Alle dehnen und dann abbauen!“

Während die anderen Spieler mit Aufräumen beschäftigt waren besprach sich der Mannschaftskapitän mit den Trainern. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die aktuelle Entwicklung aller Teammitglieder festzuhalten und individuelle Trainingspläne zu entwickeln. Er seufzte als er sich an den Tisch im leeren Clubraum setzte. Hätten sie eine Managerin könnte diese die Dokumentation übernehmen, so musste er sich nach dem Training noch einmal hinsetzen und das zuvor Besprochene schriftlich festhalten. Er klappte die dafür vorgesehen Mappe auf und setzte den Stift an. Er war Rechtshänder. Zwar konnte er mit dem verletzten Finger schreiben, es war aber deutlich umständlicher als sonst. Er ärgerte sich gerade erneut über seine Unachtsamkeit als er ein leises Klacken der Tür vernahm. Hinter ihm im Raum stand eine schmale Gestalt gekleidet in einem roten Trainingsanzug. Die Ärmel der Jacke waren runtergezogen, sodass nur die Fingerspitzen rauslugten. Eine Jackentasche war auffällig viereckig ausgebeult. „Was machst du denn noch hier?“ Die Gestalt neigte den Kopf zur Seite und tapste dann auf ihn zu, um sich dann auf den freien Stuhl neben ihn plumpsen zu lassen. „Ich dachte du brauchst vielleicht Hilfe beim Schreiben.“ Der Dunkelhaarige grinste. „Dann kommst du tatsächlich wie gerufen.“ Er schob dem Blonden die Mappe und den Stift zu. „Ich diktiere, du schreibst.“ Dieser nickte, griff nach dem Stift und sah wartend auf.

But you're special (KuroKen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt