Kapitel 1

447 15 1
                                    

Eine halbe Stunde später, kommt Laura ohne ein Klopfen in mein Zimmer. "Na, fertig?" Sie schaut mich mit großen Augen an. "Willst du so gehen?" fragt sie entgeistert. "Ja wieso nicht." Entgegne ich ihr und schaue an mir runter. Ich trage eine kurze Jeansshorts, ein weißes Schulterfreies Top und süße Sandalen. Darunter meinen schwarzen Bikini. Meine dunklen Haare habe ich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Im Vergleich zu Laura sehe ich vollkommen underdressed aus. Sie steht da wie aus dem Ei gepellt. Mit Minikleid, High Heels und einer aufwendig aussehenden Frisur. "Leonie du bist ja noch nicht mal geschminkt." Sie schaut mich fassungslos an. "Ich dachte wir gehen zu einer Poolparty. Wieso sollte ich mich da schminken." Ich wollte schließlich nicht aussehen wie ein Panda, wenn ich aus dem Wasser komme. "Ich sagte Strandparty. Außerdem heißt das ja noch lange nicht, dass du auch tatsächlich ins Wasser sollst." Sie lacht. "Naja wir haben jetzt keine Zeit mehr. Sonst kommen wir vor Sonnenuntergang nicht mehr an" Sie macht auf dem Absatz kehr und läuft nach draußen. "Das fängt ja gut an" denke ich, schnappe meine Tasche und gehe hinter ihr her.

Lauras Familie in Deutschland ist sehr spendabel. Darum konnten wir uns auch dieses Apartment in Brooklyn leisten. Meine Eltern sind als Anwälte zwar auch nicht gerade arm. Allerdings waren meine Eltern mit Ihrem Geld nie so großzügig. "Geld muss man sich verdienen, Leonie. Das bekommt man nicht einfach geschenkt" höre ich die Stimme meines Vaters in meinem Kopf sagen. Also habe ich während meines Studiums nebenher gearbeitet, um für unseren Aufenthalt in den USA zumindest einen Wagen zu besorgen. Das hat immerhin für einen älteren BMW 1er gereicht. "Mir gefällt das Auto" denke ich, während ich einsteige und den Motor starte. Laura nimmt neben mir auf der Beifahrerseite platz und tippt auf Ihrem Handy. "Sagst du mir jetzt auch, wo ich hinfahren soll", frage ich voller Erwartung. "Jaja, ich suche die Adresse doch schon. Paul hat Sie mir geschickt. Fahr doch einfach schonmal los." sagt sie, ohne den Blick von dem Display zu nehmen. Um nicht einen weiteren Streit zu provozieren, verdrehe ich die Augen und setze den Blinker. "Ha, ich hab's." ertönt es freudig neben mir. Ich sehe im Augenwinkel, wie Laura die Adresse in das Navi eintippt.

"SOUTHAMPTON????" Schreie ich beinahe und Laura zuckt neben mir zusammen. "Das sind fast zwei Stunden Fahrt!!!" ich bin total entsetzt. "Ja, aber kein Grund mich so anzuschreien." "Du willst echt für eine doofe Party vier Stunden im Auto sitzen?!" ich kann es noch immer nicht glauben. "Naja erstmal sind es ja nur zwei Stunden und alles weitere werden wir sehen, wenn wir da sind." Sie blickt mich selbstzufrieden an und grinst.

Manchmal glaube ich, dass wir niemals befreundet wären, wenn wir uns nicht schon seit dem Kindergarten kennen würden. Wir sind so unterschiedlich wie wir es mehr nicht sein könnten.

Die Fahrt selbst verläuft relativ ruhig. Laura schaut alle paar Minuten in den Spiegel oder singt zu den Songs, die im Radio laufen mit. Und ich grüble die meiste Zeit darüber nach, ob dieses Abenteuer die richtige Entscheidung gewesen ist, oder ob ich nicht lieber hätte in Deutschland bleiben sollen.

"In 500 Metern haben Sie Ihr Ziel erreicht." reißt mich die freundliche Stimme des Navis aus meinen Gedanken. Ich bemerke, wie Laura sich neben mir unweigerlich aufrichtet und abermals einen Blick in den kleinen Spiegel wirft. Wir fahren auf ein riesiges eisernes Tor zu. Dahinter ist am Ende einer langen Auffahrt ein riesiges Haus zu sehen. "Sicher das wir hier richtig sind?" frage ich. "Sieht ehrlich gesagt nicht danach aus. "Doch klar. Stehen doch einige Autos vor dem Haus." Laura scheint sich im Gegensatz zu mir kein bisschen unsicher zu fühlen. "Fährst du jetzt weiter, oder was?!" sagt sie auffordernd. "Weißt du wenigstens wessen Party das ist?" frage ich und habe mittlerweile ein wirklich ungutes Gefühl. "Ne keine Ahnung. Aber Paul meinte er hat uns auf die Gästeliste schreiben lassen. Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken. Hier laufen doch mehr als genug Leute rum, die offensichtlich zur Party gehören." Ich schicke ein letztes Stoßgebet an den Himmel und fahre durch das Tor die Auffahrt entlang...

Sin with SebastianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt