Kapitel 2

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“And that´s the reason …" Seine Gedanken drifteten ab, Englisch hatte ihm noch nie gelegen. Auf dem Hof, der sich hinter der langen Fensterfront erstreckte tummelten sich einige Erstklässler und kehrten durch den Wind verstreute Blätter zusammen. Die hinteren Fenster waren gekippt und ließen die Geräuschkulisse von außen reinschwappen. Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin und ab und zu hörte man ein Lachen durch das Rascheln der Bäume. Die Temperaturen waren angenehm und die hereinscheinende Sonne prickelte sanft auf der Hauf. Der großen schwarzhaarigen Gestalt in der hintersten Reihe fielen immer wieder die Lider zu. Heute Morgen war kein Training gewesen, ihr Coach hatte gesagt sie sollen sich von den anstrengenden Trainingsspielen zumindest einen halben Tag erholen. In jugendlicher Leichtsinnigkeit hatte er gedacht, den Abend ausgiebig nutzen zu können, wenn er schon nicht früh aufstehen müsse. Er hatte sich Yamamoto, Yaku und Kenma geschnappt und war in die nächste Spielhalle gestiefelt. Kenma hatte sie gnadenlos bei den Egoshootern abgezogen, sich dann aber vehement geweigert auch nur einen Song bei Dance Dance Revolution mit ihnen durchzuspielen und war in einem unbeobachteten Moment nach Hause geflüchtet. Yaku hatte sich gegen zehn verabschiedet, sodass nur noch Yamamoto und er übrigblieben. Nach einigem Hin und Her waren sie an einem Air Hockey Tisch hängen geblieben und hatten sich nach kurzer Zeit in einen heftigen Zweikampf reingesteigert. Als sie um kurz nach zwölf feststellten, dass sie rennen mussten, um den letzten Direktzug zu bekommen, waren beide fix und fertig gewesen. Auch wenn er später aufstehen musste als sonst war es immer noch verdammt früh gewesen in Angesicht dessen, wie spät er letztendlich ins Bett gefallen war. Ein ausgiebiges Gähnen verließ seine Kehlen. “Kuroo! Please don´t sleep during the lesson!” Er zuckte zusammen und setzte sich kerzengerade auf, ein Kichern brandete durch den Klassenraum. Der Tag fing ja gut an.

Ein paar Stunden, und einige Rüffel später saß er auf dem Boden der Sporthalle und reckte die Fingerspitzen entlang der gerade ausgestreckten Beine seinen Fußspitzen entgegen. Der Linoleumboden quietschte von den Gummisohlen, deren Besitzer sich gerade aufwärmten. Inuoka und Lev zurrten gerade das Netz fest. Yaku stand mit verschränkten Armen daneben und behielt den Halbrussen im Auge, damit dieser sich im Anschluss nicht aus dem Staub machen konnte. Er hatte in den Trainingsspielen fast jede Annahme verbockt und dafür schon ordentlich Ärger von dem kleinen Kampfzwerg bekommen. Darüber hinaus sollte er in den kommenden Trainingseinheiten seinen Fokus auf die Ballannahme legen, was ihm selbst überhaupt nicht passte. Die Blicke des großen Erstklässlers huschten immer wieder zu dem Libero und Kuroo hatte fast den Eindruck, er könne herabhängende Hundeohren sehen. Zufrieden grinste der Schwarzhaarige, sein Team funktionierte auch ohne seine direkten Anweisungen ausgesprochen gut. Er ließ die Augen weiter durch die Halle gleiten. Die meisten anderen Spieler liefen noch ihre Runden oder dehnten sich wie er selbst. Die beiden Trainer standen zusammen in einer Ecke und schienen über Spielzüge zu diskutieren. Etwas abseits entdeckte er einen blond gefärbten Haarschopf. Kenma hatte sich ebenfalls auf dem Hallenboden niedergelassen, seine Beine v-förmig vom Körper gestreckt und den Oberkörper vorn über gebeugt. Weil er mit dem Rücken zum Mittelblocker saß konnte dieser nicht sehen, wie weit der Kleinere die Fingerspitzen nach vorne gestreckt hatte, da er jedoch mit dem Bauch fast auf dem Boden zu liegen schien musste er das Dehnen heute sehr ernst nehmen. Der Schwarzhaarige wurde misstrauisch. Er richtete sich auf und blickte von einem jetzt höheren Blickwinkel auf den Zuspieler. Dieser lag tatsächlich fast gänzlich auf dem Boden, schien die Arme jedoch nicht nach vorne gestreckt zu halten, sondern stützte sich auf seinen Ellbogen ab. Seine Konzentration war auf einen Punkt genau vor ihm gerichtet, den Kuroo von seiner Position aus nicht sehen konnte. Eine Ahnung beschlich ihn und er ging auf den Jüngeren zu. Neben ihm angekommen stemmte er die Hüften in die Hände und blickte verärgert herab. “Kenma Kozume! Keine Videospiele während des Trainings!” Der schwarz-blonde Schopf ruckte hoch und ein paar bernsteinfarbener Katzenaugen blickte ihn unschuldig an. Der Kleinere hatte die Beine weiterhin wie zu einer Dehnübung ausgebreitet, mit dem Bauch lag er flach auf dem Boden. Der Oberkörper war ein Stück aufgerichtet und durch die aufgestützten Ellbogen stabilisiert. In den Händen hielt er seine geliebte Spielekonsole. Das Bild sickerte in das Bewusstsein des Teamkapitäns und seine Wangen färbten sich rosarot. “Wie kannst du so überhaupt liegen? So kann sich doch kein normaler Mensch verrenken!” Der Zuspieler verzog keine Miene. “Ich bin halt gelenkig?” Zur Bestätigung legte er die Konsole vor sich ab, griff mit der linken Hand an sein rechtes Bein, streckte den rechten Arm aus und verdrehte den Oberkörper zur Seite. Mit einem Blick als wolle er sagen ‘Tada!’ blinzelte er seinen Freund an. Dieser kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel und schloss die Augen. Nach einigen Sekunden des Sammelns wedelte er mit der anderen Hand dem Zweitklässler entgegen. “Ok, Schluss mit dem Unsinn. Geht dich aufwärmen.” Ohne Kommentar sprang der am Boden liegende auf und stapfte Richtung Bank, legte seine Konsole darauf, bevor er Lev und Yaku abpasste, um mit ihnen ein paar Bälle hin und her zu pritschen. Kuroo betrachtete die Drei. Heute würde er wohl für etwas Antrieb sorgen müssen.

But you're special (KuroKen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt