5. Die Wahrheit für Lance

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„Wuff", bellte er, bevor wir uns auflösten und wieder beim Feuer auftauchten. Lance rannte schon fast zu Red, damit er sich neue Sachen anziehen konnte. Ich hingegen blieb stehen und seufzte tief. Mit meinen Fingern massierte ich mir meinen Nasenrücken, während Kosmo sich an mich schmiegte. Mit meiner freien Hand streichelte ich durch sein weiches Fell, bis ich die Stimme meines Kumpanes hörte. „Scheint so, als würde er dich und mich komplett akzeptieren." Meine Augen öffnete ich schlagartig, weil mir ein Satz durch den Kopf schlich. Mein Blick wanderte zu Kosmo, welcher seinen Kopf schief legte. Ich hingegen verstand den Satz langsam.

„Er soll mich akzeptieren ... dann wo ist der schwarze Löwe?", murmelte ich leise, bevor ich meinen Kopf drehte und in die ferne sah.

„Schwarzer Löwe? Wovon sprichst du da?", harkte Lance nach, der sich mir gegenüber hinstellte und sichtlich verwirrt wirkte.

„Ich ... ich habe Shiro getroffen", murmelte ich so leise, dass ich die Hoffnung hatte, dass er es nicht hören würde, jedoch sagte mir sein Gesicht, dass er es gehört hatte. Seine Augen wurden groß und funkelten mich glücklich an.

„Wann?! Wo?!"

„Als ich durch den Aufprall ohnmächtig war, war ich in einer Art anderen Dimension. Shiro erschien mir und hat mir erzählt, warum er ging und wer nun das Team leiten soll ..."

„Wie bitte? Shiro wird uns doch nicht einfach so hängen lassen!"

„Lance, er ist ... er wird nicht wiederkommen können", versuchte ich es, doch setzte er direkt zum Kontern an, weshalb ich ihm das Wort abschnitt. „Er ist Tod!" Als ob man den Ton ausgestellt hatte, wurde es um uns herum mucksmäuschenstill. Weder ein Vogel, noch den See konnte man hören. Es war so leise, dass ich meinen eigenen Atem hören konnte, genauso wie den von Lance. Lance sah zudem so aus, als würde er jeden Moment umfallen, weshalb ich auf ihn zu ging. Doch als ich ihn an der Schulter anfassen wollte, schlug er meine Hand weg.

„Lüg mich nicht an, Keith! Shiro ist niemals Tod! Er ... er ist ... er ist Shiro!!!" Ich verstand Lance Reaktion nur zu gut. Ich wollte es auch noch immer nicht wahrhaben, jedoch ...

„Lance, sieh mir in die Augen", meinte ich ruhig, nachdem er seinen Blick von mir abwandte. Es dauerte einige Momente, bis er meinen Worten nachkam. „Shiro wurde von Hagar gefunden. Um uns zu beschützen, hat er sich geopfert und den schwarzen Löwen weggeschickt. Wir ... wir können nur den Löwen finden und darauf hoffen, den Krieg zu gewinnen." Langsam sprach ich auf ihn ein, weil ich selber sehr mit meinen Gefühlen zu kämpfen hatte.

Shiro war so etwas wie ein Vater für mich gewesen. Er war für mich da gewesen, obwohl ich ihm nichts außer Probleme bereitet hatte. Mit offenen Armen hatte er mich aufgenommen und mir alles beigebracht, was ich wusste. Niemals hatte er mich aufgegeben gehabt. Immer wenn ich kurz davor war, nicht mehr weiter zu machen, war er da und hat mich unterstützt. Egal was es war, er war da gewesen. Hatte sogar immer einen passenden Rat für mich gehabt.

„Keith ...", mit diesen Worten riss mich Lance aus der Vergangenheit. Seine Augen glänzten etwas, doch kämpfte er dagegen an. „Das ... das darf nicht sein ... wir müssen ihn retten!" Nicht lauter wie ein Hauchen, waren diese Worte. Jedoch laut genug für mich, um die letzten Meter zu überwinden und meine Arme, um ihn zu legen. Woher ich diese Kraft nahm, um ihn nun in den Arm zu nehmen, war mir schleierhaft. Das Gefühl, welches ich dafür jedoch bekam, fand ich angenehm. Lance war warm und irgendwie fühlte es sich ziemlich gut an, ihn so in den Armen zu halten.

Er brauchte einige Sekunden, bis er seine Arme auch um mich legte. Daraufhin dauerte es nicht mal eine Sekunde, bis ich das erste Schluchzen hörte. Lance weinte für mich, während ich nichts anderes tun konnte, als ihn festzuhalten.

Wie lange wir so da gestanden hatten, wusste ich nicht. Irgendwann löste sich Lance von mir, um sich über die Augen zu wischen und mich anzusehen. Ich hatte bisher noch keine Träne vergossen, doch mein Blick sagte Lance wohl, dass ich trauerte. Er erwiderte nämlich mehrere Minuten nichts, bis ...

„Wer ... wer soll das Team leiten?"

„Ich." Mehr brauchte ich nicht sagen, damit er versteht. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er dagegen protestiert und sich zum Leader ernennen wird, doch dem war nicht so.

„Wenn das sein letzter Wunsch ist, dann werde ich diesen respektieren", meinte er, wobei er mir fest in die Augen sah. Ich suchte nach dem Scherz, jedoch fand ich diesen nicht. „Schau mich nicht so an", fügte er glucksend hinzu, woraufhin er auf mich zu kam und eine Hand auf meine Schulter legte. Augenblicklich durchzogen diese Stelle kleine Blitze und für einen kurzen Augenblick, konnte ich Shiro vor mir sehen. Wie er mich aufmunternd anlächelte und mir damit viel Glück wünschte. Schnell schloss und öffnete ich meine Augen, wodurch ich nun endlich wieder Lance sah, der mir aber genau dasselbe Lächeln schenkte, wie es Shiro getan hatte. „Ich akzeptiere, dass du der neue Leader bist. Niemand außer die hätte es verdient, den schwarzen Löwen zu fliegen und uns zu leiten."

Mir fehlten die Worte. Ich wusste nicht, was ich darauf hätte sagen können. Viel zu sehr, war ich darüber erstaunt, dass er doch tatsächlich nichts dagegen einzuwenden hatte. Seit wir die Löwen hatten und Voltron waren, wollte er immer der Leader sein. Der sein, der sagt, wo es lang geht. Doch jetzt? Jetzt handelte er vernünftig und ... und akzeptiert mich!

„Keith? Hey, was ist los? ... du brauchst dir keine Sorgen machen. Du kannst das, immerhin bist du nicht allein. Zusammen schaffen wir das", lächelte er mich, mit einem Augenzwinkern an. „Du kannst das, Keith. Wenn du akzeptierst wirst, wirst du alles schaffen. Allein ist man nicht stark, aber zusammen." Shiros Worte tauchten schon wieder in meinem Kopf auf. Lance Worte klangen fast genauso wie die, von Shiro. Mein Kopf schmerzte plötzlich höllisch, weswegen ich meine Hand nahm und mir den Kopf hielt. „Keith?"

Zwar hörte ich Lance Stimme, doch antworten konnte ich nicht. Ihn sehen war mittlerweile auch total schwierig, weswegen ich meine Augen einfach schloss und zu ließ, dass mich die Dunkelheit umhüllte.

Wie lange ich durch die Dunkelheit gewandert war, wusste ich nicht. Irgendwann jedoch spürte ich etwas Kühles auf meinem Kopf und etwas Warmes um mich herum. Müde öffnete ich meine Augen, woraufhin ich Bekanntschaft mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages machte. Murrend kniff ich meine Augen wieder zu, ehe ich sie langsamer öffnete und neben mich sah. Sofort erblickte ich dunkelblaues Fell, wodurch mir klar wurde, dass Kosmo es war, der mich hier wärmte.

Ächzend setzte ich mich auf, woraufhin Kosmo seinen Kopf anhob und mich freudig anbellte. Dadurch das er bellte, hörte ich, wie etwas auf den Boden fiel. Sofort sah ich dort hin, wodurch ich Lance sah, der seinen Helm hatte fallen lassen.

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